Bayern 2 - radioWissen


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Gemeinsamkeiten zwischen Tier und Mensch

Von: Hellmuth Nordwig / Sendung: Iska Schreglmann

Stand: 03.09.2015 | Archiv

Orang-Utan tippt sich an die Stirn | Bild: picture-alliance/dpa
Mensch, Natur und UmweltMS, RS, Gy

Ärzte und Tiermediziner sind zwei Welten. Doch in jüngster Zeit wird klar: Es würde sich für beide Seiten lohnen, ab und zu über den Tellerrand des eigenen Fachs zu blicken. Was Krankheiten angeht, gibt es viele Gemeinsamkeiten.

Das überrascht nur auf den ersten Blick. Schon im 19. Jahrhundert ist Forschern aufgefallen, wie nahe verwandt Menschen und einige Affenarten sind. Die Genforschung der letzten Jahrzehnte hat bestätigt, dass es gemeinsame Vorfahren gegeben haben muss: 98 Prozent unseres Erbguts teilen wir mit den Schimpansen. Mit anderen Säugetieren sind es mindestens 80 Prozent. Und da sollten wir uns ausgerechnet im Hinblick auf Krankheiten unterscheiden?

Affen und der plötzliche Kindstod

"Tiere sind auch nur Menschen", sagt der Volksmund. In Wahrheit verhält es sich natürlich umgekehrt. Das zeigt sich eben auch daran, dass wir auf ähnliche Weise erkranken wie unsere tierischen Verwandten. Die Medizin kann also viel von den Krankheiten von Tieren lernen. Etwa was den Zusammenhang von Stress und plötzlichem Herzversagen angeht: Dass Vögel, Kaninchen oder Affen vor Angst sogar sterben können, wissen Tierpfleger und Haustierbesitzer schon lange. Doch erst in jüngster Zeit beginnen Ärzte zu erforschen, ob das auch bei Menschen so sein könnte. Und siehe da: Nach traumatischen Ereignissen wie Erdbeben steigt die Zahl der Herztoten. Auch der plötzliche Kindstod könnte so erklärt werden, lautet eine neue Hypothese, die jedoch noch nicht bewiesen ist.

Dromedare und die Lungenviren

Erreger von Infektionskrankheiten sind ebenfalls nicht wählerisch, wenn es um ihre Wirte geht. Zwischen Tieren und Menschen machen Bakterien, Viren und Parasiten häufig keinen Unterschied. Allerdings verlaufen Infektionen bei Tieren oft unauffällig und werden erst für Menschen zur Gefahr. Vor allem dort, wo sie in engem Kontakt mit Tieren leben. Ein Beispiel ist das MERS-Coronavirus - es ist eigentlich auf Dromedare spezialisiert, bei denen es nur einen Schnupfen auslöst. 2012 ist es auf der arabischen Halbinsel auf Menschen übergesprungen, in deren Atemwegen es sich ebenso wohlfühlt. Für unsereinen ist die Infektion jedoch lebensgefährlich. Auch andere Seuchen wie Ebola haben ihren Ursprung im Tierreich.

Kängurus und der Opiumrausch

Inzwischen kennt die Forschung viele Krankheiten, die Tieren und Menschen gemeinsam sind. Krebs, Stoffwechselstörungen, Kreislauferkrankungen: All das gibt es auch im Tierreich. Nicht einmal das Suchtverhalten haben wir exklusiv für uns gepachtet: Wer genau beobachtet, kann Kängurus im Mohnfeld beim lustvollen Fressen entdecken oder Käfer, die sich um eine Rotweinlache versammeln. Wir Menschen sind also auch in dieser Hinsicht nur Tiere.


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