Meine Schätze Private Museen in Bayern
Neben den Staatlichen Sammlungen führen die privaten Museen ein interessantes Eigenleben. Sie stiften Identität vor Ort. Aber wie können sie auf Dauer mit ihren begrenzten Mitteln überleben? Eine Reise in den Mikrokosmos der privaten Museen - und zu den Sammlern, die dahinter stehen.
Begonnen hat es eines Tages damit, dass der Wolnzacher Geschäftsmann Norbert Nemetz das Foto einer abgemagerten Hand eines schwarzen Kindes in der Hand eines weißen Erwachsenen erblickte. Das Bild ergriff ihn dermaßen, dass er von da an alles sammelte, was sich irgendwie mit der Kulturgeschichte der Hand in Verbindung bringen ließ: Münzen, Gedichte, Briefmarken, Spielzeug, Schmuck, Prothesen oder Originalgrafiken.
Sammler zeigen gerne, was sie zusammengetragen haben
Sammelleidenschaft und Sammlerstolz gehören zusammen. Man will ja zeigen, was man zusammengetragen hat. Für Norbert Nemetz bedeutete die Gründung des Museums der Kulturgeschichte der Hand zugleich die Rettung vor einem Sammelwahn, wie er schon manchen Sammler in den finanziellen Ruin getrieben hat. Er gab fast alle Kompetenzen aus der Hand, um der Gefahr der Selbstbeweihräucherung aus dem Weg zu gehen.
Geplant und eingerichtet wurde das Museum vom Volkskundler Christoph Pinzl. Dieser wählte unter museumspädagogischen Gesichtspunkten aus einer Vielzahl von Sammelgegenständen nur relativ wenige aus. Die Erkenntnis "weniger ist mehr" wird auch immer wieder von der Beratungsstelle für nichtstaatliche Museen, welche die kleinen privaten Museen mit Seminaren und Beratungsbesuchen betreut, mit viel Fingerspitzengefühl vermittelt.
Geigenbau im fränkischen Bubenreuth
Im fränkischen Bubenreuth lernt man in einer Ausstellung begreifen, wie wichtig die Ansiedlung der Schönbacher Geigenbauer aus dem Egerland nach dem Zweiten Weltkrieg für den Ort gewesen ist. National und international renommierte Künstler spielen oder spielten auf Instrumenten aus Bubenreuth: ob Yehudi Menuhin, das Bayerische Rundfunkorchester, Charles Mingus, Attila Zoller, Elvis Presley, Peter Kraus, die Rolling Stones oder die Beatles.
Ein Urinstinkt des Menschen
Das Sammeln scheint dem Menschen im Blut zu liegen. Schon in der Steinzeit gab es die Jäger und Sammler, darüber hinaus haben wir es nicht nur mit dem beliebigen Ansammeln von Gegenständen zu tun. Vielmehr geht es schon bei Kindern um eine Strategie, Ordnung und Übersicht ins Leben zu bringen - Erlebnisse und Erfahrungen, Gedanken und Ideen sammeln und ordnen - sehen was fehlt, erkennen, wie alles zusammenhängt.
Es gibt nichts, was sich nicht sammeln ließe
Weil die Welt unüberschaubar ist, muss der fortgeschrittene Sammler sich für einen bestimmten Bereich entscheiden: Schreibgeräte wie Bleistifte, Füllfederhalter, Kugelschreiber, Radio- und Fernsehapparate, Musikinstrumente und alles was mit ihrer Herstellung zu tun hat, landwirtschaftliche Geräte und Handwerksgegenstände und vieles mehr. Es gibt nichts, was sich nicht sammeln ließe. Hat man sich einmal für ein Sammelthema entschieden, weitet es sich beständig aus. Die Mehrzahl der Sammler strebt dabei eine nur schwer erreichbare Vollständigkeit an. Die wichtigsten Stücke sind immer die, welche fehlen. Das Sammeln wird zur Leidenschaft, der Besitzende wird zum Besessenen. Zeit für Bayern-Autor Harald Grill hat mit Sammlern gesprochen und sich auf eine Reise in den Mikrokosmos der privaten Museumslandschaft begeben.