500 Jahre Reformation Bayerische Reformationsgeschichten
Bayern - im Klischee schwingt da immer mit, Barock und Rokoko und der Glanz katholisch geprägter Feste. Tatsächlich war das politische Bayern bis ins 19. Jahrhundert ein Hort des Katholizismus und der Gegenreformation.
Das hatte unter anderem aber zur Folge, dass alles, was für das Herzogtum Bayern damals Ausland war -also bereits freie Reichsstädte wie Regensburg, Augsburg oder Nürnberg oder bestimmte reichsunmittelbare Grafschaften und Fürstentümer wie die Ortenburger, die Junge Pfalz in Neuburg an der Donau oder die fränkischen Ritterherrschaften - sich desto eher der Reformation anschlossen. Ganz einfach um zu verhindern, dass die bayerischen Herzöge die Kirche als Vehikel nutzen konnten, um ihnen hineinzuregieren, ihnen wortwörtlich, ins Gäu zu gehen.
Schließlich waren, ganz ähnlich wie heute noch etwa in Saudi-Arabien, Staat und Religion noch immer und noch für Jahrhunderte eine Einheit. Die Leute damals hätten sich auch gar nicht vorstellen können, dass Kirche und Staat getrennt, dass Glauben und politische Meinungen jedes einzelnen irgendwann einmal bloße Privatsache, frei sein könnten, wie wir es heute genießen.
Landesausstellung Coburg
Der Kampf "für oder wider Luther" wurde entscheidend bei uns ausgetragen: In Franken, Schwaben und Altbayern. Diesen bedeutenden Teil der Reformationsgeschichte darzustellen hat sich die diesjährige Bayerische Landesausstellung zur Aufgabe gemacht. Auf der Veste Coburg, von wo aus Luther 1530 den entscheidenden Augsburger Reichstag mitverfolgt hat. Ihr Motto: "Ritter - Bauern - Lutheraner". Sie wird am 9. Mai, also übermorgen eröffnet und dauert dann bis 5. November.
Kleine Eiszeit
Die Geschichte verläuft nie so simpel, wie wir Nachgeborenen uns das immer vorstellen. Was wir beispielsweise meistens vollständig außer Acht lassen, ist das Wetter - das beispielsweise ganz konkret an einzelnen Tagen den Lauf der Weltgeschichte massiv beeinflussen kann oder als Klima, als klimatischer Verlauf, ganze Epochen prägen kann. Und wenn man da jetzt genauer hinschaut, zeigt sich, dass just im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit - also in genau jenem Zeitraum, in dem es zu Reformation, Bauernkriegen etc. gekommen ist, das Klima innerhalb von wenigen Jahrzehnten um sage und schreibe sechs Grad kälter geworden ist. Es begann eine jahrhundertelange Kälteperiode: Die sogenannte kleine Eiszeit.
Du musst dran glauben!
Es ist ja nicht so, dass sich in der Reformation die Protestanten von der römischen Kirche abgespalten hätten und die Katholiken geblieben wären, wie sie waren. Tatsache ist, dass auch in den katholischen Ländern sehr bald eine eigene Reformation eingesetzt hat - die sogenannte Gegenreformation. Damit wollte man den Katholizismus nicht nur auf eine neue, saubere Grundlage stellen, sondern gleichzeitig so attraktiv machen, dass möglichst viele abtrünnig gewordene Protestanten wieder den Weg zurück in den Schoß der römischen Kirche fanden.
In Altbayern holten die Herzöge zu diesem Zweck die Jesuiten in ihre Universitätsstadt Ingolstadt, die sich der modernsten Wissens- und Glaubensvermittlung verschrieben hatten. Das Fürstbistum Würzburg hatte mit Fürstbischof Julius Echter einen eigenen Landesherrn, der ebenfalls Gegenreformation betrieb. Einerseits hochgeachtet, andererseits - vornehmlich bei den Protestanten - verschrien. Als Hexenbrenner zum Beispiel. Aber halten solche Klischees tatsächlich einer genaueren Prüfung stand?