Der Limes Von der Absicht, eine Mauer zu errichten
Die Pläne des Kaisers Augustus, das Land zwischen Rhein, Donau und Elbe ins Imperium einzugliedern, scheitern neun nach Christus im Teutoburger Wald, als der Cherusker Arminius drei Legionen unter dem Kommando des P. Quintilius Varus vernichtet. Sieben Jahre später stoppt Tiberius, Augustus' Nachfolger, den Rachefeldzug seines Neffen Germanicus. Rhein und Donau bilden fortan die Grenze zwischen Römern und Germanen.
Kaiser Domitian unternimmt Mitte der 80er Jahre einen erneuten Vorstoß und bildet aus dem sogenannten Dekumatenland, dem Gebiet zwischen Rhein, Main und Neckar, Teilen der Schweiz und einem Landstrich links des Rheins die Provinz Obergermanien.
Eine sichtbare Grenzlinie
An der Ostgrenze der neuen Provinz lässt Domitian eine Befestigungsanlage bauen. Soldaten schlagen Schneisen in die Wälder, legen Patrouillenwege an und errichten an markanten Punkten Wachtürme. Diese Maßnahmen sind nicht ungewöhnlich: Auch in Britannien, in Nordafrika und am Euphrat machen Markierungen deutlich, wo die römische Zivilisation endet beziehungsweise beginnt.
Als Tacitus im Jahr 98 seine "Germania" schreibt, prägt er den Begriff "Limes", der anfangs einen Quergang zwischen zwei Militärstationen meint, später für Roms Grenze zu den Barbaren steht.
Die Kaiser Trajan und Hadrian treiben in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts die Bauarbeiten am Limes voran. Palisadenzäune kommen hinzu, später werden zusätzlich Gräben ausgehoben und Wälle aufgeschüttet. Im Hinterland entstehen Kastelle zur Unterbringung von Truppen. Anfangs sind diese Bauten aus Holz, dann aus Stein.
Befestigung am Rande des Imperiums
Um 150 wird der Limes erneut nach Norden und Osten vorgeschoben, die größte Ausdehnung ist erreicht. Die Grenzsicherungsanlage, die auch die südöstlich gelegene Provinz Rätien einschließt, ist nun 548 Kilometer lang. Der rätische Limes (mit Steinmauer) liegt im heutigen Bayern und zieht sich über 166 Kilometer von Eining nahe Regensburg altmühlaufwärts nach Westen bis Lorch. Der obergermanische Limes (mit Holzzaun), Länge 382 Kilometer, läuft nordwärts über den Taunus, weiter in Richtung Rhein bis Rheinbrohl bei Koblenz.
In Abständen von etwa 500 bis 1.000 Metern reiht sich entlang einer schnurgeraden Linie Wachturm an Wachturm. Die Gesamtzahl dieser Beobachtungsposten, die über Wohnbereich und Wachplattform verfügen, wird auf etwa 900 geschätzt. Drei bis acht Soldaten bilden eine Turmbesatzung, die sich während ihrer Dienstzeit, wie Funde von Haushaltgeräten belegen, selbst versorgen. Im Hinterland befinden sich 10 bis 20 Kilometer voneinander entfernt Kastelle mit Besatzungen von einigen dutzend bis 1.000 Mann.