Der zentralistische Staat der Frühen Neuzeit hatte die Autonomie der Städte weitgehend eingeschränkt. Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert stiegen die Bevölkerungszahlen in den Städten hingegen rasend schnell in die Höhe.

Die Menschen strömen in die Städte

Das 19. Jahrhundert, insbesondere seine zweite Hälfte, war eine Epoche intensivster Urbanisierung. Keine frühere Epoche hatte eine solche räumliche Verdichtung des sozialen Lebens erfahren. Erstmals wurde in einigen Staaten die Existenz des Städters zur ökonomisch wie kulturell dominierenden Lebensform. Auf der Suche nach Arbeit, Wohlstand und einem besseren Leben strömten die Menschen in die Städte. Keine der etablierten Städtesysteme war auf diesen großen Zustrom vorbereitet, weshalb vor allem die frühe Wachstumsphase eine Zeit krisenhafter Anpassung war. London beispielsweise wuchs zwischen 1800 und 1913 von 900.000 Einwohnern auf 7,3 Millionen. Die starke Bevölkerungszunahme innerhalb weniger Jahrzehnte hatte tiefgreifende Veränderungen der städtischen Infrastruktur zur Folge. Dazu zählten Veränderungen im Verkehrswesen, in der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung. Aber auch Partizipations- und Emanzipationsbewegungen wie die Arbeiter- und die Frauenbewegung wurden zum Ausdruck des modernen städtischen Lebens.

Parallelitäten zwischen Mittelalter und Moderne

Auch wenn es auf den ersten Blick eher ungewöhnlich erscheint, aber zwischen den Städten des Mittelalters und den Metropolen der Moderne bestehen durchaus Ähnlichkeiten. Zum einen in der sehr heterogenen Bevölkerung, zum anderen in der dynamischen gesellschaftlichen Entwicklung. Sowohl im Mittelalter als auch in der Moderne finden sich in den Städten benachteiligte Gruppen, die sich emanzipieren wollen und nach politischer Partizipation streben. Die Spannungen, die das urbane Leben erzeugt, sind der Motor der gesellschaftlichen Entwicklung.