Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Bahnhof Wittibreut Immer ohne Gleisanschluss - die wahre Geschichte

Schon mit dem Auto ist es schwierig genug, das kleine und einsam gelegene Wittibreut im niederbayerischen Hügelland zu finden. Es liegt im Städtedreieck Pfarrkirchen, Pocking und Braunau nicht weit weg von der Grenze zu Österreich. Es hat einen Bahnhof und war doch nie per Schiene zu erreichen.

Stand: 04.06.2016 | Archiv

Abgebaute Gleise verrotten im Grünen | Bild: picture-alliance/dpa/ Benjamin Beytekin

Mit der Eisenbahn ist es schlichtweg unmöglich, nach Wittibreut zu kommen. Der kleine Ort hat zwar einen großen Bahnhof. In den Fahrplan der Bahn aber wurde der nie aufgenommen. Und auch ein Bahngleis hat Wittibreut nie gesehen.

Ein richtiger Bahnhof ohne richtigen Zug

Wittibreut - Bahnhof ohne Bahn - Symbolbild | Bild: picture-alliance/dpa

Auf die Frage nach dem Bahnhof aber wird einem im Dorf schnell freundlich geholfen und der Weg gewiesen: Und schon steht er vor uns. Der mächtige Bahnhof von Wittibreut. Drei Stockwerke hoch aus rotem Backstein, bedeckt von einem flachen Walmdach mit schwarzen Schieferplatten. Ein richtiger Bahnhof halt. Nur eben ohne Zug und Gleis.

Außer Anderl macht keiner Dampf

Bauer Anderl Aigner wollte 1876 einfach erzwingen, dass die Eisenbahn durch Wittibreut dampft und das abgelegen Dorf den Anschluss an die große weite Welt bekommt. Ein wenig übereifrig stellte er den Bahnhof in die Landschaft. In der Hoffnung, dass eine damals angestrebte Bahnstrecke von Simbach am Inn nach Vilshofen an der Donau durch sein Dorf gebaut wird. Peter Raith, ein inzwischen gestorbener Heimatforscher, der die Geschichte des Bahnhofes von Wittibreut intensiv erforscht hat: Es ist ein guter Bahnhof geworden. Und ein großer noch dazu. Bis heute steht er in der Landschaft und wartet auf den ersten Zug.

Bahnhof mit bestem Blick

Wittibreut ist vom Hochwasser schlimm betroffen.

Bauer Anderl Aigner aber hat die Rechnung ohne die Bahn gemacht. Denn die fährt heute noch einen großen Bogen um das hübsche kleine Wittibreut. Es gab jedoch nie genaue Pläne über eine Strecke durch Wittibreut. Es war nie sicher, dass Wittibreut überhaupt jemals einen Gleisanschluss erhalten sollte. Noch dazu errichtete der Bauer den Bahnhof auf einem Hügel, obwohl die Bahn wenn möglich immer im Tal die Gleise baute. Und so kam es, wie es kommen musste: Die Bahn kam nicht nach Wittibreut und der Bahnhof blieb verlassen. Aus dem Bauern aber ist nie ein Bahnhofsvorstand geworden und der Bahnhof hat nie einen Zug gesehen. Stattdessen dient das Gebäude seit über 150 Jahren Wohnhaus.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Aus der großen Vision wurde für Anderl Aigner eine eher traurige Angelegenheit. Und viel mehr als der große Bahnhof ist nicht überliefert : Immerhin kommen in den letzten Jahren immer wieder Ausflügler und Touristen, die Europas einzigen Bahnhof ohne Gleisanschluss sehen wollen. Und sogar eine große belgische Zeitung hat schon darüber berichtet: Richard Paintmayer von der Gemeindeverwaltung freut sich über den kleinen Bahnhofstourismus in Wittibreut. Und weil die Hoffnung zuletzt stirbt, wälzt mancher Wittibreuter bei jedem Fahrplanwechsel der Bahn das Kursbuch und schaut, ob nicht doch ein Zug kommt.


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