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Porträt eines Genies

Von: Jens Berger / Sendung: Florian Hildebrand

Stand: 20.02.2015 | Archiv

Albert Einstein: Porträt eines Genies

GeschichteMS, RS, Gy

War es sein freundliches 'Wuschelhaarlächeln', das diesen "Physiker des Jahrtausends" so schnell weltweit zur Ikone machte? Oder seine Relativitätstheorie? Albert Einstein bleibt im Gedächtnis: als Wissenschaftler und weiser Mann.

Ein Wunderjahr für Einstein und für die Physik

Die Welt staunte nicht schlecht, als da ein unbekannter kleiner "Experte dritter Klasse" im Berner Patentamt vier Auf­sätze veröffentlichte, die am Weltbild rüttelten. 1905 war das. Und Einstein war eigentlich nur ein Feierabendtheoretiker, ein Hobbyforscher also. Aber was behauptete er da nicht für unerhörte Sachen! Der Raum krümme sich, Raum und Zeit sei­en nicht voneinander getrennt zu betrachten, Energie und Masse seien zwei Seiten einer Medaille und Ähnliches. Obwohl fast niemand seine "Re­lativitätstheorie" wirklich verstand, wurde Albert Einstein schnell zu einem Liebling der Presse und der Öffentlichkeit, worüber er sich selbst wunderte. Ein besonders talentierter Selbstdarsteller war er nämlich nicht, sondern machte lieber Witze über sich und seine Erfolge.

Sitzfleisch und Denkschmalz

Aber er hatte eine andere Begabung: Er konnte sich in ein Problem hineinbohren und erst wieder erschöpft zum Vorschein kommen, wenn er alle Neben- und Irrwege ausprobiert hatte und schließlich jenen fand, der zum Ziel führt. So war auch seine Relativitätstheorie schon beinahe fertig, als er immer noch keine knappe, zusammenfassende Formel gefunden hatte. Die Rechnerei dahinter bereitete ihm ziemliche Schwierigkeiten, obwohl er in Mathe immer gut war. Als er schließlich einen ganz früh verworfenen Lösungsweg wieder aufnahm, war die Sache bald klar: E=mc2. Aber Einstein musste noch bis 1919 warten, bis er seine Allgemeine Relativitätstheorie wirklich beweisen konnte, denn dazu brauchte er eine Sonnenfinsternis. Mehrere Expeditionen machten sich deshalb nach Australien auf den Weg. Bei der einen spielte das Wetter nicht mit, bei einer anderen gab es technische Probleme mit den Fotoplatten. Doch der letzten ge­lang es. Endlich konnte er den lang erwarteten Nobelpreis in Empfang nehmen. Das Preisgeld hatte er nämlich schon vor Jahren seiner ersten Frau versprochen, die die beiden Söhne aufzog und dringend das Geld brauchte. Dass sich das Nobelkomitee entschied, ihm den Preis nicht für die Relativitätstheorie, sondern für die Entdeckung des fotoelektrischen Effekts zu verleihen, spielte dann auch keine Rolle mehr. Heute wissen wir, dass ohne diese Entdeckung Solarzellen, LEDs und Laser nicht möglich wären.

Pazifist, Vegetarier, Sockenverweigerer

Mittlerweile war Einstein zum bekanntesten Wissenschaftler aufgestiegen. Lag es an seiner Erscheinung, die so gar nicht dem ehrwürdigen Gelehrten entsprach? An seinen Thesen, die für den Laien so hübsch mystisch klingen? Er selbst lachte darüber und nahm sich und das Getue um ihn nicht so ernst. Alles übermäßig Verkrampfte war ihm sowieso verhasst, z. B. bereits der militärische Drill am Münchner Gymnasium. Dennoch hatte die­ser Mann, der in sechs Ländern Staatsbürger war, klare moralische Regeln und Ziele. Er war Pazifist und dabei auch noch prominent - das war damals selten. Wie passt das zu jenem berühmten Brief, in dem Einstein dem amerikanischen Präsidenten ans Herz legte, eine Atombombe zu entwickeln?

Ein ungelöstes Problem

Bei allen physikalischen Erfolgen hatte Einstein bis zum Schluss ein Problem: die Quantenphysik. Er konnte sie nicht leiden - mit all ihren Unschärfen, ihren Wahrscheinlichkeiten und Zweideutigkei­ten, ihren Experimenten, in denen der Betrachter sogar selbst das Ergebnis beein­flusst. Das war für Einstein ein fragwürdiger Zeitvertreib. "Was soll ein Physi­ker mit einer Theorie, die zu keinen klaren Voraussagen führt?" Aber immer noch ist es das höchste Ziel der Physiker, jene Welt­formel zu finden, mit der sich gleichzeitig alles erfassen lässt, was physikalisch um uns herum passiert - im Kleinsten wie im Größten. Dazu müsste man Quantenmechanik und Relativitätstheorie vereinigen können, also jene beiden Bereiche der Physik, die die Wirkungen im ganz Kleinen und ganz Großen beschreiben. Noch widersprechen sie sich. Auch Einstein ist hieran letztlich gescheitert.


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