Bayern 2 - radioWissen


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Download-Service Einsatz im Unterricht

Stand: 30.03.2015 | Archiv

Vorarbeit

Lernziele: Konstantin der Große gilt als erster christlicher Kaiser, als epochaler Weichensteller, der das Christentum zuerst förderte, dann bevorzugte und schließlich als Staatsreligion etablierte. Die christliche Geschichtsschreibung führt die religionspolitischen Neuerungen Konstantins auf ein zeichenhaftes Bekehrungserlebnis am Vortag der Schlacht gegen Maxentius und ein persönliches Christentum zurück. Moderne Historiker sehen die These vom bekehrten Kaiser und ersten Christen wesentlich kritischer: Konstantin habe bei allem, was er tat, einzig den Ausbau und die Erhaltung seiner Macht im Auge gehabt; die vermeintliche Frömmigkeit des Kaisers war nichts als ein politischer Schachzug; von einer persönlichen Bekehrung oder der Absicht, das Christentum als Staatsreligion einzusetzen, könne keine Rede sein. Die Frage, ob sich Konstantin tatsächlich selbst zum Christentum bekehrte, oder ob seine vermeintliche Frömmigkeit ausschließlich propagandistische und politische Gründe hatte, lässt sich nicht abschließend klären. Die Radiosendung prüft beide Sichtweisen und stellt die jeweils wichtigsten Argumente vor. Die Schülerinnen und Schüler

  • werden mit der römischen Herrschaftsproblematik des 3. Jahrhunderts in Grundzügen vertraut;
  • verstehen die Einrichtung der Vierherrschaft durch Diokletian als Versuch, Stabilität und Kontinuität in der Staatsführung herzustellen;
  • erfahren, warum Konstantin in die Kämpfe um den Kaisertitel verwickelt wurde und welchen Ausgang die Auseinandersetzung nahm;
  • erfassen, welche politischen Ziele Konstantin nach dem Beginn seiner Alleinherrschaft verfolgte;
  • erkennen die Bedeutung einer theologischen Legitimation seiner Herrschaft für Konstantin;
  • lernen die zentralen Argumente der historischen Debatte um den religionspolitischen Kurs Konstantins und seinen persönlichen Glauben kennen;
  • begreifen, wie die Parteinahme und das Eigeninteresse der zeitgenössischen Geschichtsschreibung den Blick auf historische Ereignisse prägen;
  • werden sensibilisiert für die unterschiedlichen Grade parteiischer und durch bestimmte Interessen geleiteter Darstellungen in historischen Quellen.

Einsatz im Unterricht

Hinführung zum Thema: Die Lehrkraft liest vor, was Eusebius über die Erscheinung des Kreuzzeichens vor der der Schlacht an der Milvischen Brücke berichtet. Die Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, Vermutungen über die Glaubwürdigkeit, den Zweck und die Wirkung dieser Beschreibung zu formulieren. Die Lehrkraft sollte das Gespräch auf die Begriffe "Politische Propaganda" und "Herrschaftslegitimation" lenken.
"28. Gott gewährt Konstantin auf seine Bitte eine Erscheinung: Er lässt ihn um die Mittagszeit am Himmel ein Kreuz aus Licht schauen mit der Inschrift, er solle durch dieses siegen.
Er rief also in seinen Gebeten diesen Gott an und flehte inständig zu ihm, er möge ihm offenbaren, wer er sei, und ihm zu dem bevorstehenden Unternehmen hilfreich seine Rechte reichen. Während der Kaiser aber so betete und eifrig darum flehte, erschien ihm ein ganz unglaubliches Gotteszeichen, das man wohl nicht leichtgläubig hinnehmen würde, wenn ein anderer davon berichtete; da es aber der siegreiche Kaiser selber uns, die wir diese Darstellung schreiben, lange Zeit hernach, als wir seiner Freundschaft und des Verkehres mit ihm gewürdigt worden waren, erzählt und sein Wort mit Eidschwüren bekräftigt hat, wer sollte da noch Bedenken tragen, der Erzählung Glauben zu schenken, zumal auch die Folgezeit der Wahrheit seines Wortes Zeugnis gab? Um die Stunde der Mittagzeit, da sich der Tag schon neigte, habe er, so sagte der Kaiser, mit eigenen Augen oben am Himmel über der Sonne das Siegeszeichen des Kreuzes, aus Licht gebildet, und dabei die Worte gesehen: "Durch dieses siege!" Staunen aber habe bei diesem Gesichte ihn und das ganze Heer ergriffen, das ihm eben auf seinem Marsche, ich weiß nicht wohin, folgte und dieses Wunder schaute.
29. Der Christus Gottes erscheint Konstantin im Traume und befiehlt ihm, sich im Kriege eines Feldzeichens zu bedienen, das dem Kreuze nachgebildet sei.
Da sei er nun in Verlegenheit gewesen, was doch diese Erscheinung bedeute. Während er aber dieses erwogen und noch lange darüber nachgedacht habe, habe ihn die Nacht überrascht. Da habe sich ihm nun im Schlafe der Christus Gottes mit dem am Himmel erschienenen Zeichen gezeigt und ihm aufgetragen, das am Himmel geschaute Zeichen nachzubilden und es bei seinen Kämpfen mit den Feinden als Schutzpanier zu gebrauchen.
(Eusebius von Cäsarea: Vier Bücher über das Leben des Kaisers Konstantin. Übersetzt von P. Johannes Maria Pfättisch und Dr. Andreas Bigelmair. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 9) München 1913.)

Nacharbeit

Nachbearbeitung: Die Arbeitsblätter und Arbeitsaufträge dienen der Festigung des im Radiobeitrag vermittelten Wissens und der Vertiefung aufgeworfener Fragen im Unterrichtsgespräch. Sie können entweder in Einzelarbeit, von Arbeitsgruppen oder im Klassenverband beantwortet werden. Die Ergebnisse werden im Plenum ergänzt und korrigiert. Die Sendungsausschnitte können zur Motivation und thematischen Strukturierung des Unterrichtsgesprächs oder als Ergänzung der Arbeitsblätter eingesetzt werden. Das Glossar erläutert zentrale Begriffe des Beitrags. "In den Wirren einer Krisen- und Übergangszeit: Konstantin und die Tetrarchie." Das Arbeitsblatt fixiert neben biografischen Eckdaten auch Basisinformationen zur Tetrarchie. Die Schüler halten fest, dass Konstantins politische Karriere wesentlich durch das System der von Diokletian eingeführten Vierherrschaft und ihrer Überwindung geprägt ist. Hilfestellungen bei der Bearbeitung und ergänzende Informationen bietet Audio-Ausschnitt 1: "In diesem Zeichen siege!" - die Schlacht an der Milvischen Brücke." "Alles bloß Propaganda: Das Christentum Konstantins ist nur ein kluges politisches Kalkül". Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit Argumenten auseinander, die gegen ein persönliches Christentum des Kaisers und für die politische Instrumentalisierung des Glaubens sprechen. Hilfestellungen bei der Bearbeitung und ergänzende Informationen bietet Audio-Ausschnitt 2: "Alles nur politisches Kalkül?- Zweifel an der Bekehrung Konstantins." Arbeitsblatt 3: "Allmähliche Annäherung: Das Christentum Konstantins wächst und reift mit den Jahren". Die Schüler werden mit Hinweisen auf ein im Lauf der Zeit erwachtes, zusehends vertieftes persönliches Christentum des Kaisers vertraut. Hilfestellungen bei der Bearbeitung und ergänzende Informationen bietet Audio-Ausschnitt 3: "Umarmt euch alle als Brüder" - Indizien für die Annahme des Christentums."

Lehrplanbezug


Lehrplan für die bayerische Mittelschule
6. Jahrgangsstufe
Geschichte/Sozialkunde/Erdkunde, 6.2 Römische Antike, 6.2.3 Wandel und Untergang des Römischen Reiches - Ausbreitung des Christentums: von der Verfolgung zur Staatsreligion

Lehrplan für die bayerische Realschule
6. Jahrgangsstufe
Geschichte, 6.4 Der Wandel von der Antike zum Mittelalter, Christentum und Römisches Reich; das Christentum: Ausbreitung, Konfrontation und Verfolgung, das Christentum als Staatsreligion; 6.5 Wiederholen, verknüpfen, vertiefen - Thematischer Querschnitt: Glaubensvorstellungen der Menschen und ihre Bedeutung in den Lebenswelten der Antike: Götter und Kaiser im Römischen Reich, der Glaube der Christen und seine Wirkungen in Politik und Alltag
7. Jahrgangsstufe
Evangelische Religionslehre, 7.2 Begeisterung steckt an: das Evangelium bezeugen Pfingsten - Geburtstag der Kirche; Die Kirche im Römischen Reich: Leben der ersten Gemeinden, Beispiele der Verfolgung von Christinnen oder Christen, ggf. Anfänge kirchlicher Ordnungen; die konstantinische Wende: Ende der Verfolgungen, das Christentum wird Staatskirche, evtl. damit verbundene Probleme
Katholische Religionslehre, 7.6 Nach den Ursprüngen fragen: Anfänge des Christentums in unserer Heimat; das Christentum wird Staatsreligion: die "Konstantinische Wende" und ihre Folgen (u. a. Privilegien für die Kirche, Tragweite, ein Fortschritt?)

Lehrplan für das bayerische Gymnasium
6. Jahrgangsstufe
Geschichte, 6.5 Das Imperium Romanum, Christentum: von der Verfolgung zur Staatsreligion; 6.6 Von der Antike zum Mittelalter
Katholische Religionslehre, 6.5 Christliches Gemeindeleben: Christsein im römischen Weltreich bis zur Konstantinischen Wende, Faszination und Abwehr als Reaktionen der nichtchristlichen Umwelt
Latein, 6.3 Antike Kultur: religiöses Leben
7. Jahrgangsstufe
Evangelische Religionslehre, 7.1 Grundlage und Gestaltung der Kirche: die Christen im Römischen Kaiserreich bis ins 4. Jahrhundert (Christenverfolgungen im Überblick), die Konstantinische Wende; ihre Chancen und ihre Problematik
Latein, 7.3 Antike Kultur, bedeutende Gestalten der antiken Welt,  politisches und gesellschaftliches Leben in Republik und Kaiserzeit, Anfänge des Christentums in Rom, Zeugnisse der griechisch-römischen Kulturgeschichte
9. Jahrgangsstufe
Latein, 9.4 Antike Kultur und ihr Fortleben: Politik und Gesellschaft in Republik und Kaiserzeit, antike Darstellung bedeutender historischer Persönlichkeiten
12. Jahrgangsstufe
Latein, 11.2 Antike Kultur und ihr Fortleben: Verantwortung und Objektivität des Geschichtsschreibers, römische und moderne Geschichtsschreibung


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