Bayern genießen (Aus der) Luft genießen im Juni
Der Juni ist die Zeit Zephirs, des angenehm fächelnden milden Winds. Für uns ist die milde Juniluft der Grund für ein Bayern-genießen-Magazin, in dem frühsommerliche Leichtigkeit zusammen mit barocker Vielfalt regiert.
Der Juni ist die Zeit Zephirs, des angenehm fächelnden milden Winds, der schon bei den alten Griechen das typische Zeichen von Frühling und frühem Sommer war. Zephir kann wärmen, wenn die Sonne nicht scheint, an heißen Tagen aber auch kühlen. Im Barock wird er in Gedichten oder Opernlibretti häufig zitiert – vor allem im Zusammenhang mit angenehmen Stimmungen und Gefühlen.
Bayern genießen im Juni mit diesen luftigen Themen aus den Regionen
Ausstellen. Das Luftmuseum in Amberg.
Auslüften. Das Ballonmuseum Gersthofen.
Anduften. Parfums aus Mainfranken.
Abheben. In die Luft gehen mit Nürnberger Raketen.
Auffliegen. Gebratene Tauben als Delikatesse.
Abnehmen. Hochgebirgsluft macht schlank.
Das Luftmuseum in Amberg
Die Luft. Ohne Zutaten oder Hilfsmittelkönnen wir sie weder schmecken, riechen noch sehen oder hören. Nur fühlen können wir sie – im Wind.
Wenn Sie aber jetzt glauben, ein Luftmuseum in geschlossenen Räumen, wo gar kein Wind hinkann, sei deswegen so viel wie viel Lärm um nichts, sind Sie falsch gewickelt. Wir sind Luftwesen – auch wenn wir mit beiden Füßen auf der Erde stehen. Was schließlich brauchen wir mehr als die Luft zum Atmen? Die Luft ist für uns das Gleiche wie für den Fisch das Wasser. Sie gehört zu den Grundlagen unseres Lebens.
Wenn Sie in der Nähe von Amberg wohnen und eine Luftmatratze oder ein Schlauchboot zu Hause haben, können Sie heute (Sonntag 1. Juni) noch mitmachen bei einer etwas anderen Regatta. Beim Luftboottreffen auf der Vils. Start ist um 14.00 vor der Stadtmauer. Danach steigt das alljährliche Museumsfest im Amberger Luftmuseum. Und auch ein Besuch lohnt sich.
Das Ballonmuseum in Gersthofen
Luftzug, Wind, entsteht durch Druckschwankungen in der Atmosphäre, die durch unterschiedlich starke Sonneneinstrahlung entsteht. Schon der Grieche Archimedes im 3. Jahrhundert vor Christus, dass ein Gegenstand geringerer Dichte in einer Umgebung höherer Dichte Auftrieb bekommt. Genauso wie das Schiff im Wasser schwimmt, egal ob es aus Holz ist oder aus Eisen, genauso schwimmt quasi warme Luft über der sie umgebenden kalten. Sie dehnt sich aus, braucht mehr Platz für sich und entweicht in die Höhe oder zur Seite. Ein Ballon sorgt dafür, dass sich die heiße Luft nicht zu schnell mit der kalten vermischt, womit der Auftrieb nutzbar wird. Diesen Effekt machten sich schon die ersten kleinen Signalballone zunutze, die im alten China mit einer Kerze betrieben wurden. Diesen Heißluftballon haben die Brüder Montgolfier 1783 noch einmal erfunden.
Einer Anekdote zufolge haben die beiden einer Frau zugeschaut, die ihre Wäsche über einem Feuer trocknete. Dabei sahen sie, wie sich die Wäschestücke, obwohl es windstill war, in der warmen Luft bewegten. Wenige Monate später füllte der französische Physiker Charles den Ballon der Brüder Montgolfier mit Wasserstoffgas, von dem er als Physiker wusste, dass es ebenso wie heiße Luft in normaler Atmosphäre Auftrieb bekommt. Die Geschichte der Luftfahrt beginnt. Schnell wird die Entdeckung woanders kopiert. 1786 zum Beispiel in Augsburg. Dort erinnert seit 1985 das Ballonmuseum Gersthofen an die bewegende Geschichte der Bewegung in der bewegten Luft.
Luft ist für uns geruch- und geschmacklos – und doch voller Düfte.
Parfums aus Mainfranken
Ähnlich wie für Ballons und andere Luftfahrzeuge ist die Luft nur der Träger für die Duftsubstanzen und schon früh hat man versucht, der Luft Duft zu verleihen. Das geschah in der Antike vor allem durch Räucherwerk, wie zum Beispiel den berühmten arabischen Weihrauch. Davon hat das Parfüm seinen Namen.
Lateinisch per fumum heißt „durch“ oder „mit dem Rauch“. Erst später ist man drauf gekommen, dass Duft nicht immer mit Rauch verbunden ist. Wie jedes Lebewesen, jeder Mensch seinen ganz eigenen Duft hat, so gibt es auch Landschaften, die man mit einem speziellen Geruch verbindet. Die Duftlandschaft Bayerns ist einmal mehr Mainfranken. Nicht nur, weil dort die Duftblume ganz wesentlich zum Weingenuss gehört, oder im milden Klima allerhand duftende Blumen gedeihen.
Wasser hat keine Balken – aber Luft selbstverständlich auch nicht. Allein daran sieht man, dass Wasser und Luft sich unter vielerlei Gesichtspunkten ähnlich. Wasser kann als Dampf gasförmig sein und Luft wird ab einer Temperatur von minus 183 Grad Celsius flüssig. Wasser besteht zur Hälfte aus Sauerstoff, Luft zu einem Fünftel. Beides kann sich auch miteinander vermischen: In der Luft findet sich Wasserdampf, andererseits kann das Wasser auch Gasmoleküle aus der Luft aufnehmen.
Die Noris-Raketen aus Nürnberg
Im Allgemeinen aber befindet sich die Luft, weil sie leichter ist, über dem Wasser, weswegen das Ins-Wasser-Gehen gern bei heißem Wetter ein täglicher Genuss für den Menschen sein kann, das In-die-Luft gehen lange Zeit nur im übertragenen Sinn möglich war. Auf diese Weise Luft abzulassen kann ganz befreiend sein. Es gibt aber noch eine andere Art, in die Luft zu gehen, und die ist ein Genuss für die ganze Familie. Dazu braucht man selbst nicht einmal vom Boden abzuheben.
Ballone und Raketen markieren einerseits die älteste, andererseits die jüngste Möglichkeit für den Menschen, sich durch die Luft zu bewegen. Wobei man im Ballon nahezu steuerungslos im übertragenen, wie im praktischen Sinn in der Luft hängt und man in der Rakete die Luft prinzipiell gar nicht mehr braucht. Raketen funktionieren auch im luftleeren Raum.
Modellraketenbau mit einfachen Mitteln
Papier und Balsaholz sind die Hauptwerkstoffe. Weiteres Zubehör bekommt man im Bastelladen, im Baumarkt oder im Angelgeschäft.
Die Körperrohre werden aus A3 Papierbögen mit einem Gewicht von 160 g/m² auf einen Kern gewickelt, die Finnen aus 3mm Balsaholz nach den Schablonen einfach mit einem Cuttermesser ausgeschnitten. Das Anfertigen der Spitzen ist etwas komplizierter. In ein Stück Balsaholz wird ein Holzdübel geleimt und die Spitze dann zum Schleifen in die Bohrmaschine gespannt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Raketen fliegen schnurgerade und lassen sich immer wieder verwenden. (Quelle: Arbeitsgemeinschaft Modellraketen agm.)
Dazwischen, also mit Luft als Trägermaterial aber mit exakten Steuerungsmöglichkeiten, liegt das Flugzeug, dessen Vorbild der Vogelflug war. Längst bevor sich die Menschen selbst in die Lüfte erhoben, haben sie sich Vögel zunutze gemacht. Denken Sie nur an Brieftauben oder an Noah, der die Taube ausgesendet hat, um Festland zu erkunden.
Auffliegen. Gebratene Tauben als Delikatesse.
Tauben wurden schon sehr früh als Haustiere gehalten. Heute gelten Tauben vielen als „Ratten der Lüfte“ – eine ungerechte Bezeichnung, die eher ein schlechtes Licht auf den Stadtbewohner wirft, der, von immer weniger mit wildlebenden Mitbewohnern aus dem Tierreich anfangen kann. Und auch wenn man Stadttauben nicht essen mag – eigentlich gehören gebratene Täubchen als klassische Delikatesse ins Schlaraffenland, wo sie den Genießern direkt in den Mund fliegen. Gebraten, versteht sich.
Abnehmen. Hochgebirgsluft macht schlank.
Luft, oder wissenschaftlich Atmosphäre, ist das, was uns immer umgibt. Auch im übertragenen Sinn: Dicke Luft gilt als Synonym für Streit, der in der Luft liegt. Wenn dicke Luft ist zwischen zwei Menschen beispielsweise, dann kann die Luft auch ganz schnell richtig dünn werden. Will heißen, dass bald nichts mehr geht, weil allen Beteiligten der Schnaufer ausgeht. Wobei übrigens, wenn mans genau nimmt, die Luft am Main auch an durchaus entspannten Tagen erheblich dicker ist als auf der Zugspitze. Sie erinnern sich: Dünne Luft ist leichter, hat mehr Auftrieb als dicke und liegt deswegen im allgemeinen oben. Wissenschaftler wollen jetzt herausgefunden haben, dass die dünne Luft in der Höhe tatsächlich auch dünn macht.
Münchner Ärzte haben jetzt ein Experiment von der Zugspitze auch am Stilfser Joch wiederholt, vergangene Woche haben sie ihre Ergebnisse auf einem Kongress zur Bergmedizin in Bozen vorgestellt. Gute Nachricht für allzu beleibte Genießer: Man nimmt in der Höhe tatsächlich ab, auch wenn man normal ist und sich wenig bewegt. Das könnte man ja durchaus ausprobieren…
Das mag wohl auch der tiefere Grund dafür sein, warum Hochgebirgsbewohner und auch Bergsteiger oft so regelrecht ausgemergelt daherkommen. Für mich ist klar: Nächster Urlaub: Hochgebirge.
Auch astrologisch regiert übrigens jetzt ein sogenanntes Luftzeichen – der Zwilling.
Er soll ein vielseitig interessierter Luftikus sein, dem es vielleicht am ehesten zuzutrauen ist, einen Junisonntagnachmittag, Zephir hin oder her, vor dem Fernseher zu verbringen. Denn ebenfalls unter dem Motto Bayern genießen gibt’s im Bayerischen Fernsehen ein Porträt einer Kunstfliegerin, deren atemberaubende Kunststücke in der Luft ein Genuss für jeden Zuschauer sind. In zwei Stunden auf BR alpha. Wir vom Radio wünschen Ihnen einstweilen einen schönen Sonntag.
Die Themen und ihre Autoren
Luft. Das ist Bayern genießen im Juni. Mit Gerald Huber und Beiträgen aus den sechs BR-Regionalstudios. Thomas Muggenthaler führte uns in das Luftmuseum Amberg. Annemarie Ruf ging im Ballonmuseum Gersthofen bei Augsburg der Geschichte der Ballonluftfahrt nach. Dem Geheimnis der Düfte machte sich Farsin Behnam vom Studio Mainfranken auf die Spur. Wie man mit Nürnberger raketen in die Luft geht, darüber berichtete Tobias Föhrenbach aus dem Studio Franken. Die Delikatesse Gebratene Tauben legte uns Hannelore Fisgus aus dem Studio München ans Herz und Christine Gaupp aus der Redaktion Oberbayern probierte aus, wies um das Abnehmen im Hochgebirge steht.
Musikauswahl Angela Breier, Redaktion Gerald Huber.