Johannes Calvin Unterricht im Christenglauben
Die Flucht aus Paris ist ein vollständiger Bruch mit der katholischen Kirche. Und ein Bruch mit seiner französischen Heimat, die so unnachgiebig wie gewalttätig gegen Protestanten vorgeht. Calvin findet Zuflucht in Basel, das 1529 zur Reformation übergetreten ist und viele aus Frankreich geflohene Protestanten beherbergt. Im Baseler Exil entsteht sein frühes Hauptwerk, das 1536 unter dem Titel "Christianae religionis institutio" im Druck erscheint und sofort eine immense Breitenwirkung entfaltet.
Ein Katechismus als Vermittlungsversuch
Die Vorrede dieses "Unterrichts in der christlichen Religion" ist an den französischen König Franz I. gerichtet, der in einem Edikt vom 29. Januar 1535 die Vernichtung der protestantischen Häretiker angeordnet hatte. Calvin verteidigt den Protestantismus gegen die römisch-katholische Polemik und versucht, die vielen diffamierenden Vorurteile gegen die "Lutheraner" auszuräumen. Insbesondere wendet er sich gegen den politisch instrumentalisierten Vorwurf, dass sie Aufruhr im Königreich und einen politischen Umsturz planten.
Gottes Allmacht und ewiger Ratschluss
Inhaltlich präsentiert sich das stark an Luthers "Kleinen Katechismus" angelehnte Werk als kurzgefasste Darstellung der wesentlichen Grundwahrheiten des reformierten Glaubens, der Sakramente, Gebete und Heilshandlungen. Im Zentrum steht das Postulat der absoluten Allmacht Gottes. Erst wenn der Mensch die majestas domini begreift, kann er sich selbst und seinen Platz in der Schöpfung erkennen. Auch der für den Calvinismus grundlegende Prädestinationsgedanke ist bereits im Kern angelegt: Weil die Erbsünde den Menschen zu Gottes ewigem Schuldner macht, kann er sich nicht durch gute Taten rechtfertigen und sein Seelenheil verdienen. Das Heil des Menschen fließt daher allein aus der Gnade Gottes und aus Jesus Christus. Und einzig Gottes ewige Vorhersehung entscheidet darüber, ob ein Mensch bei ihm Gnade findet oder verdammt ist. Der Mensch kann diese Vorbestimmung zu Erwählung oder Verwerfung nicht beeinflussen, sie ist vollständig der unbeschränkten, letztlich auch unbegreiflichen Souveränität Gottes anheimgestellt. Er muss beides, sowohl die Erwählung als auch die Nichterwählung, gläubig annehmen. Gewissheit, wer zu den Verdammten oder Angenommenen zählt, gibt es zwar nicht, wohl aber mit aller Vorsicht doch deutbare Anzeichen: Die Fähigkeit, ein frommes, gottesfürchtiges, sittlich einwandfreies Leben zu führen, ist eine Gnade Gottes und deutet so auf die Erwählung hin.