Frisierer und Verführer Ein munteres Geplauder mit bayerischen Barbieren
Das Äußere will gepflegt sein. Darum kümmern sich Dienstleister unseres äußeren Erscheinungsbildes - weithin bekannt als "Friseure". Im Gegensatz zu Coiffeuren oder trendigen Haarstylisten erinnern sich die bodenständigen Vertreter dieser Berufsgruppe gern an die Urväter ihres Berufs, die Bader.
"Der Opa, der Papa und etz I! Vor 109 Jahren hat mei Opa diesen Friseur-Salon gegründet. Der war also oana vo die letzten Bader, die in München die Approbation no innehatten. Der hat also no Zähne gerissen und hat zur Ader gelassen. Da kannt I eahna Gschichteln erzähln, stundenlang! Ja und dann war mei Vater do und wia der aus’m Kriag kumma is, hat der weiterg’macht. Und i hab ja ursprünglich Grafik studiert und wia i mit mei’m Grafik-Studium fertig war, hat der Vater g’sagt: 'Bua, etz probier’s halt, i bin nimma ganz g’sund - dat’sd mia an G’falln. Wenn’s da net gfallt, kannst imma wieda z’ruckgeh!' Des seng’S, I bin hait no do! Etz hab I also scho fufz’g Jahr, d’Scher in der Hand."
Edy Wild, Friseurmeister Ramersdorf
Bader gibt es kaum noch in unseren Breiten. Ihr Berufsbild hat sich aufgespalten in Chirurgen und Zahnärzte einerseits, sowie eben Friseure und Barbiere andererseits. Die Geschichte um die hübsche Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer zeugt von der sinnlichen Bedeutung dieses nicht in Vergessenheit geratenen Berufsstandes der Ganzkörperpflege.
Geplänkel
ER: Gell, des hätts’d gern, dass mir a anderne durchs Haar fahrt?
SIE: Als ob du des zualasst, dass da außer mir no a anderne an dein Kopf geht?!
ER: Ja, mei Friseur halt. Grad der Kopf is was dominant Intimes, woaßt scho!?!
SIE: Wenn ma was drin hat!
ER: Ah! Ich: wenig Haar, du: viel Haar! Ich: großes Kopf und viel drin, du kleines Kopf und …
SIE: … du gell!!!
ER: Wer is’n überhaupt’s dein Friseur?
(Gesprochen von Anna Riedl und Christoph Jablonka.)
Friseure, die ihren Beruf ernst nehmen sind wahre Maestri, Scheren- und Messerkünstler, Vertraute intimer Geschichten, Psychologen, Verführer, die dem Sein mehr Schein aufs Auge drücken, um so die Schokoladenseiten ihrer Kunden zu betonen und ihre Schattenseiten zu verstecken.
"Wir Friseure sind auch Psychologen. Ja die Kunden erzählen uns wirklich manchmal auch intimste Sachen, die wir natürlich auch nicht nach außen tragen. Aber wir versuchen dann ein Stück weit auch als Psychologe zu fungieren, den Leuten einfach das Vertrauen näher zu bringen. Ja einfach, dass sich die Leute auch wirklich mal fallen lassen können. Und ich glaube, das genießen die Frauen – oder hauptsächlich Frauen. Ein Mann ist da weniger, der einen Psychologen braucht, im Gegenteil: der ist dann eher so der Spaßvogel. Die Faszination an dem Beruf ist eigentlich, dass man einfach Menschen glücklich macht. Und wirklich das Ergebnis sofort sieht und auch die Emotion, die man durch die Bedienung und durch das Erstellen einer künstlerischen Frisur sofort in den Augen und in der Mimik und Gestik der Kunden einfach sofort als „Dankeschön“ einfach sieht. Und das beflügelt mich."
Peter Mayer, Willis Barbershop, Friesenheim
Wolf Gaudlitz hat sich auf die Suche nach alteingesessenen, typisch-untypischen Meistern ihrer Zunft gemacht; weitab der Haarabschneider heutiger Tage, deren ganze Kreativität samt Unterhaltungswert sich im mehr oder wenigen fantasievollen Geschäftsnamen erschöpft.