Der Deutsche Bauernkrieg Im Bauernstand gärt es
Im späten 15. Jahrhundert sind die Verluste, die verheerende Pestwellen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation verursacht haben, wieder ausgeglichen. Die ländliche Bevölkerung nimmt deutlich zu. Neben Grundherren, die eigene Güter betreiben, und relativ wohlhabenden Mittelstandsbauern, die für den Markt produzieren, hat sich eine unterbäuerliche Schicht gebildet. Hofteilungen sind in diesen Kreisen kaum mehr möglich. Eine wachsende Zahl von Menschen bewirtschaftet Kleinstanwesen, die sie nur unzureichend ernähren. Zahlreiche Verarmte drängen in die Städte, doch diese begrenzen den Zuzug.
Die Fürsten greifen nach der Macht
Den Aufstieg der Fürsten zu unabhängigen Landesherren bekommt im späten Mittelalter die gesamte Landbevölkerung deutlich zu spüren. In etlichen Dörfern leben Freie, Hörige und Leibeigene nebeneinander; lokale Angelegenheiten werden häufig nach Gewohnheitsrecht geregelt.
Mit dem Ziel der Rechtsvereinheitlichung installieren die Territorialherrscher das Römische Recht. Es spricht den Herren das Obereigentum an Grund und Boden zu und drückt die Bauern in den Stand von Leibeigenen herab. Eine politische Mitbestimmung bleibt der Bauernschaft versagt: Sie zählt nicht zu den Landständen (Adel, hohe Geistlichkeit, Städte), mit deren Vertretern sich die Fürsten auf Landtagen über Steuer- und Gesetzesfragen beraten.
Zunehmende Belastung der Landbevölkerung
Um ihre Söldnerheere zu finanzieren, schrecken die Landesherren vor einer Erhöhung der Abgabenlast nicht zurück. Zudem werden den Bauern Holzeinschlag, Jagd und Fischfang - Symbole für alte Rechte und Freiheiten - untersagt. Die aus den Wäldern verdrängten Bauern müssen ohnmächtig zusehen, wie Kirche und Adel den Holzhandel an sich reißen.
Überdies beanspruchen Grundherren immer mehr Land für ihre Schafhaltung und verdrängen die Untertanen vom Markt. Der Grund: Das boomende Textilgewerbe in den Städten benötigte dringend Wolle, den Wollproduzenten winken beträchtliche Gewinne. Der Frühkapitalismus ist nun auch auf dem Land angekommen.
Von Vögten und Amtsleuten, den Vertretern der landesherrlichen Administration, fühlen sich die Landbewohner zunehmend gegängelt. Die an das "alte Recht" glaubenden Bauern sehen im "fremden Recht" geradezu ein Unrecht. Durch die Bildung von Bauernbünden versuchen sie Widerstand zu organisieren.