Terrorismus Was ist Terrorismus?
Terrortaten werden abhängig vom Interesse und der politischen Ausrichtung des Beobachters manchmal als Verdienst, manchmal als Verbrechen gewertet. Einigen Machthabern dient der viel beschworene "Kampf gegen den Terrorismus" als willkommener Vorwand, sich Oppositioneller zu entledigen.
Eine allgemein gültige Terrorismus-Definition gibt es bis heute nicht und unter Terrorismusexperten kursiert ein Scherz: "Mit dem Terrorismus verhält es sich wie mit der Pornografie: Es ist unmöglich, von ihr eine exakte Definition zu geben, aber wenn man sie sieht, weiß man, dass man es mit ihr zu tun hat."
Vier Varianten des Terrorismus
- Unter Staatsterrorismus versteht man die Schreckensherrschaft von Regierungen, die im Ringen um Machterhalt mit allen Mitteln agieren. Sie wollen den Erfolg um jeden Preis, lassen foltern, unterdrücken Minderheiten oder hetzen Todesschwadronen auf politische Gegner.
- Der Guerillakrieg findet zumeist in unterentwickelten Ländern statt. Gekämpft wird fernab der Metropolen in schwer zugänglichen Regionen wie Dschungel- oder Gebirgsgegenden. Kleingruppen verüben Attentate und Sabotageakte oder greifen Armee-/Polizeiposten an. Läuft es gut für sie, wachsen sie zu einer Bewegung an, die den Herrschenden gefährlich wird.
- In zwischenstaatlichen Kriegen kann es vorkommen, dass Truppenteile Terrorakte gegen die Zivilbevölkerung verüben und Kriegsverbrechen begehen wie etwa deutsche SS- und Wehrmachtsverbände im Kampf gegen Partisanen in Russland, Frankreich, Italien und Griechenland.
- Terrorismus als nicht-staatlicher Kampf kleiner Zellen tritt, so der Politikwissenschaftler Walter Laqueur, vor allem in Städten in Erscheinung. Attackiert werden - jüngste Beispiele belegen das - "weiche Ziele" wie Konzertsäle, Kinos, belebte Plätze oder U-Bahn-Stationen. Gerade in Städten, wo die Sicherheitskräfte eines Landes Präsenz zeigen, demonstrieren Terroristen Gewaltbereitschaft und suchen nach Öffentlichkeit, um eine psychologische Wirkung zu erzielen.
"Alter Terrorismus" und "neuer Terrorismus"
"Alten Terrorismus" sehen einige Experten bis in die 1970er/80er Jahre am Werk. Es kommt zu Anschlägen beispielsweise der deutschen RAF oder der italienischen Roten Brigaden. Politiker und Wirtschaftsführer, ihre Bodyguards und Polizisten sterben. Die Masse der Bevölkerung aber bleibt unbehelligt. Terroristen handeln nach einem "Ehrenkodex" und wollen - von einigen Ausnahmen abgesehen (zum Beispiel RAF-Anschlag auf das Springerhochhaus 1972 mit 17 Verletzten) - vermeiden, dass Unbeteiligte getötet oder verletzt werden. Auch an Selbstmordattacken sind sie nicht interessiert.
Der "neue Terrorismus" zeigt seit den 1990er Jahren, spätestens aber seit dem Mehrfachanschlag vom 11. September 2001 in New York und Washington mit 3.000 Toten sein hässliches Gesicht. Religiös motivierte, islamistisch geprägte Gewalttäter betreten die Bühne und weiten die Kampfzone erheblich aus. Nun kann jeder Bürger Opfer werden - ob jung oder alt, Mann, Frau oder Kind. Diese Fanatiker, die weltweit lose Netzwerke bilden, treten als Attentäter und Selbstmörder auf. Sie wollen möglichst viele Menschen mit in den Tod reißen und dabei Panik auslösen. Die Bilder ihrer Taten und ihre Bekennervideos erreichen eine globalisierte Medienöffentlichkeit und erzielen die gewünschten Effekte (Angst und Schrecken verbreiten, Sympathisanten zu Folgetaten auffordern …).
Am "neuen Terrorismus" orientiert sich jedenfalls die Definition des Terrorismusforschers Alex P. Schmid, die den Hörern der Sendung nahe gelegt wird: "Terrorismus ist die verschwörerische Praxis kalkulierter, demonstrativer und direkter Gewalttätigkeit ohne rechtliche und moralische Einschränkung, die vor allem auf Zivilisten und Nicht-Kombattanten zielt und wegen ihrer propagandistischen, psychologischen Effekte auf verschiedenes Publikum und Konfliktparteien eingesetzt wird."