Wandern im Urdonautal Das Wellheimer Trockental erleben
Das Trockental zwischen Dollnstein und Wellheim wurde einst Zeuge gewaltiger Naturkatastrophen. Heute dagegen ist das Tal, in dem einst die Donau strömte ein Ort der Ruhe. Tobias Betz war dort unterwegs mit einem, der auch die versteckten Ecken im Urdonautal kennt.
Der Weg führte die beiden auf über Hundert Meter über das Tal, hinunter zu Bibersonnenplätzen, bis hin zu schlangenbesetzten Felsformationen.
Der Reporter ist unterwegs mit einem "Eingeborenen" des Urdonautals. Hans Rehm ist Naturschutzbeauftragter im Trockental bei Dollnstein. Fast täglich ist er unterwegs. Wir können also einiges erwarten:
"Auf alle Fälle eine sehr schöne Gegend, wo wir wohnen, wo andere Urlaub machen wollen. Und auf der Stelle, an der wir stehen, muss man sich vorstellen, dass da die Donau geflossen ist."
Hans Rehm
Wir wandern gleich bei Dollnstein hinauf zu den Trockenhängen im Osten. Von dort erwartet uns ein Blick hinein ins Urdonautal.
Hans Rehm ist 82 und ziemlich gut zu Fuß. Mit schnellem Schritt und zwei Gehstöcken wetzt er in der prallen Sonne bei gut 30 Grad aufwärts. Der Trampelpfad staubt mit jedem Schritt, das trockene Gras knistert. Von oben erst ist die gesamte Dimension des Tals zu erkennen. Hervorstehende Felsformationen an den Hängen. Hügelige Waldstücke wie hohe Wellen am Horizont. Und irgendwo unten: Häuser, Straßen, Autos: Die Menschheit. In Miniatur. Hans Rehm blickt übers Urdonautal, wischt sich ein paar wenige Schweißperlen von der Stirn; um ihn herum flattern bunte Schmetterlinge.
"Million Jahre, vor Millionen Jahre ist das passiert! Wahnsinn! Schwer vorstellbar. Und wenn Sie mal da rüber schauen, da geht die Römerstraße rüber und genau an der Stelle, da waren die ersten Siedlungshäuser gewesen, ein Schmied, ein Bauer, ein Wagner."
Hans Rehm
Die Entstehung der Landschaft reicht jedoch weit über die Römer, ja über die Geschichte der Menschheit hinaus. Eine Naturkatastrophe hats gebraucht, Erdplattenverschiebungen und viel Zeit.
Vor 15 Millionen Jahren: die Urdonau wälzt sich als großer Strom, aus der heutigen Gegend um Donauwörth, über Wellheim und Dollnstein weiter in Richtung Kelheim. Dann, die Katastrophe:
Das Riesereignis
Ein Meteorit schlägt im Nördlinger Ries ein. Es kommt zu Aufschüttungen, im Krater entsteht ein See, wo sich das Wasser sammelt. Die Urdonau zieht sich langsam aus ihrem Flussbett zurück. Mit den Jahr-Millionen verschieben sich auch die Erdplatten. Das hebt die fränkische Alb. Und schneidet der Donau den Weg Richtung Norden ab. In einem kleinen Fluss östlich des Urdonautals, der Schutter, findet sie einen neuen Weg und fließt fortan weiter bis sie bei Ingolstadt auf den heutigen Verlauf der Donau stößt.
Während die schlanke Altmühl ab Dollnstein nun im mächtigen Urdonautal schlackert, trocknet der Lauf der Urdonau zwischen Dollnstein und Wellheim aus.
Mit Hans Rehm wandern wir oben auf den Trockenhängen nach Norden in den Naturpark Altmühltal. Dort schlängelt sich die Altmühl im Kriechtempo durch das frühlingsgrüne Dickicht. Kaum ein Fluss in Bayern ist so ruhig wie die Altmühl, sie fließt lautlos, steht fast. Gegenüber am Ufer sehen wir einen Biber: auf einem Stammplatz:
"Da drüben, der alte Baum, ein typische Platz, wo sich die Biber am Abend drauflegen und die letzten Strahlen genießen. Die Sonnen sich… Ja, man sieht schon.“Hans Rehm
Über einen Schotterweg gehts vorbei an zwei Höhlen, in denen vor Jahrtausenden altsteinzeitliche Menschen gehaust haben, über ein Blumenfeld mit ortstypischen Königskerzen und Natternköpfen bis sich vor uns eine Felsformation auftut.
"Das ist die hölzerne Klinge heißt das bei uns. Auf alle Fälle gibts sehr viele Schlangen, Ringelnattern und früher war die Kreuzotter auch da. Ich bin voriges Jahr da oben gewesen, und da ist oben auf so einer Plattform eine meterlange Ringelnatter gelegen. Die hat einen Hupferer gemacht, so hoch, die ist halt erschrocken! - Und Sie? Sind Sie nicht erschrocken? - Nein, ich hab Sie gesehen, aber die hat mich nicht gesehen." Hans Rehm
Drei Stunden sind wir gewandert. Die Einkehr beim Kirchenschmied in Dollnstein haben wir uns verdient. Heute ist das ein Wirtshaus – zur Zeit des 30-Jährigen Krieges wurden hier Schwerter geschmiedet. Aber das ist lang her. Wir genießen den Sommerfrieden.