Nürnberger Kapriolen Parkour - Trendsport findet immer mehr Anhänger
Seit einigen Jahren schwappt aus Frankreich eine Trendsportart zu uns nach Deutschland hinüber. Parkour: Das ist die kunstvolle Art der Fortbewegung im Großstadtjungel. Wenn man den Sportlern zuschaut, dann erinnert hier vieles an die Fortbewegungskunst der Ninjas. In dem Fall Urban (Großstadt) Ninjas. Tobias Föhrenbach hat die Parkourszene in Nürnberg unter die Lupe genommen.
Es gibt ja Leute die laufen einfach durch die Stadt und es gibt Leute die laufen durch die Stadt - nehmen aber nicht den klassischen Bürgersteig.
"Im Grunde genommen ist die Sportart: so effektiv wie möglich von A nach B zu kommen und dabei spielen dann noch kreative Elemente mit rein, wie Saltos oder ähnliches Es geht darum möglichst vielfältig in der Bewegung zu sein. Jeder hat seinen eigenen Stil, deswegen alle möglichen Elemente mit einbeziehen"
Kevin Jagr
"Man muss da einfach kreativ sein, manchmal kommt das einem einfach so, und man denkt: Jetzt mach ich das"
Jonas Baumgärtel
Und an diesem eigenen Stil der effizienten und kreativen Fortbewegung feilt gerade Jonas Baumgärtel - in der Parkourszene „Baumi“ genannt, weil ihm hin und wieder der ein oder andere baumstarke Trick gelingt. Beim Parkour Trainingsgelände am Wöhrder See in Nürnberg, gleich hinter dem Jugendhaus Klüpfel, macht Jonas sich erst einmal warm und schwingt sich dann artistisch durch ein verzweigtes Metallstangen-Gerüst.
"Ich hab Lachès gemacht, also an Stangen geschwungen – Lache-Preci – Präzisionssprünge und noch einen Salto am Schluss"
Baumi
Gleich wird schnell klar, wer Parkour lernen möchte muss sich im Fachjargon auskennen. Die unterschiedlichen Sprünge, Drehungen und Bewegungen haben, wie es sich für eine Trendsportart gehört, vielfältige und besonders coole Namen.
"Verschiedene Walls – d.h. über Mauern ne Safety, ne Katze, ne Dash, ne Cash, ein Webster, ein Sideflip, ein Frontflip, Precis – (Zwischenfrage) Was ist denn eine Katze? – Katze ist praktisch ein Bocksprung im Turnen – (Zwischenfrage) Und warum sagt man nicht Cat? – Cat, das ist das Lustige, also wenn man Cat sagt, dann ist das der Armsprung, d.h. an eine Wand ranspringen.."
Baumi
Klar – ach ja und an dieser Wand sich natürlich elegant hochziehen und weiter geht es mit dem Run durch die Stadt. Die Parkoursportler werden Traceure genannt. Sie machen sich den öffentlichen Raum zu Nutze und sehen die ganze Stadt als reizvolle Parkour-Anlage. Garageneinfahrten, Betonpfeiler, Mauerwände, Geländer – es gibt fast nichts, was sich nicht für Parkour eignet.
Alles ganz legal, alles ohne etwas kaputt zu machen und alles natürlich auch mit Rücksichtnahme auf andere „normale“ Passanten.
Kevin Jagr ist 20 Jahre alt und betreibt seit 4 Jahren Parkour. Etwas humpelnd kommt er zum Wöhrder See, denn beim Training einen Tag zuvor hat er sich bei einem Sprung am rechten Oberschenkel verletzt. Dort zeigt sich ein riesiger blauer Fleck. Doch er nimmt es sportlich, auch das gehört schließlich dazu.
"Ich versuche immer zu trainieren, bzw. täglich, oder jeden zweiten Tag und wenn halt die Stelle verletzt ist, dann versucht man etwas anderes zu trainieren und das bringt einen auch voran. Eine Verletzung ist kein Stopp, oder keine Pause."
Kevin Jagr
Kevin Jagr gehört zur Nürnberger Parkour Community, die sich seit Jahren auch für bessere Trainingsbedingungen einsetzt, denn richtige Parkour Trainingsplätze sind Mangelware in Nürnberg. Der Dialog mit dem zuständigen Jugendamt der Stadt zeigt erste Erfolge – im Westtorgraben soll eine neue Installation entstehen mit kombinierbaren Elementen, Stangen, Betonblöcke und Holzlatten.
Nürnberg ist längst eine Parkour-Hochburg
Doch das beste Training bietet sowieso die Stadt als solche und da hat sich Nürnberg in den letzten Jahren mit einigen reizvollen sogenannten Spots zu einer Parkour-Hochburg entwickelt. Den Traceueren bei ihren artistischen Einlagen zuschauen kann man am besten an der Unterführung beim Maritim Hotel, beim Cinecitta und am Rathenauplatz. Doch eine Stadt ist ständig im Wandel und ständig ergeben sich neue reizvolle Spots – die Sportler nennen das den Parkour-Blick haben.
"Ich bin – ohne das Böse zu meinen – wie ein normaler Mensch immer durch die Stadt gelaufen. Dann als ich angefangen habe Parkour zu machen: Man nimmt die Stadt anders wahr, man schaut sich um, sieht Sachen, wo man etwas machen könnte, wo man trainieren könnte und nächstes Mal dann zieht man sich um, geht hin und trainiert das. Es ist auf jeden Fall ein Unterschied"
Kevin Jagr
Der spezielle Blick entwickelt sich mit den Jahren, doch mit Parkour beginnen kann eigentlich jeder sofort ohne größere Fitness und Vorerfahrung. Denn das eigene Risiko bestimmt jeder selbst. Wie weit soll der Sprung gehen, wie hoch ist das zu überwindende Hindernis und wie kreativ kann ich dieses meistern? Nach der ganzen Schwärmerei bleibt also noch der Selbstversuch, wie leicht sich Parkour denn wirklich lernen lässt. Jonas Baumgärtel schlägt den Preci als Einstieg vor. Den Basis-Präzisionssprung: Von einer Stelle beidfüßig abspringen und auf einer Kante möglichst beidfüßig sicher landen und stehenbleiben.
"Also zum Flippen, zum Saltos machen ist das schon echt cool. Da kann man Sachen ausprobieren, die man sonst nicht ausprobieren kann. Da ist es auch egal, wenn man mal auf dem Kopf landet im Schnee. So Sachen kann man da eben machen"
Jonas Baumgärtel
Kontakt
Kontakt zur aktiven Parkour Szene bekommt man am besten über Facebook in der Gruppe Nürnberg Parkour. Am 22. Februar wird die Parkour Trainingsanlage im Westtorgraben endgültig mit einem eigens dafür eingesetzten Architekten geplant, bis zum Sommer soll die Anlage dann stehen – viel Vergnügen