Bayern 2 - Zum Sonntag







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Zum Sonntag Für Frieden

Im April 1915 kamen in Den Haag über tausend politische Aktivistinnen aus zwölf Ländern zusammen, um angesichts des Weltkriegs über Möglichkeiten und Voraussetzungen für Frieden zu diskutieren.

Von: Antje Schrupp

Stand: 25.03.2025 08:18 Uhr |Bildnachweis

Zum Sonntag: Für Frieden

Im April 1915 kamen in Den Haag über tausend politische Aktivistinnen aus zwölf Ländern zusammen, um angesichts des Weltkriegs über Möglichkeiten und Voraussetzungen für Frieden zu diskutieren.

Zur Autorin:

Die evangelische Theologin und Politikwissenschaftlerin bloggt zu Themen rund um Feminismus, Religion und Theologie.

Vieles von dem, was die Frauen damals erarbeitet haben, ist bis heute aktuell - wird aber leider nicht beherzigt. Vor allem der Hinweis, dass Friedensverhandlungen erfolgversprechender sind, wenn sie nicht allein von Männern geführt werden. Trotzdem sind Männer dabei meistens unter sich, so auch bei den Verhandlungen über ein mögliches Ende des russischen Angriffs auf die Ukraine.

"Der Kongress hatte keinerlei Auswirkungen auf die internationale Politik", heißt es lapidar auf der Wikipedia-Seite zum Den Haager Frauenfriedenskongress. Wenn überhaupt einmal davon die Rede ist, wird nur pauschal gelobt, dass die Frauen "für den Frieden" waren. Aber fast nie wird gefragt, was genau sie sich denn unter Frieden vorgestellt haben.

Um ein simples "Die Waffen nieder" ging es jedenfalls nicht. Dieser Titel eines Romans von Berta von Suttner aus dem Jahr 1889 wird heute gerne auf Demonstrationen herumgetragen, aber von Suttner fordert keineswegs, einfach das Kämpfen einzustellen. Sie beschäftigt sich detailliert mit den destruktiven Dynamiken einer militaristischen Kultur. Auch die Resolutionen des Kongresses von 1915 werben nicht einfach pauschal "für Frieden", sondern umreißen die Voraussetzungen dafür. Zum Beispiel, Zitat:

"Dass kein Gebiet ohne die Zustimmung der dort lebenden Menschen übertragen werden darf und dass kein Recht auf Eroberung anerkannt werden darf;
- dass keinem Volk Autonomie und ein demokratisches Parlament verweigert werden dürfen;
- dass Regierungen aller Nationen sich darauf verständigen, künftige internationale Streitigkeiten einem Schieds- oder Schlichtungsverfahren zu unterwerfen und sozialen, moralischen und wirtschaftlichen Druck auf jedes Land auszuüben, das zu den Waffen greift".

Aktueller geht es ja wohl kaum. Und auch Punkt 12 der Resolution ist bedenkenswert, er lautet: "Der Internationale Frauenkongress tritt für eine allgemeine Abrüstung ein und fordert als einen Schritt dahin, dass alle Länder die Herstellung von Waffen und Kriegsmaterial selbst übernehmen und den gesamten internationalen Handel mit Waffen und Kriegsmaterial kontrollieren. Der Kongress sieht in den privaten Profiten der großen Rüstungsfabriken ein starkes Hindernis für die Abschaffung des Krieges".

Eine Verstaatlichung der Rüstungsindustrie wird heute von vielen Fachleuten gefordert, ist aber nicht in Sicht. Der Aktienkurs von Rheinmetall hat sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs verzehnfacht. Kaum vorstellbar, dass Frieden erreicht wird, solange Waffenproduktion dermaßen lukrativ ist.  Vielleicht wäre es doch an der Zeit, feministische Friedensarbeit nicht länger zu belächeln oder zu vereinnahmen, sondern ernst zu nehmen.







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