Bayern 2 - Zum Sonntag


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Zum Sonntag Wir brauchen Respekt - nicht nur auf dem Fußballplatz

"Respekt", sagen wir und ziehen den Hut vor anderen Menschen. Vor einer grandiosen Leistung oder, wenn jemand den Mut hat, die Stimme zu erheben. Respekt! Der Respekt vor jeder und jedem - unabhängig von Leistung, Schulnoten, Rang und Namen ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält, findet der evangelische Landesbischof in Bayern, Christian Kopp.

Von: Christian Kopp

Stand: 07.07.2024

Zum Sonntag: Respekt

Manchmal braucht es einfach nur viele fröhliche Menschen. Die schottischen und die österreichischen, die deutschen, niederländischen und die türkischen Fußballfans haben dem Sommer ein freundliches Gesicht gegeben in Deutschland. Leider sind die Schotten schon wieder daheim, die hätten wir mit ihrem Humor und ihrer Hilfsbereitschaft noch länger gut brauchen können. Seit Jahren steht auf den Trikots, die die UEFA bei den Meisterschaften und in der Champions League vorschreibt, ein für mich wichtiges Wort: Respekt.

Respekt kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Rückschau, Achtung, Wertschätzung. In der Meditationsszene wird seit vielen Jahren das Wort Achtsamkeit verwendet. Viele verstehen das sehr eng als achtsamen Umgang mit sich selbst, mit dem Essen, dem Körper, den eigenen Bedürfnissen. Das ist wichtig. Genauso wichtig ist der Respekt vor dem Leben der Anderen. Wenn nicht alles täuscht, hat es damit schon einmal besser ausgesehen. Respekt und Achtsamkeit sind nicht einfach da. Menschen lernen das. Respekt wird Kindern von ihren Eltern beigebracht. Kinder lernen am Vorbild. Wenn Mutter und Vater respektvoll leben, lernen Kinder es viel leichter. Für viele Menschen - auch für mich - hat die religiöse Bildung da eine große Rolle gespielt. Von meinen Eltern, in der Kirche, im Konfirmandenkurs habe ich gelernt, dass Respekt einer der Namen Gottes ist. Wer jeden Menschen als Geschenk Gottes an die Welt sieht, der darf mit anderen nicht gewalttätig umgehen. In der christlichen Sprache nennen wir das Nächstenliebe, die neben der Gottesliebe und der Liebe zu mir selbst zu den drei christlichen Liebesprinzipien gehört.

Ich habe einen Traum. Wir machen aus der Nächstenliebe unser gemeinsames Prinzip in Bayern, in Deutschland. Dahinter gehen wir nicht mehr zurück. In unserem Grundgesetz und in der bayrischen Verfassung ist die Nächstenliebe sowieso angelegt. Der Respekt vor jedem anderen soll für alle gelten, völlig unabhängig von Aussehen, Herkunft oder der religiösen Orientierung. Nächstenliebe und Respekt tun einfach gut. Dafür braucht es Taten. Am besten jeden Tag. Am Arbeitsplatz. In den Schulen. In den Kitas. Auf dem Bürgersteig. Operation Respekt für alle. Wir gehen einfach respektvoller miteinander um. Wir machen Aufnäher nicht für die Fußballer. Wir respektieren, dass andere anders sind, anders denken, anders handeln als ich. Und es braucht: Mehr Ehrlichkeit. Ich finde das im Alltag so wichtig. Niemand muss dem anderen alles sagen, was er denkt. Das ist zu viel und kann auch zu Irritationen führen. Aber bei der Wahrheit bleiben - das ist wichtig. Das ist im Kleinen wichtig. Das ist im Großen wichtig. Wir haben zu viele politisch Denkende und Einflussreiche, die andere für dumm verkaufen. Die Stimmungen ausnutzen. Dem Volk nach dem Mund reden. Wir Menschen haben eine Sehnsucht nach ehrlichen Personen. Kein Fake, kein Populismus, einfach die ehrliche Meinung sagen. Das wird hier auf der Erde nicht alles besser und schöner. Manches ist einfach auch nicht gut. Und das müssen die Verantwortlichen auch sagen und gute Lösungen überlegen und diskutieren. Und dabei den Respekt bewahren.

Respekt heißt, ich höre, was Du zu sagen hast. Ich höre zu. Das muss ich ja nicht gut finden, das muss auch nicht meine Meinung sein. Aber ich respektiere auch die Meinung anderer. Allein geht hier nichts. Wir müssen schon in diesem Staat, in den Organisationen, in den Familien gut aufeinander Acht geben. Alle Menschen haben das Recht zu leben. Respekt vor allen. Ich finde das ein schönes Motto für den Sommer 2024. Jetzt mit dem Fußball auf den vielen Trikots und danach auch.


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