Bayern 2 - radioWissen


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O helles Licht, erleuchte meine Nacht

Von: Simon Demmelhuber / Sendung: Carola Zinner

Stand: 27.09.2016 | Archiv

Zeitgenössiches Porträt des deutschen Dichters Andreas Gryphius (1616-1664) | Bild: picture-alliance/dpa
Literatur und MusikRS, Gy

Muss man den kennen? Ja, muss man. Unbedingt! Andreas Gryphius ist ein lyrischer All-time Champion, ein Seelenflüsterer und Sprachberserker. Wer sagt, der Barockdichter sei vor 350 Jahren gestorben, lügt. Gryphius lebt. Und wie.

Dass er zu den ganz Großen, den Einzigartigen, allzeit Glänzenden und Wichtigen gehört, steht außer Zweifel. Das war schon seinen Zeitgenossen klar. "Wer reden ihn gehört, der hat ihn donnern hören", rühmt ihm der Dichterkollege Lohenstein in die Unsterblichkeit nach. Völlig zu Recht!

Der am 2. Oktober 1616 geborene Andreas Gryphius ist ein poetisches Kraftpaket, ein begnadeter Sprachfeuerwerker und lyrisches Schwergewicht der Extraklasse. Was er in seinen Oden, Sonetten, Epigrammen und Theaterstücken an Wucht, Finesse, Farbigkeit aber auch experimenteller Neugier aufbietet, ist auf sprachliche Intensivierung und gesteigerte Wirksamkeit angelegt: Dieser Dichter will wecken, warnen, wachrütteln. Er will die sündenverstrickte, gottvergessene Menschheit zur Betrachtung der ewigen Wahrheit führen, will die Vergänglichkeit alles Irdischen demaskieren und die nichtige Eitelkeit der Welt entlarven.

Um die Sünder retten, muss er ihre trägen und verstockten Gemüter bußfertig kneten, muss Emotionen schüren, muss Angst, Furcht und Schrecken aber auch Freude, Liebe und Hoffnung erregen. Der Geist muss schaudern, seufzen, ächzen, Reuetränen müssen fließen. Alles Grelle und Krachende, die Fülle der Metaphern, Ballungen, Steigerungen hat am Ende nur ein Ziel: Der Rufer und Mahner Gryphius will die gefährdete Seele aus dem Chaos der Zeitlichkeit hinüberretten in den Frieden und die Ewigkeit Gottes.

Ist das langweilig, altbacken, belanglos und überflüssig? Nein. Kein Stück! Gryphius ist ein mitreißendes Leseabenteuer, das die Zeit verlustfrei und ohne Altersspuren überdauert hat.

Barocke Seelenlagen

Berg im Nebel | Bild: colourbox.com zur Übersicht O helles Licht, erleuchte meine Nacht Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt

Vanitas et omnia vanitas! Alles ist eitel! Die Klage des Predigers Salomo ist das Motto des Barock: Nichts hat Bestand. Wirrnis, Drangsal und Tod sind das Los des Menschen. Wo ist Rettung, wo ein Halt im Sturm der Vergänglichkeit? [mehr]

Lyrik als Lebensschule

Historischer Druck, Kupferstich von 1653, Porträt von Andreas Gryphius aus dem Bildatlas zur Geschichte der Deutschen Nationalliteratur von Gustav Könnecke, 1887 | Bild: mauritius-images zur Übersicht O helles Licht, erleuchte meine Nacht Das Leben verstehen und erkunden mit Lyrik

Lyrik ist kein Spiel mit leeren Worten. Jedenfalls nicht für Andreas Gryphius. In seinen Versen steht die Seele zitternd vor Gottes ewigen Richterstuhl. Seine Oden und Sonette sind die Bühne einer fortwährenden Daseinserkundung. [mehr]

Wirkung ist alles!

Porträt von Andreas Gryphius | Bild: mauritius-images zur Übersicht O helles Licht, erleuchte meine Nacht Mit starken Worten zu echten Gefühlen

Der Barockdichter Gryphius lässt es richtig krachen. Er wuchtet "Zentner-Worte", türmt Metapherngebirge, er rasselt, blitzt, donnert, lärmt und tobt. Wirkung ist alles! Aber nur, wenn der Zweck die herben Mittel heiligt. [mehr]

Das Sonett

Historische Handschrift von Andreas Gryphius um 1640 aus dem Bildatlas zur Geschichte der Deutschen Nationalliteratur von Gustav Könnecke, 1887 | Bild: mauritius-images zur Übersicht O helles Licht, erleuchte meine Nacht Das Sonett als strukturelle Diagnose der Welt

Frisch aus Frankreich und Italien importiert, legt das Sonett in Deutschland eine Blitzkarriere hin. Gryphius schöpft das Potenzial der Gedichtform virtuos aus: Er nutzt sie als Modell der Ambivalenz des menschlichen Seins. [mehr]

Das "Ich" bei Gryphius

"Ich" | Bild: colourbox.com / BR zur Übersicht O helles Licht, erleuchte meine Nacht Wen meint er eigentlich mit "Ich"?

Wenn Gryphius "ich" sagt, liefert er kein Selfie in Versen. Sein "lyrisches Ich" ist keine gereimte Indiskretion. Es ist eine Einladung, ein befristetes Leihangebot, ein "Ich" auf Zeit, das sich der Hörer oder Leser borgen kann. [mehr]

Luthers Bastion

Zeitgenössiches Porträt des deutschen Dichters Andreas Gryphius (1616-1664) | Bild: picture-alliance/dpa zur Übersicht O helles Licht, erleuchte meine Nacht Gryphius zwischen den Fronten der Konfessionen

Im 17. Jahrhundert ist Schlesien der Schauplatz heftiger Kulturkämpfe. Habsburg schickt die Jesuiten als Stoßtrupp der Gegenreformation. Gryphius wehrt sich mit geschliffenen Worten gegen die katholische Übernahmeschlacht. [mehr]

Hätten Sie's gewusst?

Quiz - Fragezeichen | Bild: colourbox.com zur Übersicht Andreas Gryphius Testen Sie Ihr Wissen!

Seine Gedichte haben 350 Jahre mühelos überdauert. Die Wucht seiner Verse, die formale Perfektion seiner Lyrik spricht uns noch heute an. Was wissen Sie über den Mann, der zu den wichtigsten Dichtern des 17. Jahrhunderts zählt? [mehr]


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