Vergiftet am Arbeitsplatz um 1770 Die Wirtschaftspolitik Colberts
Unter Colbert greift der Staat bewusst lenkend durch Gesetze und Vorschriften in die Wirtschaft ein. Die Maßnahmen im Einzelnen:
- Strenge staatliche Reglementierung des Außenhandels: Die Einfuhr von Fertigwaren und die Ausfuhr von Rohstoffen werden durch hohe Zölle gehemmt.
- Ausfuhrverbote für Nahrungsgüter sollen das inländische Angebot begünstigen und die Lebensmittelpreise senken.
- Staatlich garantierte Monopole sollen einen sicheren Markt garantieren, die ausländische Konkurrenz eindämmen und dem Herrscher eine regelmäßige Einnahmequelle verschaffen.
- Aufbau von Manufakturen zur inländischen Verarbeitung importierter und landeseigener Rohstoffe. Gegenüber der manufakturellen Erzeugung haben Landwirtschaft und Kleinhandel zurückzustehen.
- Die Herstellung gesuchter Exportgüter, zum Beispiel Spiegel, wird durch die Errichtung privilegierter Manufakturen wie Saint-Gobain nahe Paris und staatlich kontrollierter Monopole sowie durch die Förderung von Handel und Gewerbe begünstigt.
- Förderung des Binnenmarktes durch Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur (Chaussee- und Kanalbau), Abbau interner Zollschranken (Binnenzölle), Aufbau einer effektiveren Verwaltung.
- Gewerbeförderung durch Gewährung von Steuernachlässen, Subventionen (Privilegien) und Krediten für neue Unternehmen.
- Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch staatliche Qualitätskontrollen vor allem bei Luxusgütern.
- Anwerbung ausländischer Handwerker (Knowhow-Import, Etablierung neuer Produktionsverfahren).
- Kolonien dienen der Versorgung mit Edelmetallen und Rohstoffen. Sie sind zudem gesicherte Absatzmärkte.
- Vergrößerung der Kriegs- und Handelsflotte zur Erschließung und Sicherung neuer Absatzmärkte (privilegierte Handelsgesellschaften und Kolonien).
- Senkung der Produktionskosten durch Verlängerung der Arbeitszeiten (Reduzierung kirchlicher Feiertage), sinkende Löhne und Förderung von Kinderarbeit.
Probleme des Merkantilismus
Colbert gelingt es, die Finanzen Frankreichs zu ordnen und die Erträge zu steigern. Frankreichs Ökonomie wächst, doch am Ende der Regierungszeit Ludwigs XIV. zeigt sich, dass eine zu stark reglementierte Wirtschaft auf neue Entwicklungen zu spät reagiert. Auch beim Außenhandel stößt der Merkantilismus an seine Grenzen. Colbert fördert Waren, die sich gut exportieren lassen, Importe behindert er durch hohe Zolle. In den1660er Jahren dreht er an der Zollschraube, um holländisches Tuch vom französischen Markt zu verdrängen. Holland, damals eine bedeutende Handelsnation, deren Schiffe vier Fünftel des Welthandels bestreiten, reagiert, indem es hohe Zölle auf französische Waren erhebt. Es kommt zum Handelskrieg, der in blutige Kampfhandlungen mündet. In den Jahren 1672 bis 1679 führt Ludwig mehrere Feldzüge gegen Holland, um den Rivalen in die Schranken zu weisen. Nach und nach werden die anderen europäischen Mächte in den Konflikt hineingezogen. Der Krieg beeinträchtigt den Handel, Frankreichs Wirtschaft bekommt das zu spüren.
Die Wirtschaftspolitik Colberts krankt auch daran, dass er den Handel als einseitige Angelegenheit versteht. Die Außenhandelseinnahmen werden gehortet, beträchtliche Gold- und Silberreserven angelegt. Die Merkantilisten versäumen es, ihr Geld wieder auszugeben und im internationalen Wirtschaftsgeschehen "arbeiten" zu lassen.