Zum Sonntag Friedliche Wiesn als Feier des Lebens
An diesem Sonntag endet das Oktoberfest. Das größte Volksfest der Welt zog auch dieses Jahr wieder Millionen Menschen auf die Theresienwiese in München. Die Kriege und der Terror in der Welt bleiben auch bei einem Volksfest nicht außen vor. Können wir denn derzeit wirklich so ausgelassen feiern? Ja, findet der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Denn: Es ist wichtig, dass wir zusammenkommen.
An diesem Sonntag endet das Oktoberfest. Das größte Volksfest der Welt zog auch dieses Jahr wieder Millionen Menschen auf die Theresienwiese in München. Die vielen Attraktionen faszinieren quer durch alle Generationen und Nationen. Natürlich bedeutet das Oktoberfest auch Kommerz und Konsum, und über so manches ließe sich wohl schon diskutieren, ob es noch im rechten Maß ist. Alles in allem finde ich es aber einfach faszinierend, dass das Oktoberfest jedes Jahr eine so große Anziehungskraft entwickelt und eine solche Vielfalt an Menschen zusammenbringt.
Unfalltod eines Mitarbeiters einer Achterbahn
"Auf eine friedliche Wiesn!" – Das wünscht der Münchner Oberbürgermeister zur Eröffnung. Das ist ja ein sehr ernster Wunsch, der nicht nur bedeutet, dass man schon aus Marketinggründen möglichst keine negativen Schlagzeilen haben will. Wenn so viele Menschen auf so engem Raum zusammenkommen, kann eben auch viel passieren. Auch der Unfalltod eines Mitarbeiters einer Achterbahn kurz vor der Eröffnung hat das leider gezeigt. Dazu kommt das Risiko durch all diejenigen, die die Kontrolle über sich verlieren, andere und sich selbst gefährden und auch gewalttätig werden. Und auch die generelle Sicherheitslage ist in diesem Jahr angespannt: die Kriege und der Terror in der Welt bleiben auch bei einem Volksfest nicht außen vor. Und die Nachrichten tickern weiter, Tag für Tag hören wir von Opfern durch Terror, Gewalt, Krieg, Naturkatastrophen. Können wir denn derzeit wirklich so ausgelassen feiern?
Es ist wichtig, dass wir zusammenkommen
Ich meine: Ja! Ganz unbedingt sogar. Denn es ist wichtig, dass wir zusammenkommen und erleben, wie viel wir gemeinsam haben, was uns alles verbindet. Das ist nicht das, was in den Schlagzeilen steht, was aber den Herzschlag unserer Gesellschaft ausmacht: Wir erleben uns doch als Menschen, und nicht als Gegner. Wir teilen unsere Freude, wir lachen miteinander. Wir kommen zusammen, egal wie alt wir sind, was wir beruflich machen, woher wir kommen. Dadurch ignorieren wir ja nicht all die Probleme und Sorgen in unserem Umfeld, in der Gesellschaft und in der Welt. Aber wir setzen dem etwas entgegen: Denn ein Fest unterbricht immer den Alltag, öffnet unseren Blick für das Gemeinsame und Schöne im Leben, schafft Dankbarkeit und manchmal sogar Hoffnung und Zuversicht. Dann ist eine friedliche Wiesn immer eine Feier des Lebens!
Gemeinsam feiern gehört für mich zum Menschsein
Gemeinsam feiern gehört für mich zum Menschsein und zum Christsein dazu. Es ist so wichtig, all den Unheilpropheten etwas entgegenzusetzen, die unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt, unsere Demokratie, unseren Frieden über Nationen und Grenzen hinweg, letztlich kaputtmachen wollen. Sie wollen uns voneinander trennen, gegeneinander aufbringen und uns letztlich die Freude nehmen, miteinander das Leben zu feiern, denn daraus gehen wir immer gestärkt hervor. Gerade das gemeinsame Feiern zeigt uns, so wie auch das Oktoberfest: Das Stärkste, was wir haben, ist unsere Mitmenschlichkeit und die Anerkennung des Anderen. Und die zeigen wir in der Not und im Fest!