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Mutter Courage und ihre Kinder Glossar

Stand: 22.09.2009 | Archiv

BegriffErklärung
Bälg Dialektale Verkürzung für "Bälger", umgangssprachlich für Kinder
Chamäleon Ein Reptil, das seine Farbe der Umgebung anpassen kann; hier ist ein Mensch gemeint, der sich auf schillernde Weise seiner Umgebung anpasst.
Dreißigjähriger Krieg Er dauerte von 1618 bis 1648, war gleichzeitig ein Krieg zwischen protestantischen und katholischen Mächten und ein Konflikt um das Gleichgewicht der europäischen Mächte. Innerhalb Deutschlands bekämpften sich die Katholische Liga und die Protestantische Union, auf europäischer Ebene wurde der habsburgisch-französische Gegensatz ausgetragen. Auf der einen Seite standen die habsburgischen Mächte Österreich und Spanien, auf der Gegenseite Frankreich, Niederlande, Dänemark und Schweden.
Episches Theater Brecht wendet sich mit seinem Entwurf eines Epischen Theaters gegen die Unterscheidung zwischen dramatischer und epischer Form, die auf Aristoteles zurückgeht. Die immer komplexer werdende Welt bedingt für ihn, dass es nicht mehr ausreicht, einfach handelnde Personen darzustellen. Die Gesellschaft, die die Handlungen von Personen hervorruft, wird auf diese Weise im 20. Jahrhundert nicht mehr transparent. So arbeitet er mit Erzähler und informierenden Zwischentiteln. Der Schauspieler soll als Schauspieler erkennbar bleiben. Auf diese Weise soll die aristotelische Einfühlung verhindert werden. Vielmehr sollen die Zuschauer die veränderbaren Gesetze und Regeln der Gesellschaft verstehen. Ein wichtiges Darstellungsmittel ist dabei der sogenannte "Verfremdungseffekt" (s. unten).
Exekution Hinrichtung
Faschistisch Adjektiv von Faschismus, der eine antidemokratische, antiliberale und antikommunistische Ideologie bezeichnet.
Feldprediger Militärgeistlicher
Feldwebel Ein Unteroffiziersdienstgrad beim Militär
HauptleutPoetische oder auch dialektale Verkürzung von Hauptleute, dem Plural von Hauptmann
Höllenschlund Bildliche Bezeichnung für den Eingang der Hölle, in den man wie in einen Schlund hineingezogen wird
Intellektueller Person, die in Kunst, Literatur oder Wissenschaft tätig ist, sich geistig damit auseinandersetzt oder dessen Weltbild davon geprägt ist.
Kalkül Formales Regelsystem. Allgemein sprachlich wird es meist im Sinne von Abwägung oder Erwägung benutzt
Kapitalakkumulation Die durch Sparen und Investieren des Mehrwertes vorangetriebene Erweiterung des Kapitals
Klassengegensätze Der Gegensatz zwischen denjenigen, die das Kapital besitzen und denen, die für sie arbeiten. Sie werden nach der Theorie von Karl Marx durch die ungleiche Verteilung der Produktionsmittel erzeugt.
Konformismus Bezeichnet eine Anpassung an gesellschaftlich vorherrschende Regeln und Normen um jeden Preis
Marketenderin Die soldatische Truppe betreuende und begleitende Händlerin
Marxist Anhänger der auf Karl Marx (1818 –1883) zurückgehenden kommunistischen Lehre
Mehrwerterzeugung Im allgemeinen Sprachgebrauch kann Mehrwert als Synonym für Wertschöpfung, also für den Gewinn, den man bei einer Produktion erzielt, benutzt werden. Bei Marx ist Mehrwerterzeugung die spezifisch kapitalistische Form des Wirtschaftens.
Mythos Die ursprünglichen Mythen sind erzählende Menschheitsüberlieferungen, die existentielle Fragen des Menschen, der Menschheit und der Welt aufgreifen. Im modernen Sprachgebrauch wird Mythos aber oft für etwas verwandt, das eine allgemeine Auffassung repräsentiert, ohne dass es einer verstandesmäßigen Erklärung zugänglich ist.
ParadoxWiderspruch
Propagandainstrument Propaganda ist die gezielte Verbreitung einer, meist politischen, Botschaft. Ein Propagandainstrument kann dementsprechend eine Zeitschrift, das Fernsehen, eine Flugschrift, ein Plakat oder ein anderes Instrument zu Verbreitung der Botschaft sein.
Regimentskasse Die Kasse einer mittelgroßen militärischen Formation
Schindanger Ursprünglich ein gemeinsamer Dorfplatz, auf dem das Vieh gehäutet und verscharrt wurde; Hingerichtete und Menschen, denen kein kirchliches Begräbnis zugestanden wurde, wurden vielfach ebenfalls dort begraben
Verfremdungseffekt Verfremdung im Sinne Brechts und des Epischen Theaters bedeutet eine Darstellung, die eine Distanzierung des Zuschauers erlaubt. Ein Verfremdungseffekt wird zum Beispiel dadurch erzielt, dass zwischen den einzelnen Szenen oder Bildern ein Chor auftritt oder einer der Protagonisten aus dem Handlungsverlauf austritt und in Richtung Publikum reflektiert oder informative Texte eingeblendet werden, anstatt große Gefühle erlebbar zu machen.
Werber Hatten die Aufgabe Zivilisten zum Kriegsdienst anzuwerben.

Personen

PersonWerdegang
Brecht, Bert (1898-1956) In Augsburg bei München geborener deutscher Schriftsteller. 1918 Lazarettsoldat im 1. Weltkrieg. 1922 erste Veröffentlichungen und Aufführungen, in denen sein Interesse an Kommunismus erkennbar wird, ab 1924 Dramaturg im Deutschen Theater in Berlin. Er sympathisiert mit kommunistischen Ideen, wird aber kein Mitglied der kommunistischen Partei. 1933 emigriert Brecht mit seiner Familie aus Nazideutschland ins dänische Exil und widmet sich antifaschistischen Werken. 1935 erkennen ihm die Nationalsozialisten die deutsche Staatsbürgerschaft ab. 1940 geht er ins Exil nach Finnland, 1941 wird sein Werk "Mutter Courage und ihre Kinder" in der Schweiz uraufgeführt, er selbst zieht nach USA. Nachdem er 1947 vor das "Komitee für unamerikanische Tätigkeiten" treten soll, zieht er in die Schweiz, 1949 dann in die DDR. Am 14. August 1956 stirbt der engagierte Schriftsteller an einem Herzinfarkt.
Fernau, Rudolf (1898-1985) Eigentlicher Name: Andreas Rudolf Neuberger; Schauspieler, ehemaliger Bewohner der Künstlerkolonie Berlin, spielte in zahlreichen Theaterstücken und Filmen mit.
Valentin, Karl (1882-1948) Der große Kabarettist trat neben seiner Bühnentätigkeit auch in 40, meist kurzen, Filmen auf. 1922/23 spielte er unter der Regie Brechts und Erich Engels den surrealistischen Film "Mysterien eines Frisiersalons".

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