Mehrwegsystem gescheitert? Einweg nimmt weiterhin zu
Was kann ich tun?
Ist das nun eine wieder befüllbare Mehrwegflasche? Oder doch nur eine bepfandete Einwegflasche? Wie kann ich beim Einkaufen mithelfen, dass endlich mehr umweltschonende Mehrwegflaschen genutzt werden und die seit Jahren größer werdende Verpackungsflut abnimmt? Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe empfiehlt auf den Pfandbetrag zu achten:
"Wenn der Pfandbetrag 8 oder 15 Cent beträgt, dann handelt es sich um Mehrweg. Hier kann man zumindest unter Umweltgesichtspunkten bedenkenlos zugreifen. Ist der Pfandbetrag 25 Cent, dann ist in aller Regel das Produkt ein Einwegprodukt."
Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe
Pfand auf Einweg- und Mehrwegflaschen
Seit 2003 zahlt man in Deutschland Pfand auf beides: Einweg- und Mehrwegflaschen. Geholfen hat diese Regelung den Mehrwegflaschen nicht. Im Gegenteil: Der Anteil der Mehrwegflaschen sinkt seit Jahren, während Einweg boomt und der Verpackungsmüll wächst und wächst. Schuld daran sei in erster Linie die große internationale Getränkeindustrie, sagt Jürgen Resch:
"Mehrweg unterstützt vor allem regionale, kleinere Unternehmen und ist deswegen für große internationale Konzerne ein klares Feindbild."
Jürgen Resch
Freiwillige Kennzeichnung
Immerhin soll sich jetzt etwas an der schlechten Kennzeichnung von Getränkeverpackungen ändern: Der Handel hat bis Ende 2017 eine freiwillige Kennzeichnung angekündigt. Es soll künftig auf dem Etikett von Einwegflaschen oder Dosen deutlich das Wort EINWEG stehen, auch das Wort PFAND mit konkreter Angabe über die Pfandhöhe. Allerdings gilt das nur für etwa 80% der Getränke, da nur ein Teil der Unternehmen mitmachen will.
Politik handelt nicht
Bleibt also nur noch die Politik, die die Mehrwegflaschen fördern könnte. Seit Jahren ist das ihr erklärtes Ziel: Mindestens 80% ökologisch vorteilhafte Verpackungen bei Getränken! Und ökologisch vorteilhaft das heißt in den allermeisten Fällen Mehrweg. Doch davon sind wir mit weniger als 50% Mehrweg wieder weit entfernt. Im aktuellen Entwurf für ein neues Verpackungsgesetz ist die Zielquote von 80% sogar ganz verschwunden. Sie wäre „rechtlich nicht durchsetzbar“, heißt es.
"Wir finden das eigentlich richtig schlimm, dass wir keine klaren Regeln mehr ordnungsrechtlich durchsetzen, sondern dass sich die Politik darauf einlässt, mit Teilen des Handels und der Industrie zu dealen und dann dankbar ist, wenn 80% mitmachen."
Jürgen Resch
Und so sind es doch erstmal wieder wir Verbraucher im Supermarkt, die sich für unsere Umwelt einsetzen müssen. Also: Wo immer es geht regionale Mehrwegflaschen kaufen.