Der Marshall-Plan Marshall macht Europa Mut
Im April 1947 kehrt Außenminister George C. Marshall, während des Zweiten Weltkriegs Stabschef der US-Streitkräfte, desillusioniert von einem ergebnislosen Treffen mit seinen britischen, französischen und sowjetischen Kollegen in Moskau nach Washington zurück. Im Radio berichtet er vom Leiden der Europäer und sagt: "Der Patient verfällt, während die Ärzte beraten".
Bald darauf, am 5. Juni 1947, hält Marshall eine kurze Rede an der Harvard-Universität - und präsentiert die Grundzüge eines Rettungsplans für Europa. Um den sozialen und politischen Niedergang zu stoppen, so Marshall, sind Wirtschaftshilfe und Nahrungsmittellieferungen vonnöten. Das amerikanische Hilfsprogramm richtet sich "weder gegen ein anderes Land oder gegen eine politische Doktrin", es will nur Verelendung und Chaos entgegenwirken. Später präzisiert Marshall seine Aussage und erklärt, dass sich das Programm auch auf die UdSSR und seine Satellitenstaaten erstreckt.
Die Europäer sind am Zug
Europas Regierungen fordert Marshall auf, Pläne für die Realisierung des "Heilungsprozesses" auszuarbeiten. In Europa schlägt die Rede Marshalls wie eine Bombe ein. Als ihm der Text der Hardard-Rede vorliegt, reagiert der britische Außenminister Bevin begeistert: "I grabbed the Marshall proposals with both hands…". Noch im Juni treffen sich Abgesandte von 16 Staaten in Paris, Deutschland wird durch die Militärgouverneure der Besatzungszonen vertreten.
Fachleute errechnen einen Marshall-Plan-Bedarf von 28 Milliarden Dollar bei einer Laufzeit von vier Jahren. Die US-Regierung streicht die Wunschliste auf 17 Milliarden Dollar zusammen, der Kongress stimmt dem Vorhaben zu. Am Ende investieren die USA 13,4 Milliarden Dollar im Zeitraum 1948 bis 1952 in das European Recovery Program (ERP).
Stalin pfeift die Osteuropäer zurück
Auch der russische Außenminister Molotow erscheint in Paris, bleibt bei den Verhandlungen aber unkonkret. Die Interessenten am Wiederaufbauprogramm nennt er "Jagdhunde des Dollars" und reist wieder ab. Der Grund: Josef Stalin betrachtet das Projekt als "unfreundlichen Akt" und untersagt den Staaten seines Machtbereichs die Teilnahme. Auch die Tschechoslowakei, Polen und Finnland, die in Paris großes Interesse bekunden, müssen sich zurückziehen.
In Osteuropa wird schließlich die auf Abhängigkeit von der UdSSR basierende Wirtschaftszone COMECON (Council for Mutual Economic Aid - Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe) geschaffen.