Bayern 2 - Zum Sonntag


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Zum Sonntag It’s a Man’s World

Wir brauchen keine Frauenquote, sagt Uwe Birnstein, im Gegenteil: Es ist höchste Zeit, dass die Männerquote in politischen Ämtern, Aufsichtsräten und Kirchenleitungen gesenkt wird, die ist nämlich viel zu hoch.

Von: Uwe Birnstein

Stand: 26.07.2024

Zum Sonntag: It’s a Man’s World

"It's a man's world" tönte aus den Lautsprecherboxen der Halle, als Donald Trump neulich ans Mikrofon trat und seine Faust siegesbewusst in die Höhe streckte. Da wusste er noch nicht, dass seine "Man's World" in einigen Tagen durchbrochen werden würde durch eine neue Gegenkandidatin: Kamala Harris. Ein überaus belebender Wechsel. Nun ringen nicht mehr zwei alte weiße Männer um die Macht, sondern ein alter Mann und eine - noch dazu jüngere - Frau. Super.

Fast könnte man ja sagen: In den USA zieht die Frauenquote in die höchste Etage der Politik ein. Würde Kamala Harris tatsächlich Präsidentin der USA, wäre sie die Nachfolgerin von 45 Männern, die dieses Amt seit 1789 bekleideten. In historischer Hinsicht ist die Gleichstellungsbilanz verheerend. Gut, dass sich da vielleicht was ändert.

Aber "Frauenquote" - ist die überhaupt sinnvoll? Das wird überall diskutiert, in der Wirtschaft, in der Politik, in letzter Zeit unüberhörbar auch in der evangelischen Kirche. Ich bekenne: Ich bin gegen die Frauenquote. Nicht falsch verstehen: Ja, es sollten mehr Frauen in Führungspositionen und Leitungsämtern wirken. Aber um das zu erreichen, würde ich lieber die Männerquote in den Blick nehmen. Denn die gibt's ja schon lange.

"Männerquote" - ein abstruser Gedanke? Vor ein paar Tagen kam er mir in den Sinn und verändert seitdem meine Perspektive aufs Erstaunlichste. Wenn es um Gleichstellung geht, ist es viel erhellender zu sehen: Männer haben faktisch die Quote seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden beinhart durchgezogen. Quote bedeutet bei ihnen nicht 50 Prozent, sondern viel mehr. Nicht hundert Prozent, zwischendurch gab es immer wieder Ausnahme-Erscheinungen wie Königinnen, Staatslenkerinnen, sogar Konzernchefinnen. Aber die Ausnahme bestätigt die Quote. Männer teilen sich seit Jahrtausenden in den entscheidenden Posten an der Spitze der unterschiedlichsten Organisationen die Macht untereinander auf. Ein Blick in die Geschichtsbücher belegt das. Und aktuell die Bilder von den Treffen der mächtigen Politiker: Überall sind Männer in der Überzahl. Nichts ist so sicher wie das Funktionieren der Männerquote. Sie braucht kein Gesetz, sie wird intuitiv ungesetzt und eingehalten - von sehr wirksamen Männerbündeleien, die heutzutage meist argumentieren: Es komme ja gar nicht drauf an, ob Mann oder Frau - es komme auf die Eignung an! Seltsam. Als ob es nicht genauso viele geeignete Frauen wie Männer gäbe ?!

Die Kirchen sind besonders gebeutelt von der Männerquote. Die katholische sowieso - sie hat die 100 Prozent-Quote in geistlichen Leitungsämtern zementiert und macht keine Anstände, sie nach unten zu korrigieren. In der evangelischen Kirche - gerade in Bayern - beginnen sich die Mitglieder zu fragen: Warum sind die mächtigen Leitungsfunktionen eigentlich immer noch mehrheitlich von Männern besetzt? Die Chance, eine Landesbischöfin zu wählen, hat die bayerische evangelische Synode verpasst. Demokratie schlägt Quote. So ist das eben: It's a Man's World.

Die renommierte Zeitschrift "Rolling Stone" bezeichnete den Song als Ausdruck eines biblischen Chauvinismus. Das Lied, das James Brown einst sang und zum Welthit machte, behauptet ja tatsächlich, dass Männer alles wirklich Wichtige erfanden: Autos, Elektrizität, Schiffe - für die wird sogar der biblische Noah als Beweis angeführt. Weiter heißt es in dem Song, Männer würden Kinder glücklich machen, indem sie ihnen Spielzeug kaufen. Und Männer würden Geld machen, in dem sie anderen Männern das Geld aus der Tasche ziehen. Spätestens hier setzt die Selbstironie ein. Und am Ende gesteht James Brown: Ohne Frauen sind Männer verloren in der Wildnis und in der Bitterkeit.
Noch ein Argument also, die Männerquote auf 50 Prozent herabzudimmen. Was nützt schon Macht, wenn sie mit Einsamkeit und Depressionen einhergeht?


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