Mythos Schwabing Das Ende der goldenen Ära Schwabings
1914 reißt der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein großes Loch in die internationale Schwabinger Bohème. Ausländische Künstler, wie der Russe Wassily Kandinsky, müssen das Land verlassen. Andere, wie der Maler Franz Marc, lassen ihr Leben auf dem Schlachtfeld. Nach dem Krieg beginnt in München der Aufstieg der Nationalsozialisten. Freigeist, Anarchie und kulturelle Vielfalt verschwinden zunehmend aus der Stadt, die zur "Hauptstadt der Bewegung" wird. Spätestens 1933 ist fast keiner der prägenden Künstler der Jahrhundertwende mehr in Schwabing.
Die Nachkriegszeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg breitet sich in Schwabing schnell wieder ein Lebensgefühl der Freiheit aus. Im Gedenken an die Widerstandsaktion "Freiheitsaktion Bayern" wird Schwabings zentraler Platz von "Feilitzschplatz" in "Münchner Freiheit" umbenannt. Die in München verbliebenen Literaten sammeln sich in Schwabing und gründen den "Seerosenkreis", der heute noch besteht. Und im Herzen von Altschwabing gründet der Kabarettist Dieter Hildebrandt Mitte der 1950er Jahre die "Lach- und Schießgesellschaft", die sich bald zu einem der einflussreichsten Kabaretts der jungen Bundesrepublik entwickelt.
Die Schwabinger Krawalle
Eine neue Zeit wirft ihre Schatten voraus, als es im Sommer 1962 in Schwabing zu Auseinandersetzungen zwischen der Bevölkerung und der Polizei kommt, den sogenannten Schwabinger Krawallen. Aus einem fast nichtigen Anlass heraus - eine Musikgruppe, die zu laut war, sollte von der Polizei abtransportiert werden - entwickelt sich schnell eine Straßenschlacht, die über mehrere Tage anhält und große Wellen schlägt. Es wird deutlich, dass Teile der Bevölkerung die Reglementierungen der Adenauer-Ära nicht mehr dulden. Der alte anarchische Künstlercharakter Schwabings kommt in diesen Tagen noch einmal zum Tragen.