Mythos Schwabing Schwabings goldene Ära
Vorbildfunktion für Schwabing als Künstlerviertel hat das "Quartier Latin" in Paris, wo man selbstbestimmt und tabulos lebt. Viele der Künstler, die sich in Schwabing niederlassen, bringen Eindrücke und Ideen aus der französischen Hauptstadt mit, wie etwa der Schriftsteller Frank Wedekind oder der Verleger Albert Langen.
Wieso Schwabing?
Es stellt sich die Frage, wieso sich die Künstler ausgerechnet in Schwabing niederlassen? Dazu muss man wissen, dass nach der Eingemeindung ein Bauboom in Schwabing einsetzt. Zahlreiche neue Wohnhäuser entstehen und die Atelierwohnungen in den obersten Stockwerken sind ideal für die Künstler und günstig zu mieten. Außerdem liegt die Kunstakademie in der Nähe, ebenso wie viele Malschulen in der Maxvorstadt, einem südlichen Nachbarviertel von Schwabing.
Repräsentanten einer glanzvollen Epoche
Es sind Literaten und Lyriker wie Frank Wedekind, Lion Feuchtwanger, Erich Mühsam, Stefan George und Oskar Maria Graf, die das Viertel prägen. Hinzu kommen Maler rund um die Künstlervereinigung "Der Blaue Reiter", zu denen Wassily Kandinsky, Franz Marc, Paul Klee, Gabriele Münter und Marianne von Werefkin zählen. Kandinsky malt in Schwabing das erste abstrakte Gemälde der Weltgeschichte. 1896 werden gleich zwei prägende Zeitschriften auf den Markt gebracht - zum einen der "Simplicissimus", zum anderen die "Jugend", die namensgebend für die Kunstrichtung des Jugendstils wird. Und Gräfin Franziska zu Reventlow, die sich mit ihrer adeligen Familie überworfen hat und als "Schwabinger Gräfin" ein wildes Leben in München führt, setzt der Künstlerszene in dem humoristischen Schlüsselroman "Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil" ein bleibendes literarisches Denkmal. Sie verpasst Schwabing des Spitznamen "Wahnmoching", eine Wortschöpfung, die sowohl dem dörflichen als auch dem ideellen Charakter Schwabings Rechnung trägt.