Bayern 2 - Zum Sonntag


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Zum Sonntag Einfach mal Urlaub - ohne Vergleiche

Sommer, Sonne, gute Laune. Auch bei uns in Bayern ist nun entspannte Ferienstimmung angekommen – vorausgesetzt, man kann entspannen.

Von: Elfriede Schießleder

Stand: 03.08.2023 10:03 Uhr

So einfach scheint das nämlich gar nicht, wenn ich grad so Revue passieren lasse, worum unsere Nachbarschaftsgespräche sich gerade drehen: zwei Wochen Urlaub, und es war so heiß, dass wir kaum aus dem Hotel gehen konnten. Oder, die andere Version: zwei Wochen frei und es regnet unentwegt. Und schnell ist die gute Ferienlaune weg. Dabei war eben noch die Insel Rhodos unter Feuer, aktuell ist es Slowenien, das im Hochwasser untergeht, keine guten Aussichten in dieser Saison. Sehr unentspannt, vor allem für die, die dort zu Hause sind! Diese Vorkommnisse mögen uns aus unserem Missmut dahin zurückholen, wo wir in unserem Leben grade stehen. In Sicherheit, in gewissem Wohlstand und sehr, sehr guten Lebensverhältnissen. Inklusive des Luxus‘, entspannen, abschalten, uns erholen zu können. Für genug Menschen eine unerfüllbare Vision. In unserer Blase aber oft genug Anlass, banale Wetterkapriolen in Gejammer zu kleiden.

Was im Leben ist schon objektiv?

Denn es braucht wohl optimale Zahlen, prominente Orte und neiderweckende Größen, um akzeptabel aus dem Urlaub berichten zu können. Vergleichen, abschätzen, übertreffen, so tickt unser Denken. Möglichst genau, alles dokumentiert, jederzeit überprüfbar. Merken wir noch, in welche Absurdität wir uns damit manövrieren? Was im Leben ist schon vergleichbar, was objektiv? Was bedeuten schon Zahlen, was Daten, was Fakten? Mein Blick fällt ins Magazin am Tisch: Was eigentlich ist 64% weniger Schweiß? Woran wird das gemessen? Am Umfang der Schweißflecke unter den Armen, am Salzgehalt der Schweißperlen auf der Nase?  Gibt es 28,5% weniger Faltentiefe bei meinen Krähenfüßchen? Merkt man eigentlich eine Wirkung, wenn ich die supergute Muskelsalbe nur an einem Bein auftrage – was macht dann das andere beim Wandern? Ist es beleidigt? Oder bekommt schneller Wadenkrämpfe? Sind diese Ferien schöner für meinen Mann und mich, weil wir 27% billiger im Hotel übernachtet haben?  Alberne Überlegungen, selbstverständlich weitergeführt aus dem Zählen, Messen und Wiegen unserer Alltagsordnung. Unentspannt, ganz unentspannt.

Urlaub als Nichts-Tun

Nein, dieses Mal werde ich keine Fakten zum Urlaub liefern, ich weigere mich. Ich bekenne, nichts getan zu haben. Ich gebe zu, das eine oder andere Buch genommen und dann wieder weggelegt zu haben. Ich gestehe, daheim im Schatten des Nußbaumes ohne jeden Blick auf die Uhr gedöst zu haben und damit ein Totalausfall für meine Fitness zu sein. Und wenn es mir danach ist, ordne ich sogar diverse Stapel in meinem Büro, um mich danach richtig gut zu fühlen. Ist das Urlaub? Ja, das ist Urlaub! Das entspannt!

Einfach sein dürfen

Ich übe mich im Loslassen! Loslassen, zulassen, abwarten, die Sonne auf den Bauch scheinen lassen oder bei nächtlicher Kühle in Decken zu kuscheln. Am Morgen kann mich dann ein Sonnenstrahl wachkitzeln oder ich dreh mich bei den Tropfgeräuschen des Regens nochmal zur Seite. Ist das kein Urlaub? Zeit haben, nicht müssen, Nichts müssen, loslassen. Das übe ich grade. Und es fühlt sich gut an.


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