Die Gletschermumie vom Similaun Ötzis Ende - ein Gletscherkrimi
Zunächst gingen Urgeschichtler davon aus, dass Ötzi in die Berge stieg, um zu jagen, Haustiere zu hüten oder als Schamane nach spiritueller Erleuchtung zu suchen. Von Erschöpfung übermannt, erfror er und wurde vom Schnee bedeckt.
Doch im Jahr 2001 fanden Radiologen eine Pfeilspitze in Ötzis Schulter. Ein Schädel-Hirn-Trauma ließ auf einen Sturz oder einen Schlag auf den Kopf schließen. Nun war klar: Ötzi wurde ermordet!
Neue Erkenntnisse dank Pollenanalyse
Eine Untersuchung der Pollenverteilung im Darm des Eismannes macht es nun möglich, Ötzis letzte Tage zu rekonstruieren. Er starb im Frühling, vermutlich im Mai. Er stieg zunächst in den Bereich der Baumgrenze auf etwa 2.400 Metern Höhe auf, machte kehrt und ging ins Tal zurück.
Unterwegs wurde er in einen Kampf verwickelt, worauf eine Schnittwunde an der rechten Hand, eine typische Abwehrverletzung, hindeutet. Dann wandte er sich erneut den Bergen zu und kletterte in Richtung Similaunpass.
Wurde Ötzi verfolgt?
Ob eine andere Person - laut dem Münchner Profiler Alexander Horn könnte es der im Kampf zuvor Unterlegene gewesen sein - die Spur des Eismannes aufnahm, ist unklar. Ötzi fühlte sich jedenfalls sicher, denn auf 3.200 Metern Höhe legte er eine Pause ein und machte eine ausgiebige Brotzeit - er aß Steinbockfleisch. Wenig später traf ihn ein Pfeil von hinten. Im Fallen prallte Ötzi mit dem Kopf auf einen Felsen, dann verblutete er. Möglicherweise erschien auch der Täter und schlug auf ihn ein. Die Leiche ließ er samt der wertvollen Ausrüstung und dem Kupferbeil liegen.
Warum musste Ötzi sterben?
Was tatsächlich in den Südtiroler Bergen geschah, wissen wir nicht und werden es wohl nie erfahren. Politische wie persönliche Beweggründe für die Tat sind denkbar, nur Raubmord scheidet aus. Vielleicht wurde um ein Territorium, vielleicht um die Kontrolle eines Handelsweges gestritten. Ötzi war, als er starb, Mitte 40, und fiel eventuell einem jüngeren Konkurrenten aus seinem Clan zum Opfer.