Rotwein und Rorate Advent in Bayern gestern und heute
Früher war der Advent noch beschaulich und romantisch. Solche Erinnerungen an die gute alte Zeit sind oft trügerisch.
Liebenswerte Bräuche wie der Adventskalender und der Adventskranz kommen ursprünglich aus dem protestantischen Umfeld. Aber gerade in evangelischen Familien waren die Wochen vor Weihnachten eine schwermütige Zeit.
"Unsere Adventslieder stammen aus der Barockzeit. Sie haben auch diese Sprache und diese Denke. Und das war ein einziges Jammertal, das durchschritten werden musste … In diesen Liedern tauchen Namen auf wie Elend, Not, Tod, Qualen und Pein. Also es war ganz schrecklich."
Friederike Gollwitzer, Lehrerin und Expertin für alte Musik
Im katholischen Oberbayern entwickelte sich der Brauch der Roratemessen. Jeden Tag um 6 Uhr früh wurden die Gläubigen zum Engelamt erwartet. Nur wer im Stall arbeiten musste, war entschuldigt. Der Quatember, die Tage nach Lucia am 13. Dezember, war eine strenge Fastenzeit. Und die Kinder, auch die braven, hatten eine Heidenangst vor dem Nikolaus.
"Der hat wia a Wahnsinniger gegens Fenster klopft .. und dann hat er brummt und gsagt, morgen kimmi und steck eich in Sack und schmeiß eich ins Wasser. Und dann kannst da vorstellen, wia mir ins Bett ganga san."
Leo Biermaier, Brauchtumsverein Erharting im Lkr. Mühldorf am Inn
Die alte Streitfrage, ob Nikolaus oder Weihnachtsmann oder Christkind hat der Wortkundler Gerald Huber für Bayern längst geklärt.