Die Gletschermumie vom Similaun
Geschichte | RS, Gy |
---|
Touristen entdecken die Gletschermumie "Ötzi" im September 1991 in den Südtiroler Bergen. Der 5.300 Jahre alte Eismann ist ein archäologisches Juwel, denn er macht Ausflüge in vergangene Lebenswelten möglich.
Bei einer Wanderung in den Ötztaler Alpen, auf dem 3.200 Meter hohen Tisenjoch an der Grenze zwischen Italien und Österreich, findet das Nürnberger Ehepaar Erika und Helmut Simon am 19. September 1991 einen leblosen Körper. Nur Kopf und Rücken ragen aus dem Schnee. Als sich herausstellt, dass der Tote seit fünf Jahrtausenden im Eis liegt, ist die Sensation perfekt.
Mit diesem Fund hatten Wissenschaftler in ihren kühnsten Träumen nicht gerechnet. Der Mann aus dem Eis - ein Wiener Journalist nennt ihn liebevoll "Ötzi" - ist eine bestens konservierte Feuchtmumie mit elastischem Körper. Seine inneren Organe sind ebenso erhalten wie der Mageninhalt. Zudem ist seine Ausrüstung vorhanden. Ein Fenster in die Vergangenheit beginnt sich zu öffnen.
Nach der Klärung der Besitzrechte an der archäologischen Kostbarkeit wird die Mumie 1998 nach Bozen in eine Kühlzelle des Archäologischen Museums überführt. Schnell erlangt der "Iceman" Weltruhm und im Jahr 2001 erhält der Ötzi-Hype einen neuen Schub: In der Schulter des Eismannes wird eine Pfeilspitze entdeckt. Es gibt keinen Zweifel - Ötzi wurde hinterrücks ermordet. Europas ältester Kriminalfall kommt in Fahrt und ruft sogar Profiler auf den Plan.
Heute ist Ötzi die bestuntersuchte Mumie der Welt. Mehr als 100 wissenschaftliche Teams haben sie unter die Lupe genommen. Seine DNA ist entschlüsselt, wir kennen die "Krankenakte" des Eismannes. Wir wissen, dass er unter Stress litt, wie er die letzten Stunden seines Lebens verbrachte und dass er bei der Auswahl seiner Kleider höchst wählerisch war.
Weil sich die Untersuchungsmethoden im Zeitverlauf ändern, bleibt Ötzi ein ewiger Quell der Forschung. Ruhe wird der Mann aus dem Eis wohl nie mehr bekommen.