Bayern 2 - radioWissen


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Männer jagen, Frauen kochen

Von: Jens Berger / Sabine Straßer

Stand: 26.03.2014 | Archiv

Steinzeitklischees: Männer jagen, Frauen kochen

Mensch, Natur und UmweltGy

Wir können es nicht abschütteln, unser Steinzeiterbe: Männer jagen mit dem Auto Großwild, Frauen beplaudern auf dem Sofa mit ihren Freundinnen die neuesten Strickmuster. Oder ist dies Erbe doch viel jünger: aus dem 19. Jahrhundert?

Die gute, alte Zeit

In der Steinzeit war die Welt noch in Ordnung. Mann und Frau machten das, was sie am besten konnten und was ihnen naturgemäß den größten Spaß bereitete: Sie besserte das schon etwas speckig-abgetragene Bärenfell aus, während er mit großen Keulen auf Dinosaurier einschlug.

Ist das wirklich immer noch das Bild, das in uns aufsteigt, wenn wir uns die menschliche Urgeschichte vorstellen? Es hat sich ja mittlerweile herumgesprochen, dass sich Saurier und Menschen nie über den Weg liefen; aber viele andere, längst widerlegte Vorurteile über den damaligen Alltag scheinen lebendiger denn je. Ja, sie dienen sogar dazu, heute anzutreffende Verhaltensunterschiede zu zementieren: Männer können besser den Weg finden (in der Jagd erworbenes Orientierungsgeschick); Frauen können besser nach dem Weg fragen (beim Herdplausch erworbenes Kommunikationstalent).

Ein neues Bild von der Steinzeit - diesmal ohne Zirkelschluss?

Aufgrund weniger Knochen- und Werkzeugfunde ein festes Bild von Haushalt, Jagd und Alltagskultur in der Vorgeschichte zu entwickeln, barg immer schon eine Gefahr: etwas vorauszusetzen, was uns so vertraut ist, dass wir es als naturgegeben annehmen, zum Beispiel die eben genannten Rollenbilder. Diese Gefahr besteht auch dann, wenn wir aus den Gewohnheiten heute noch lebender, "steinzeitlicher" Völker auf unsere eigenen Vorfahren schließen wollen.

Mit der gesamten Alt- und Jungsteinzeit meinen wir aber einen so großen Zeitraum, dass sowieso anzunehmen ist, dass sich alle möglichen Lebensweisen - zumindest zeitweise - etabliert haben. So gab es vielleicht Zeiten und Gegenden, in denen die Aufgaben gleichmäßig auf die Geschlechter verteilt waren, jedoch unterschiedlich auf die verschiedenen Lebensalter. Aktuelle Forschungsthesen besagen, der Mensch habe nur deshalb ein so hohes Lebensalter entwickelt, weil er als erstes Lebewesen den älteren Sippenmitgliedern eine wichtige Aufgabe übertrug: Überwachung und Erziehung der Kleinen. Zudem mehren sich Hinweise darauf, dass die Frauen im gebärfähigen Alter keineswegs immer durchgehend schwanger waren: Vielleicht bekamen sie nur alle vier Jahre ein Kind und konnten ganz selbstverständlich mit auf die Großwildjagd gehen.

Wir sind uns ähnlicher als vermutet

Der Mensch hat sich zweifellos evolutionär entwickelt. Doch die bisher mutmaßlich dabei entstandenen Unterschiede zwischen weiblichem und männlichem Gehirn können durch neue Untersuchungsmethoden (Hirnstrommessungen, bildgebende Verfahren) nicht bestätigt werden. Mann und Frau scheinen "gleicher" zu denken, als man so denkt. Wie so oft gilt: Die Unterschiede zwischen Individuen sind größer als durchschnittlich zwischen den Geschlechtern. Und das sollte uns nicht nur naturwissenschaftlich zu denken geben.


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