150 Jahre Befreiungshalle Von falschem Marmor und abgetrennten Fingern
Von den Einen geliebt und geachtet, von Anderen vergessen und verachtet. Das ist die Befreiungshalle in Kelheim. An dem Rundbau, der auf dem Michelsberg über der Stadt thront, scheiden sich die Geister seit 150 Jahren.
König Ludwig I. hatte die „Halle“, wie sie von vielen Einheimischen genannt wird, als Gedenkstätte für die siegreichen Schlachten gegen Napoleon in den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 in Auftrag gegeben.
Die Bauarbeiten, die sich über 21 Jahre hinzogen, standen unter keinem guten Stern. Erst starb der Architekt Friedrich von Gärtner, dann musste Ludwig I. wegen seiner Affäre mit Lola Montez zurücktreten. Es grenzt fast an ein Wunder, dass der Bau überhaupt noch zustande kam, vollendet von Leo von Klenze. Der musste aber bei der Wahl der Baumaterialien einige Kompromisse eingehen. Zum Beispiel durfte er nur Ziegel statt Kalkstein verwenden.
Und der Sockel, auf dem die Granitsäulen im inneren oberen Rundgang stehen, sieht nur aus wie Marmor, ist aber auf Stein aufgemalt. Für Silvia Kolmer, die regelmäßig Führungen durch die Befreiungshalle anbietet, machen diese „Schwächen“ gerade den Reiz der Befreiungshalle aus. Ja, sie hat sich in den „Ruhmestempel“ geradezu „verliebt“. Und sie kennt unendlich viele Geschichten über die Befreiungshalle. Zum Beispiel die von der einen Siegesgöttin, der ein Finger abgetrennt wurde.
Oder der Musikpädagoge und Dirigent Christoph Lickleder. Er hat Dutzende Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr organisiert: vom Festumzug über Ausstellungen und historische Stadtführungen - bis hin zu zahlreichen Konzerten, sogar im Krypta-ähnlichen Unterbau der Befreiungshalle. Oder Reiner Schneck, der schon über 30.000 Fotos von der Befreiungshalle „geschossen“ hat und immer noch nicht genug davon kriegt. Siegfried Höhne hat für „Zeit für Bayern“ zahlreiche Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart der Befreiungshalle zusammengestellt.