Die Neuentdeckung der Antike im Sudan Glossar
Begriffe | Erklärung |
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Ägyptisierung Sudans | Erste politische Ordnungsformen entwickelten sich in Ägypten im Nildelta (Nordreich) und in der Gegend des ersten Nilkatarakts (Südreich). Die Zusammenfassung dieser beiden Territorien um 2900 vor Christus markiert den Beginn der Geschichte Ägyptens. Bereits für diese Zeit sind Handelsbeziehungen zwischen Ägyptern und ihren schwarzafrikanischen Nachbarn im Süden belegt. Das nubische Königreich von Kerma (2500-1500 vor Christus) profitierte vom Export von Gold, Elfenbein, Ebenholz und Tierfellen nach Ägypten, unternahm aber auch bewaffnete Vorstöße nach Norden. Ägypten reagierte mit Festungsbau und Strafaktionen auf die Bedrohung, schließlich brachte es Nubien um 1500 vor Christus unter seine Kontrolle.
Während der 400-jährigen Kolonialherrschaft hielten ägyptischer Lebensstil und ägyptische Vorstellungen von Staatsorganisation Einzug im Sudan, eine eigenständige Kulturausprägung wurde von den Besatzern stark eingeschränkt. Auch als Nubien die Souveränität zurückerlangte, war das neue Königreich von Napata (1000-310 vor Christus) kulturell deutlich ägyptisch geprägt. Zwischen 750 und 656 vor Christus schwangen sich die Monarchen von Napata zu Herrschern über Ägypten auf. Sie stellten sich vollauf in die Tradition der Pharaonen und ließen sich in Pyramiden bestatten. Sie griffen sogar für ihre eigene Titulatur auf Königsnamen aus dem Alten Reich zurück. Immerhin erhielt, so das Ägyptische Museum München, "die leblos erstarrte, schematisch gewordene Kunst der Ägypter neue Anregungen". Erst das Reich von Meroe (300 vor bis 350 nach Christus) lockerte die Anlehnung an Ägypten deutlich zugunsten afrikanischer und griechisch-römischer Elemente und entwickelte eine eigene Schrift - nachdem man sich zuvor der ägyptischen Hieroglyphen bedient hatte. |
Ägyptologie | Die Ägyptologie ist die Wissenschaft von der Sprache, Kultur und Geschichte des alten Ägyptens. Die Sprachforscher Jean-François Champollion (1790-1832), der das Geheimnis der Hieroglyphen lüftete, und Richard Lepsius (1810-1884), der eine 1842 von König Friedrich Wilhelm IV. ausgesandte preußische Expedition leitete, gelten als Begründer der Spezialdisziplin, die heute an vielen Universitäten und Museen vertreten ist. |
Nilkatarakt | Der Nil, der die Nord-Süd-Achse des heutigen Sudans bildet, und dabei ein riesiges S in die Wüste schreibt, muss auf seinem Weg mächtige Granit-, Gneis und Doritbarrieren überwinden. Die sechs Schwellen, die bei Niedrigwasser die Schifffahrt nach wie vor behindern, werden als Katarakte bezeichnet und flussaufwärts nummeriert.
Archäologen und Historiker bedienen sich der Katarakte, um die Lage von Fundstellen oder Machtbereiche zu beschreiben. Das antike Nubien wird zwischen dem ersten Katarakt bei Assuan im Norden und der Stadt Khartum verortet. Kerma, die Hauptstadt des ersten Königreichs im Sudan liegt am dritten Katarakt; Napata, die Metropole des zweiten Imperiums nahe des vierten Katarakts und Meroe, Kapitale des dritten nubischen Staates zwischen dem fünften und sechsten Katarakt. |
Pfalz | Mittelalterliche Herrscher wie Karl der Große (768-814) hatten keine feste Residenz, sondern reisten im Land umher. Gerade in Zeiten der Naturalwirtschaft erwies sich das Wanderkönigtum als sinnvoll, da Abgaben oder Zölle meist nicht in Geld entrichtet, sondern an bestimmten Orten gesammelt wurden. Hier entstanden Wohnsitze der Könige, die seit den Karolingern als Pfalz (ahd. pfalanza aus lat. palatium - Palast) bezeichnet werden.
Die nubische Stadt Naga dürfte ebenfalls eine Art Pfalz gewesen sein. Meroitische Könige reisten immer wieder nach Naga, um von dort aus zu regieren und am südlichen Rand des Reiches Präsenz zu zeigen. Darauf verweisen Funde mit typisch gebieterischen Machtsymbolen, zum Beispiel ein Thronpodest mit Darstellungen gefesselter Feinde. |
Ptolemäer | Makedonisches Herrschergeschlecht, benannt nach dem Stammvater Ptolemaios I. Soter, einem Militärführer Alexanders des Großen. Die Ptolemäer herrschten von 323 bis 30 vor Christus über Ägypten, zeitweise kontrollierten sie den östlichen Mittelmeerraum. Letzte Könige waren Kleopatra VII. und Ptolemaios XV. Kaisar. |