Wie man Menschen beeinflusst
Psychologie | RS, Gy |
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Ich lass' mir nix einreden, mich manipuliert keiner. Glauben Sie das auch? Wenn ja, sollten Sie sich vielleicht doch einmal näher mit unserem Thema befassen. Sie werden staunen - und wahrscheinlich ein bisschen erschrecken!
Wie frei, wie spontan und autonom sind wir wirklich? Verfügen wir tatsächlich selbstbestimmt über unsere Gedanken, Urteile, Wertungen und Emotionen oder lügen wir uns da nur etwas vor? Vielleicht sind ja viele unserer Entscheidungen gar kein Eigenbau, sondern fremdbestimmt. Und vielleicht ist es auch gar nicht so schwer, uns sanft, aber gezielt in eine bestimmte Richtung zu drängen, uns zu beeinflussen, uns ein- und umzustimmen, kurz: uns zu manipulieren?
Der manipulierte Mensch
Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es an der hochgradigen Beeinflussbarkeit des Menschen längst keinen Zweifel mehr. Psychologen und Wahrnehmungsforscher konnten in unwiderlegbaren Dichte und Schlüssigkeit zeigen, wie leicht und unbemerkt unsere vermeintlich autonomen Urteile von außen beeinflussbar sind. Wir werden täglich, wir werden dauernd und auf vielen Ebenen manipuliert. Nicht nur durch Worte, Propaganda und Bilder. Schon ein schlichter Temperaturunterschied auf unserer Haut reicht aus, um das Urteil über einen Menschen ins Negative oder Positive zu drehen; die Härte eines Stuhls verändert unsere Kompromissbereitschaft; das Gewicht einer Einkaufstasche bringt uns dazu, die Nährwertangaben auf Lebensmitteln höher zu gewichten.
Alternative Fakten
Wie erschreckend einfach es ist, die Kontrollinstanzen unseres Gehirns zu umgehen, schildert der Psychologe Daniel Kahneman in seinem Buch Schnelles Denken, langsames Denken: "Eine zuverlässige Methode, Menschen dazu zu bringen, falsche Aussagen zu glauben, ist häufiges Wiederholen, weil Vertrautheit sich nicht leicht von Wahrheit unterscheiden lässt. Auch autoritäre Institutionen und Marketing-Spezialisten wissen das seit jeher. Aber Psychologen haben herausgefunden, dass man die Tatsache oder Idee nicht vollständig wiederholen muss, um ihr den Anschein der Wahrheit zu geben. Personen denen wiederholt der Ausdruck 'die Körpertemperatur eines Huhns' dargeboten wurde, akzeptierten die Aussage 'die Körpertemperatur eines Huhns beträgt sechzig Grad Celsius' danach eher als wahr."
Kahnemans Buch ist 2011 erschienen, knapp sechs Jahre vor der Amtseinführung des 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Passage zeigt, warum es so wichtig ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, warum es darauf ankommt, sich gegen die Zermürbung des Verstandes durch Manipulation und Suggestion entschieden zu wehren.