Die Zugspitze Die Bezwingung
Seit dem 16. Jahrhundert wird die größte Erhebung des Wettersteingebirges "zugspiz" genannt. "Zugspiz" leitet sich vom alemannischen Wort "zug" ab, mit dem lawinendurchzogenes Gelände bezeichnet wird. Die heute übliche Benennung "die Zugspitze" setzt sich erst in den 1830er Jahren durch, als der Berg im "Taschenbuch für Reisende durch Bayern und Tirols Hochlande" den weiblichen Artikel plus Schluss-"e" erhält.
Der "zugspiz" wird im 18. Jahrhunderts häufig in Grenzbeschreibungen und Protokollen von Kommissionen erwähnt, die über den Verlauf der Trennlinie zwischen der Grafschaft Werdenfels und Tirol verhandeln. Das kleine Territorium Werdenfels (heute Landkreis Garmisch-Partenkirchen) gehört damals zum Fürstbistum Freising. 1803 macht sich der Eingriff Napoleons in die deutschen Verhältnisse auch im Werdenfelser Land bemerkbar: Der Besitz der Freisinger Bischöfe fällt an das Kurfürstentum Bayern, das 1806 Königreich wird.
Über frühe Bergbesteigungen in der Region Werdenfels ist nichts bekannt, aber es gibt Beamte und Feldmesser, die zumindest darüber nachdachten. Im Bayerischen Hauptstaatsarchiv lagert das Protokoll einer Grenzvisitation des Freisinger Hofkanzlers Joseph Sedlmayer aus dem Jahr 1759. Darin heißt es: "Der sogenannte Zugspitz ist das Höchste gebürg auf welchem man auch steigen und die ganze refier nicht nur in Bayern, sondern auch das ganze Tyroller gebürg ybersehen kann".
Die lokale Bevölkerung hat großen Respekt vor dem mächtigen "zugspiz" und die Furcht vor dem "Zuggeist", der den Berg bewachen soll, ist groß. Allenfalls Jäger, Hirten oder Schmuggler nähern sich gelegentlich der Gipfelgegend.
Josef Naus - ein Tiroler in bayerischen Diensten
Im Sommer 1820 rücken bayerische Soldaten in die Orte Garmisch und Partenkirchen ein. Ihr Auftrag: Vermessung der Grenze zwischen Bayern und Österreich im Bereich des Wettersteingebirges. Das besondere Augenmerk der Militärs gilt der Zugspitze, über deren Gipfel die Trennlinie zwischen beiden Staaten verläuft.
Einer der Offiziere, die mit der Kartierung betraut sind, ist Josef Naus. Der 1793 geborene Leutnant stammt aus Nordtirol, seine Vorfahren waren flämische Einwanderer. Als Österreich im Frieden von Pressburg (26. Dezember 1805) Tirol verliert, findet sich die Familie Naus unvermittelt im bayerischen Machtbereich wieder. Josef Naus, der sich für den Vermessungsdienst begeistert, hat keine Wahl - will er Karriere machen, muss er mit den Bayern kollaborieren. 1813 tritt er in die bayerische Armee ein. Als Tirol im Jahr darauf wieder zu Österreich kommt, bleibt Naus auf bayerischer Seite.
Mutige Besteigung der Zugspitze
Für den Zugspitz-Aufstieg bietet sich der Weg durch das Reintal an, wo sich auch eine Unterkunftshütte für Hirten befindet. Am 26. August 1820 startet eine Expedition in Richtung Berg. Teilnehmer sind Hauptmann Jetze, Leutnant Antlitschek, Leutnant Naus und sein Bursche, ein Soldat namens Maier. Der Partenkirchner Johann Georg Deuschl begleitet den Trupp als "Bergführer".
Nach einem vergeblichen Versuch, die Zugspitze von der Schneefernerscharte aus zu erreichen, brechen Jetze und Antlitschek die Besteigung ab. Naus, Maier und Deuschl gehen weiter. Am 27. August, kurz vor 12.00 Uhr, ist der Gipfel erreicht. Lange können sich die Männer dort nicht aufhalten, schlechtes Wetter erzwingt einen raschen Abstieg. In sein Tagebuch schreibt der Leutnant: "Mangel und Zeit hinderten uns, eine Pyramide zu errichten. Nur ein kurzer Bergstock mit einem rothen Sacktuch daran befestigt, dient zum Beweise, dass wir dagewesen. Nach 5 Minuten wurden wir schon von einem Donnerwetter mit Schauer und Schneegestöber begleitet, begrüßt und mussten unter größten Gefahren die Höhe verlassen".