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Das Thema Der Auwald

Stand: 05.05.2011 | Archiv

Schilfgürtel und Auwald, Altrheinlandschaft im Frühling | Bild: picture-alliance/blickwinkel

Auwälder sind Biotope entlang von Flüssen und Bächen, die in einer besonderen Beziehung zum Wasser stehen. Der Wechsel von Überflutungs- und Trockenphasen führt zu einer ungewöhnlichen biologischen Dynamik, seltene Tier- und Pflanzenarten können sich im "Dschungel" entfalten. Zudem stehen intakte Auwälder als Überschwemmungs- und Rückhalteräume bereit, wenn Flüsse über die Ufer treten. Auen ermöglichen es, dass Wasser gemächlich abfließt und sind somit Garanten eines natürlichen Hochwasserschutzes.

Flussbegradigungen, Kanalbau und die Stromerzeugung durch Staustufen brachten seit dem 19. Jahrhundert das Ende zahlreicher Auwälder - sie wurden von den Flüssen abgeschnitten. Mancherorts gaben Rodungsmaßnahmen den Auegehölzen den Rest. Sie mussten Wiesen und Feldern weichen, denn Landwirte hatten ein Auge auf die oft locker-warmen, fruchtbaren Böden geworfen.

Verheerende Hochwasser in den vergangenen Jahren machten schließlich deutlich, dass der Eingriff in die natürliche Dynamik von Flussauen enorme Schäden verursachen kann. Heute wird versucht, Auwälder zu redynamisieren und durch "ökologische Flutungen" mit Wasser zu versorgen.

Die Geschichte des Auwalds

Bis weit ins 19. Jahrhundert begleiteten Auwälder, urwald-ähnliche Gebiete, die Flüsse Mitteleuropas. Sie wurden regelmäßig von Hochwasser, das Nährstoffe, Sedimente, Samen etc. mitbrachte, überflutet. Das Hochwasser bildete im Spätwinter und im Frühjahr Rinnen, Tümpel, Altwasser und Inseln. Dann floss das Wasser langsam wieder ab, das Hinterland blieb vor Gefahren verschont. Wasser versickerte auch im Untergrund und schuf Grundwasserreserven. Im Sommer lagen weite Teile der Auen trocken. So entstanden immer wieder neue Lebensräume, in denen sich seltene Tier- und Pflanzenarten entfalten konnten.

Als der Mensch im 19. Jahrhundert begann, die Flüsse in ein Korsett aus Betonrinnen und Deichen zu zwängen, begann der Niedergang der Auwälder. Sie wurden von den Fließgewässern abgeschnitten. Hochwasser, die in unregelmäßiger Folge Feinmaterial gebracht und die Auendynamik aufrechterhalten hatten, blieben aus. Rodungen vollendeten das Zerstörungswerk, die Auen verwandelten sich in land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen, mancherorts entstanden auch Siedlungen.

Die Fließgeschwindigkeit der "gezähmten" Flüsse erhöhte sich, es kam zu Tiefenerosion, der Grundwasserspiegel sank. Bei Hochwasser konnten die Fluten nicht mehr in die weiträumigen Auen ausweichen, die Flüsse schwollen an. Hochwasserwellen wurden nicht gedämpft, verheerende Katastrophen waren die Folge. Heute wird versucht, Fehler der Vergangenheit zu korrigieren, Auwälder mit Wasser zu versorgen und den einzigartigen Tier- und Pflanzenreichtum zu erhalten.


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