Diener der Herreninsel Der kleine Kosmos im bayerischen Meer
Die Herreninsel ist ein kleiner Kosmos für sich: Bayerns kleinste dörfliche Lebensgemeinschaft, die sich im Schatten des großen Königs organisiert und für dessen Traum weiterarbeitet.
Wenn das letzte Schiff des Tages ablegt, dann haben die Inselbewohner die Herreninsel für ein paar Stunden für sich. Die touristische Geschäftigkeit vergeht, ihren Geschäften aber müssen die Insulaner auch jetzt noch nachgehen: Sie dürfen auf der ehrwürdigen Herreninsel ja auch nur deshalb wohnen, weil sie dem Schloss und seinem Betrieb auf ihre Weise dienen. Als Gärtner oder als Landwirt, als Spengler oder Feuerwehrmann.
Dazu kommen noch viele andere „Diener“ der Herreninsel, die Tag für Tag zum Schloss, der Schlosswirtschaft und den anderen Anwesen pendeln – mit dem Boot. Die Kastellaninnen und Kutscher, die Taucher, die sich um freie Rohre rings um die Insel kümmern und die Kapitäne, die bei Wind und Wetter dafür sorgen, dass die Insel im bayerischen Meer angefahren werden kann.
Schloss Herrenchiemsee
Ludwig II. war ein großer Bewunderer von Ludwig XIV. von Frankreich. Deswegen erbaute er das Schloss Herrenchiemsee nach dem Vorbild von Versailles. Und tatsächlich kann man Original und "Fälschung" teilweise kaum voneinander unterscheiden. Seit der großen Landesausstellung 2011 ist auch der imposante Nordflügel des Prachtbaus zu besichtigen. Dennoch ist Herrenchiemsees bis heute Fragment geblieben - und birgt so manches Geheimnis. (Autor: Roland Muenzel)
Andreas Estner und Matthias Morgenroth haben auf der Herreninsel Räume entdeckt, die der gewöhnliche Besucher nie zu Gesicht bekommt: Etwa die Destille im Keller der ehemaligen Brauerei oder die Gärtnerei, in der zigtausend Frühlings- und Sommerblumen gezogen werden, um die Anlagen der Insel zu schmücken. Sie haben die Herreninsel und ihre Diener zu Zeiten besucht, in denen nur wenige auch nur an diese Perle im Chiemsee denken – mitten im Winter, bei Frost und Matsch, abseits der Führungen, wenn geputzt und ausgebessert wird, wenn neue Speisekarten geschrieben werden und die Zeit ein wenig langsamer zu gehen scheint. Sie fragen zudem: Wem dienen heute die bayerischen Königsschlösser, welchen Dienst hat König Ludwig II. dem Tourismus erwiesen - und umgekehrt gefragt: wer darf sich heute wie ein echter König fühlen …