Zum Sonntag Weltsynode ohne Synodalität?
Synodal soll sie werden, die katholische Kirche. Um sich darüber auszutauschen, treffen sich Bischöfe aus aller Welt in Rom zur Bischofssynode. In seinem Kommentar hat sich Michael Schrom Gedanken zu diesem Treffen gemacht.
Synodal soll sie werden, die katholische Kirche. Das ist der Wunsch von Papst Franziskus, der gern und oft von einer chiesa synodale spricht. Weil aber niemand genau weiß, was genau damit gemeint ist, treffen sich derzeit Bischöfe aus aller Welt, um sich darüber auszutauschen. Auch einige Laien und ein paar Frauen hat der Papst zu den Beratungen eingeladen.
Wer sich allerdings eine spannende, geschwisterliche Grundsatzdebatte erwartet hatte, wurde bislang enttäuscht. Im Gegenteil. Man könnte sogar sagen, die Synode zeigt, was Synodalität gerade nicht ist. Denn obwohl die Vorbereitungstreffen gezeigt haben, dass die sogenannte Frauenfrage, also die Frage nach Diensten und Ämtern der Frau in der katholischen Kirche, fast allen Ortskirchen auf den Nägeln brennt, wurde just dieses Thema aus den Beratungen ausgekoppelt.
Das könnte man sogar noch rechtfertigen, wenn dahinter das Bestreben zu erkennen wäre, dass man erst nach einer geeigneten Form suchen möchte, wie man in einer pluralen Weltkirche künftig zu Ergebnissen kommen möchte, bevor man sich inhaltlichen Fragen widmet. Doch gleich zu Beginn der Synode kündigte der Chef der Glaubenskongregation, Kardinal Manuel Fernandez, ein neues päpstliches Lehrschreiben an. Und ließ dabei kaum Zweifel daran, dass Rom niemals Diakoninnen oder Priesterinnen zulassen werde. Die Botschaft an die Synodalen war klar: "Ihr braucht euch gar nicht auszutauschen, denn wir haben schon entschieden!"
Das ganze Setting dieser Weltsynode folgt dieser Logik. Weder gibt es kulturelle Sprachgruppen, die ihre spezifischen Perspektiven einbringen könnten, noch gibt es Gelegenheit zum freien Austausch. Ständig wird betont, dass eine Synode kein Parlament sei. Das Wort "Parlament" scheint geradezu ein Schimpfwort zu sein. Wie aber will man dann Synodalität organisieren oder wenigstens denken?
Den Beratungen vorangestellt war ein Bußgottesdienst, der an das berühmte Schuldbekenntnis von Papst Johannes Paul II. zu Beginn des Heiligen Jahres 2000 erinnerte. Damals bekannten ranghohe Kurienkardinäle Sünden gegen den Geist des Evangeliums, die im Namen der Kirche im Verlauf ihrer zweitausendjährigen Geschichte begangen wurden. Dazu zählten unter anderem Machtmissbrauch, Judenfeindschaft, anti-ökumenische Gesinnung und die Missachtung von Frauen. Diese Geste wurde weltweit beachtet und mit Respekt zur Kenntnis genommen.
Ein knappes Vierteljahrhundert später bekennen Kardinäle in einem Bußakt im Beisein des Papstes abermals: "Wir schämen uns für all die Zeiten, in denen wir die Würde der Frauen nicht anerkannt und verteidigt haben." Sie könnten ja die Frauen fragen, was sie in Zukunft besser machen könnten. Und sich an ein Wort des seligen Adolph Kolping erinnern: "Schön reden tut’s nicht. Die Tat ziert den Mann." Dann könnte es doch noch eine spannende Synode werden, die ihren Namen verdient.