O helles Licht, erleuchte meine Nacht Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt
Die Welt ist nur Schein, ein Gaukelspiel der Widersprüche und Mehrdeutigkeiten. Alles kann täuschen, lügen, trügen. Alles ist nichtig, alles ein Raub der Zeit. Throne stürzen, Mauern fallen, Freundschaften und Schwüre brechen. Was Menschen schaffen, vergeht. Leben heißt sterben, kein Aufstieg ohne Untergang! Im Mahlstrom der Vergänglichkeit, im Labyrinth der Laster, Begierden, Täuschungen gibt es nur eine Sicherheit: Gott allein ist Wahrheit und Dauer. Gott allein steht über der Zeit. Gott allein wankt nicht, trügt nicht, ist treu und gerecht.
Versuchung ist der Fluch der Welt
Augenschein und Wirklichkeit, Endlichkeit und Dauer, Lüge und Wahrheit sind unversöhnliche Gegensätze. Der Mensch hat teil an beidem: Sein Leib ist sterblich, aber seine Seele ist zur Ewigkeit berufen. Doch die Seele ist ständig bedroht. Gott hat sie durch den Opfertod seines Sohnes von der ewigen Verdammnis freigekauft. Aber sie kann erneut verloren gehen. Die Gefahr wurzelt im freien Willen, in der freien Entscheidung zwischen Gut und Böse.
Auff Menschen auff! Gebt acht auff eure Sachen!
Die Seele ist dem Menschen zur Obhut anvertraut. Sie kann - geläutert, gestärkt und geschmückt durch ein frommes Leben -, über den Tod triumphieren und zu Gott heimkehren. Sie kann aber auch fallen und für immer verderben: Durch die Welt des falschen Scheins, durch Nachstellungen und Einflüsterungen des Teufels, durch Geilheit und Gier des Fleisches, durch Laster und Sünde.
Die Stunde der Wahrheit schlägt, wenn Gott am Ende aller Tage strenge Rechenschaft fordert. Das letzte Strafgericht ist keine Metapher. Im 17. Jahrhundert ist es eine angstbesetzte, peinigende, unentrinnbare Gewissheit: Ewige Feuerqualen und schärfste Höllenpein sind allen bestimmt, denen irdische Lüste wichtiger waren als himmlische Freuden.