Blutwurst begeistert In Bad Höhenstadt fördert ein Verein ihr Ansehen
Seit Urzeiten essen Menschen Blut. Die Blutwurst ist die älteste Wurst der Erde und bis heute beliebt. In Bad Höhenstadt bei Passau hat sich sogar ein Verein gefunden, der das Ansehen von Blut- und Leberwürsten fördert.
Die Blutwurst ist die älteste bekannte Wurstsorte der Erde. Das ist sogar literarisch belegt.
Ihren ersten Auftritt hat sie in Homers Odyssee.
Im 18. Gesang liest man von „Ziegenmagen, mit Fett und Blute gefüllet,/Die wir zum Abendschmaus auf glühende Kohlen geleget“.
Sie sind der Siegespreis in einem Faustkampf. Eine epische Wurst, also. Kein Wunder, dass die Heldenwurst tapfere Streiter für ihre Ehre findet – Im „Verein zur Förderung des Ansehens der Blut- und Leberwürste“ aus Bad Höhenstadt im Landkreis Passau.
Präsident Franz Voggenreiter trägt schon eine Blut- und eine Leberwurst aus Stoff am Hemdkragen.
"Mir samma dafür do, dass ma unser Wurst verkörpern und unser Wurst an Mann bringan. Und Blut- und Leberwurst ist des Entsen-, Essentielle. Des is de Wurst, da kann die Weißwurst net hischmecka, a wenns 160 Jahr is."
Franz Voggenreiter
Das skurrile Hochamt der Blutwurst findet jedes Jahr am Faschingsdienstag beim Höhenstädter Dorfwirt statt. Schon eine Stunde vor Beginn drängen sich hunderte Menschen im Saal.
Die Mitglieder des Vereins zur Förderung des Ansehens der Blut- und Leberwürste zahlen einen Jahresbeitrag, der feierlich in Form einer Schlachtschüssel verzehrt wird.
Der Wirt Werner Krompass erzählt, dass diese Tradition von seinem Onkel begründet wurde.
"Wir sind ja auf der einen Seite auf der ganzen Welt bekannt. Obi bis auf Afrika, echt, da haben wir einen gehabt, der ist mittlerweile gestorben, der sagt, er wär so gern einmal raufgekommen, Blut- und Leberwurst. Der hat, wenn er daran gedacht, ist ihm das Wasser im Mund zusammengelaufen."
Werner Kompass
In riesigen Kesseln garen Sauerkraut und Kartoffeln. Die Würste kommen erst kurz vor dem Servieren dazu. Sie dürfen nicht über 75 Grad heiß werden, sonst platzen sie, warnt der Wirt.
"Wenn man reinbeißt – sie muss einen guten Geschmack haben, muss cremig sein, net fett. Und bei der Leberwurst ist es dasselbe, die wenns d‘ aufschneidst, die darf net fett sein, sondern wirklich cremig, ums Kraut und ans Fleisch dazu und an Kartoffel, gibt an sehr guten Geschmack."
Wirt Werner Kompass
Oben im Saal wird es langsam dampfig. Vor der echten kommt die rhetorische Schlachtschüssel: Das Politikerderblecken.
Alle kommen dran, egal, ob groß oder klein, ob Fürstenzeller Bürgermeister oder Ministerpräsident Seehofer. Dem Festredner Franz Schuster ist die Welt nicht wurscht, aber er betrachtet sie konsequent aus der Wurschtperspektive.
"De schwarze Bluat- und de weiße Leberwurst vereint dampfend in am Teller – des nenn i gelungene Integration. Die Schlachtschüssel is ein Symbol für das gelungene Zusammenleben von Schwarz und Weiß."
Franz Schuster
Oben im Saal steigt die Stimmung, unten in der Küche dampfen schon die Würst. Gemacht hat sie Metzger Albert Kohlpaintner. Er verrät, was drin ist:
"Schweinekopf, Backe, viel Material mit Schwarten, Bindegewebe, damit die Wurst a bindig wird, Speck, vorgebrühter Speck, Salz, Gewürze, Majoran, Blut natürlich." Metzger Kohlpaintner
Das Fett ist wichtig, sagt der Metzgermeister, Fett ist ein Geschmacksträger. Die Blutwurst wurde früher traditionell bei der Hausschlachtung gemacht.
"Das hats früher so gegeben, dass man einfach nach dem Schlachten hat man die Materialien, die man nicht so gleich verarbeiten konnte, oder nicht zu Edelteilen verarbeiten konnte, wie eben Schweineköpfe und Backen und Speck und solche Sachen, die hat man gleich weiterverarbeitet für Blut- und Leberwurst."
Metzger Kohlpaintner
Und dann endlich werden im Saal die Schlachtschüsseln aufgetragen.
Die Blutwürst sind, wie sie sein sollen – Beim Aufschneiden cremig und zart, und zergehen würzig auf der Zunge. Dazu: Sauerkraut, Kartoffeln, Blutwürst, Leberwürst, Wammerl. Es heißt Schlachtschüssel, aber es macht den Esser zumindest friedlich und froh.