Zum Sonntag Warum Buße wichtig ist
Buße ermöglicht Versöhnung und Veränderung und kann zur Freude führen: Weil es um Umkehr und Neuorientierung und um Befreiung und Entlastung geht, sagt Hans-Joachim Vieweger.
Am Mittwoch ist Buß- und Bettag. Oder sollte man besser sagen: wäre Buß- und Bettag. Denn seit der Abschaffung als gesetzlicher Feiertag, mit Ausnahme von Sachsen, ist die Bedeutung des Buß- und Bettages stark in den Hintergrund gerückt. Meist fragen sich nur Eltern, wie sie mit diesem Tag umgehen sollen, an dem die Kinder frei haben, sie aber in der Regel nicht.
Doch ich finde, dass es sich lohnt, sich mit der Bedeutung dieses Tages auseinanderzusetzen. Es gab Zeiten, da wurde die ganze Bevölkerung angesichts von Notsituationen zu Umkehr und Gebet aufgerufen. Das mag in einer säkular geprägten Gesellschaft undenkbar sein, aber könnte nicht der Gedanke des Innehaltens uns allen ganz guttun? Gerade in dieser hektischen Zeit, in der ständig das Handy brummt (auch während ich diese Zeilen schreibe), und viele sich als getrieben empfinden.
Zugegeben: Das Wort Buße mag belastend klingen. Man denkt vielleicht an Bußgelder, also an Situationen, in denen man etwas falsch gemacht hat und zur Rechenschaft gezogen wird. Aber egal, ob wir im juristischen Sinn Schuld auf uns laden oder nicht – Fehler machen wir alle. Wir verletzen andere und wir lassen, das sage ich natürlich als Christ, Gott einen guten Mann sein, interessieren uns nicht für das, was er zu unserem Leben sagt, obwohl er als unser Schöpfer darauf Anspruch hat.
Natürlich kann man seine Fehler, seine Schuld, seine Sünde – wie immer man es auch nennen mag – kleinreden, man kann sich selbst rechtfertigen – so nach dem Motto: die anderen sind ja auch nicht besser. Aber ich glaube: Es hat etwas Befreiendes, sich der eigenen Schuld, dem eigenen Versagen zu stellen. Es ist auch kein Zeichen von Schwäche, sondern vielmehr ein Zeichen von Stärke, wenn man sich ernsthaft entschuldigt.
Mein Lieblingspolitiker der vergangenen Woche war deshalb Rolf Mützenich. Der Fraktionsvorsitzende der SPD hat in seinem Beitrag zur Regierungserklärung von Kanzler Scholz nicht nur klassische Politiker-Sätze gesagt. Sondern eben auch: "Wo ich verletzend und unbeherrscht war, möchte ich mich entschuldigen." Nach einem solchen Satz versteht man, warum es Mützenich war, der mit Oppositionsführer Friedrich Merz hinter verschlossenen Türen zu einem Kompromiss in Sachen Neuwahl gekommen ist.
Buße ermöglicht Versöhnung und Veränderung. Deshalb ist Buße nichts Schweres, als ob man nur gebückt durch die Welt gehen könnte. Buße kann vielmehr zur Freude führen: Weil es um Umkehr und Neuorientierung geht. Weil es um Befreiung und Entlastung geht. Wer sich einmal verlaufen oder verfahren hat und durch Umkehren auf den richtigen Weg gekommen ist, der kennt das Gefühl der Freude darüber.
Das gilt ganz besonders für unser Verhältnis zu Gott. Martin Luther hat seine 95 Thesen mit den Worten begonnen: "Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: 'Tut Buße', hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll." Säkular gesprochen bedeutet das: Fragen, was im Leben wirklich zählt, religiös gesprochen, wie ist mein Verhältnis zu Gott?
Gottes Antwort wiederum ist die der Gnade. Freunde aus der katholischen Kirche erinnern daran, dass die Beichte den Menschen nicht kleinmachen soll, im Gegenteil: sie ist das Sakrament der Versöhnung. Denken Sie mal drüber nach.
Und noch ein kleiner Tipp für Eltern, die nicht wissen, wie das mit der Betreuung der Kinder am Mittwoch klappt: viele Kirchengemeinden bieten Kinderbibeltage an – mit kreativen Angeboten für diesen besonderen Tag.