Deutungen eines Mythos Glossar
Personen | Werdegang |
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Augustinus von Hippo
(13.11.354-28.8.430) | Bedeutender Kirchenlehrer, Philosoph, Rhetor und Bischof, Verfasser dogmatischer, exegetischer und philosophischer Werke, die ein wichtiges und lange fortwirkendes Fundament der christlichen Theologie darstellen. Größten Einfluss hat die ab 400 entwickelte Erbsündenlehre. Im nordafrikanischen Tagaste (heute Souk Ahras in Algerien) geboren, lehrt er ab 373 Grammatik und Rhetorik in seiner Geburtsstadt und ab 383 in Rom. 385 wird er zum offiziellen Redner des Kaisers in Mailand berufen. Hier beginnt unter der Leitung des Bischofs Ambrosius seine Hinwendung zum Christentum. Nach einem Bekehrungserlebnis im Jahr 386 setzt er sich intensiv mit dem Neuen Testament, vor allem mit den Paulusbriefen auseinander, und verfasst erste theologische Schriften. 387 empfängt er die Taufe. Ab 388 führt er auf dem Familienbesitz in Tagaste mit Freuden ein zurückgezogenes, kontemplatives Leben. 391 empfängt er die Priesterweihe und wird 396 Bischof von Hippo Regius in Numidien (heute Annaba in Algerien). Hauptwerke: "De Trinitate" (Von der Dreifaltigkeit), "De civitate Dei" (Über den Gottesstaat), "Confessiones" (Bekenntnisse), "De doctrina christiana" (Über die christliche Lehre), "De libero arbitrio" (Vom freien Urteil). |
Eissler, Friedhelm
(geb. 1964) | Deutscher evangelischer Theologe, ordinierter Pfarrer, seit 2008 wissenschaftlicher Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen Berlin, Autor und Mitautor zahlreicher religions- und motivgeschichtlicher Bücher (zuletzt "Adam und Eva in Judentum, Christentum und Islam"). |
Morgenstern, Matthias
(geb. 1959) | Deutscher evangelischer Theologe, Judaist und Hochschullehrer, unterrichtet an der Friedrich-Karls-Universität Tübingen, Autor zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten zur Judaistik (zuletzt "Judentum und Gender"). |
Tertullian, Quintus Septimius Florens Tertullianus
(ca. 150-220 n. Chr.) | Kirchenschriftsteller, Rhetor und Jurist, Verfasser von Verteidigungsschriften des Christentums und zahlreicher Streitschriften gegen Juden, Gnostiker und Häretiker. Er schreibt als erster Kirchenvater auf Latein und übersetzt dazu viele biblische Texte aus dem Griechischen. Als Vertreter einer rigoristischen, zunehmenden radikalisierten Moralität trägt er maßgeblich zur Ausbildung der Lehre von den ewigen Höllenstrafen und zur Frauenfeindlichkeit der Kirche bei. |
Twain, Mark, eigentlich Samuel Langhorne Clemens
(30.11.1835-21.4.1910) | US-amerikanischer Schriftsteller, Journalist, Humorist und Satiriker. Er ist als Mississippi-Lotse (sein Pseudonym Mark Twain bedeutet in der Sprache der Mississippi-Flussschiffer "zwei Faden Wassertiefe"), Goldgräber, Reporter, Reiseschriftsteller und Romanautor tätig. Vor allem seine journalistischen Arbeiten werfen einen kritischen Blick auf religiöse Heuchelei, polizeilichen Machtmissbrauch und politische Korruption und kapitalistische Auswüchse. Weltweit und anhaltend bekannt wird er für seine Bücher um das Freundespaar Tom Sawyer und Huckleberry Finn ("The Adventures of Tom Sawyer, 1876, und "The Adventures of Huckleberry Finn", 1884). |
Begriffe | Erklärung |
Babylonisches Exil
(586-539 v. Chr.) | 586 vor Christus erobert und zerstört ein babylonisches Heer unter Nebukadnezar II. Jerusalem. Ein Großteil der Bevölkerung wird nach Babylonien verschleppt. Hier bilden die Deportierten eine geschlossene Exilgemeinschaft mit weitreichenden Autonomierechten. Gegen die Gefahr der Assimilierung schützen sich die Exiljuden durch eine betonte religiös-kultische Erneuerung. 539 erobert der Perserkönig Kyros II. Babylonien. Er gestattet den Juden die Heimkehr und die Wiedererrichtung des Tempels in Jerusalem. |
Berg Sinai | Nach biblischem Verständnis der Berg der Gottesoffenbarung, auf dessen Gipfel Mose die Zehn Gebote empfängt. Die Lokalisierung ist unsicher, wird aber traditionell mit dem Gabal Musa (Mosesberg) bzw. Gabal Sina (Sinaiberg) auf der ägyptischen Sinaihalbinsel gleichgesetzt. |
Conditio humana | Die Bedingungen des Menschseins; die Bedingungen der menschlichen Existenz als Gegenstand philosophischer, religiöser und (sozial-)wissenschaftlicher Betrachtung. |
Dogmatisch | Der anerkannten Lehre (Dogma) entsprechend, verbindlich; im negativen Sinn: engstirnig oder übertrieben regelhaft. |
Eden | Paradiesgarten, Garten Eden, das biblische Paradies, von Gott geschaffener Aufenthaltsort Adams und Evas vor dem Sündenfall; Namensnennung und Beschreibung: 1. Buch Mose, Kapitel 2 und 3 |
Erbsünde | Zentrales, vom Kirchenlehrer Augustinus um 400 n. Chr. als Fortführung paulinischer Gedanken entwickeltes Dogma des Christentums: Die Erbsünde (auch Ursünde) ist nach kirchlichem Verständnis die von Adam und Eva auf alle nachkommenden Menschen (biologisch) vererbte Folge des Sündenfalls. Durch den Ungehorsam gegen Gott, ausgedrückt im Essen vom Baum der Erkenntnis, verlieren mit Adam alle Menschen das Gnadengeschenk ihrer ursprünglichen Heiligkeit, Gerechtigkeit und Freundschaft mit Gott. Daher sind die Menschen in ihrer Natur geschwächt, dem Leiden und dem Tod unterworfen und zur Sünde geneigt. Um die Menschheit vor dem ewigen Tod zu retten und vollkommen zu entsühnen, sendet Gott seinen Sohn in die Welt, der durch sein freiwilliges Opfer am Kreuz die Ursünde tilgt. Mit der Taufe auf den Namen Jesu ist fortan zwar die Erbsünde vergeben, ihre Folgen jedoch (Leiden, Tod, Unwissenheit, Sündenneigung) sind dem Menschen nicht erlassen und zur Bewährung aufgetragen. |
Exil | Freiwilliger oder erzwungener, langfristiger Aufenthalt außerhalb des Heimatlandes, Leben in der Fremde, meist Folge von Ausbürgerung, Verfolgung, Vertreibung und Bedrohung, auch Bestrafung. |
Genesis | Erstes, traditionell Mose zugeschriebenes Buch der hebräischen Bibel (Tanach) und des Alten Testaments; berichtet von der Schöpfung der Welt, der Vertreibung aus dem Paradies, der Sintflut, dem Turmbau zu Babel bis zum Aufenthalt der Söhne Jakobs in Ägypten. Der hebräische Name lautet Bereschit (= "Im Anfang"), in der christlichen Sphäre hat sich die Bezeichnung Genesis oder 1. Buch Mose eingebürgert. Die Datierung ist nicht abschließend geklärt, die meisten Wissenschaftler nehmen heute eine auf ältere Quellen des 10. vorchristlichen Jahrhunderts gestützte, mehrstufige und um 400 v. Chr. abgeschlossene Endredaktion an. |
Iblis | Satan, Versucher, Teufel im Islam; nach islamischem Verständnis ein aus Feuer erschaffenes, mit Verstand begabtes unsichtbares Geistwesen (Dschinn), das tausend Jahre lang die Paradiestore bewachte. Als Gott nach der Schöpfung Adams den im Gegensatz zu den Dschinn aus Licht geschaffenen Engeln und allen Geistern befiehlt, sich vor dem Menschen niederzuwerfen, widersetzt sich Iblis aus Hochmut. Er wird dafür von Allah verflucht und zum Aufenthalt in der Hölle verdammt, erwirkt aber die Erlaubnis, die Menschen bis zum Tag des Gerichts zu versuchen und in die Irre zu führen. |
Kaaba | Zentrales Heiligtum und Pilgerziel des Islam im Innenhof der Hauptmoschee von Mekka. Die fensterlose, würfelförmige Kaaba (wörtlich "Kubus", "Würfel") wird nach islamischer Auffassung als erstes Gotteshaus der Welt von Adam erbaut, nach seinem Verfall von Abraham wiedererrichtet und vom Muhammad dem Islam geweiht. Das heutige Gebäude stammt aus dem Jahr 1630, der Neubau war durch Überschwemmungsschäden nötig geworden. Das Innere der schwarzumhängten Kaaba ist bis auf drei Säulen und einige Ampeln leer. In der südöstlichen Ecke ist ein schwarzer Stein eingelassen, den der Tradition zufolge Abraham vom Engel Gabriel empfing. Die Kaaba gibt die Gebetsrichtung vor und wird von den Gläubigen im Rahmen der alljährlichen Pilgerfahrt (Haddsch) siebenmal gegen den Uhrzeigersinn umrundet. |
Koran | Die Heilige Schrift des Islam; nach islamischer Vorstellung dem Propheten Muhammad vom Erzengel Gabriel im Lauf von 22 Jahren (610-632) diktierte (arabisch: Quran = "Lesung", "Rezitation", "Vortrag") Selbstoffenbarung Allahs. Die Offenbarungen wurden zunächst hauptsächlich aus dem Gedächtnis wiedergegeben. Erst nach dem Tod Muhammads wurden die bereits zu seinen Lebzeiten auch schriftlich fixierten Rezitationen zusammengeführt und schließlich vom Kalifen Othman (644-656 n.Chr.) in ihrer heutigen Form kanonisiert. Der verbalinspirierte Text gilt als irdische Manifestation eines im Himmel seit Anbeginn der Welt auf "wohlverwahrten Tafeln" niedergelegten "Urkorans". |
Mekka | Stadt in Saudi-Arabien, Geburtsort des Propheten Muhammad, heiligste Stadt und zentraler Wallfahrtsort des Islam und Mittelpunkt der Welt. Im Innenhof der Hauptmoschee steht die von jährlich etwa 2,5 Millionen Muslimen während des Pilgermonats besuchte Kaaba. |
Monotheismus | Eingottglaube, Religionen, die nur an einen Gott glauben wie das Judentum, das Christentum und der Islam (abrahamitische Religionen). |
Sure | Abschnitt des aus 114 Suren bestehenden Korans. |
Talmud | Ein über mehrere Jahrhunderte entstandenes und etwa um 500 n. Chr. abgeschlossenes, zentrales Lehrwerk des Judentums. Als eine Art "praktischer Gebrauchsanweisung" der Thora zeigt der Talmud (hebräisch: "Studium"), wie deren Regeln ausgelegt und im Alltag umgesetzt werden sollen. Der Talmud gilt als ein Herzstück des Judentums, als oberste Autorität und gewichtigste Referenz in allen Fragen der jüdischen Glaubenspraxis. |
Traktat | Schriftliche Abhandlung, Erörterung über ein meist religiöses, philosophisches, kulturelles, politisches, moralisches oder naturwissenschaftliche Thema. |
Zölibat | Ehelosigkeit, Versprechen der Ehelosigkeit |