Bayern sozialistisch
Geschichte | RS, Gy |
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Der Mord an Ministerpräsident Kurt Eisner versetzt Bayern in Schockstarre. Die Macht wabert in München umher - wer zugreift, hält sie in Händen. Im April 1919 proklamieren Revolutionäre eine Räterepublik. Ihr Ausgang ist blutig.
Während der Revolutionswirren nach dem Ersten Weltkrieg gibt es in Deutschland etliche Versuche, Räterepubliken ins Leben zu rufen. Die meisten dieser von linkssozialistischen Gruppierungen geführten "Staatsgebilde" werden binnen weniger Tage von Militär und rechten Freiwilligenverbänden zerschlagen. Nur die Münchner Räterepublik kann sich im April 1919 über einen längeren Zeitraum halten - obwohl die Machtträger in zwei Schritten ausgetauscht werden.
Möglich wird die Münchner Räterepublik, als nach den tödlichen Schüssen eines Nationalisten und Antisemiten auf den bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner am 21. Februar 1919 ein Machtvakuum entsteht. Zunächst nutzen Intellektuelle und Anarchisten um die Literaten Ernst Toller und Erich Mühsam ihre Chance und rufen am 6. April eine "Räterepublik der Dichter" ins Leben. Nach einer Woche treten Kommunisten, geführt vom Berufsrevolutionär Eugen Leviné an ihre Stelle.
Doch das politische, soziale und kulturelle Experiment ist zum Scheitern verurteilt. Freikorps und Truppen des Berliner Reichswehrministers Gustav Noske erobern in den ersten Maitagen 1919 München, die Räterepublik endet in einer Blutorgie.