Vielleicht die schlechte Nachricht zuerst. Ja, wir werden manipuliert, wir werden beeinflusst, wir werden über den Tisch gezogen, wie werden kalkuliert getäuscht und verarscht. Daran ist nicht zu rütteln und nichts zu beschönigen. Unsere Gedanken und Handlungen werden von außen gelenkt und auf "Will-haben!" oder "So-ist-es!" gebürstet. An dienlichen Psychotricks fehlt es nicht. Das Arsenal der Manipulatoren ist gut bestückt. Werbe- und Marketingpsychologen rüsten es unentwegt auf, suchen nach immer neueren, feineren, subtileren Methoden. Die Palette reicht von klassischer Konditionierung über den Mere-Exposure-Effekt bis hin zum Priming. Wie sehr wir Tag für Tag durch unsichtbare Verführer, durch Bilder, Klänge, Gerüche und Parolen, durch Versprechungen und Angstszenarien unbewusst in unseren Entscheidungen und Handlungen beeinflusst werden, lässt sich wohl nicht einmal annähernd abschätzen.

Nur im Dunkeln ist gut munkeln

Und jetzt die gute Nachricht: Nein, das ist kein Schicksal, das ist nicht unentrinnbar, nicht zwangsweise so. Wir können uns wehren. Wir haben sogar verdammt gute Chancen, einen Großteil dieser Manipulationsattacken im Nichts verpuffen zu lassen. Dazu müssen wir eigentlich nur die Mechanismen unserer Wahrnehmung, unseres Verstandes und unserer Urteilsbildung genau unter die Lupe nehmen. Wir müssen damit rechnen, beeinflusst und manipuliert zu werden. Und wir müssen die Manipulatoren ihrer wichtigsten Werkzeuge berauben: Unserer Bequemlichkeit, unserer Denkfaulheit und des Fischens im Trüben, will sagen: des Fischens im Unbewussten.

Kant: aktueller den je!

Sobald wir uns bewusst machen, wie, wo und wodurch wir angreifbar sind, schwindet die Macht der Seelen- und Kopfverdreher. Oft reicht sogar schon ein kurzes Innehalten, eine kurze Verzögerung, um die Reiz-Reaktionskette zu unterbrechen und ihren "Zwang" vollständig aufzulösen. Nachdenken nützt und schützt. Ganz gleich, aus welcher Ecke die Manipulationsattacke kommt, ganz egal, ob man uns eine Meinung, einen Glauben, einen Hass, eine Heilslehre, eine nationale Notlage oder nur ein neues Auto aufzuschwätzen versucht.