Bayern 2 - Zum Sonntag


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Zum Sonntag Brandenburg-Wahl und Herbstanfang: Dunkle Zeiten brauchen Licht

Die Wahlen im Osten legen sich wie Mehltau über das Land. Die Erfolge der AfD, die es auch in Brandenburg geben wird, sie einen nicht, sie spalten. Sie schüren Wut, Verbitterung, Angst und Hass. Sie verdunkeln das Land, findet Beatrice von Weizsäcker

Von: Beatrice von Weizsäcker

Stand: 20.09.2024

Zum Sonntag: Dunkle Zeiten brauchen Licht

Heute ist Herbstanfang. Es ist die Zeit der Ernte und der schönen Farben. Heute sind auch Wahlen in Brandenburg, die dritten in Ostdeutschland. Doch die sind nicht bunt, im Gegenteil. Sie legen sich wie Mehltau über das Land. Die Erfolge der AfD, die es auch heute wieder geben wird, sie einen nicht, sie spalten. Sie schüren Wut, Verbitterung, Angst und Hass. Sie verdunkeln das Land. Auch in der Politik. Mit gefährlichen Folgen.

Was gestern noch tabu war, ist heute nicht mehr sakrosankt

Kaum gewinnt die AfD Zulauf, wird der Ruf nach "Ausländer raus" lauter. Das klingt plakativ, aber es geht genau darum: Ausländer loszuwerden. Was gestern noch tabu war, ist heute nicht mehr sakrosankt. Abschiebungen Geflüchteter in Länder, in denen ihnen Folter droht, na und? Was kümmert mich das Recht, was mein humanitäres Geschwätz von gestern, Hauptsache, wir sind die los. Alle Asylbewerber an den Grenzen zurückweisen, vielleicht erstmal auf Probe, und so das Grundrecht auf Asyl de facto abschaffen, na und? Was kümmern mich die Menschenrechte, was der einzelne Mensch. Was kümmert mich das Grundgesetz mit seinen historischen Wurzeln, waren es doch die Deutschen, die vom Recht auf Asyl profitierten, damals in der Nazi-Zeit. Hauptsache, es geschieht, was das Volk angeblich will.

CDU und CSU: Von christlichen Werten ist kaum noch etwas da

Das sind keine Forderungen der Rechtsextremen. Es sind Forderungen von CDU und CSU. Von Parteien, die sich christlich nennen. Doch von christlichen Werten ist kaum noch etwas da.

Wo ist der Kern der Union geblieben, wo ihre Haltung? Haltung zu zeigen, ist nicht mehr gefragt. Lieber reißt man Brandmauern ein und schließt sich Forderungen der AfD an. Selbst wenn das sicher niemand will: Die AfD wird dadurch erst richtig hoffähig. Rechtsextremismus wird nicht kleiner, wenn man ihm nachläuft, sondern größer. Auch der Unmut über die Bundespolitik, den die AfD nach Kräften schürt, wird nicht geringer, wenn man Berlin unter Druck setzt, Ultimaten stellt und Gespräche abbricht. Wenn man nicht bereit ist, an Lösungen mitzuwirken und Kompromisse zu finden, die ihrem Namen gerecht werden: durch Nehmen und Geben. Doch das braucht Größe. Eine Größe, die groß genug ist, um über den eigenen Schatten zu springen. Heraus aus der Finsternis, hinein ins Licht. In ein Licht, das sichtbar macht, worum es eigentlich geht: um unser Land.

Wir brauchen das Licht der Menschlichkeit

Wir brauchen das Licht des Widerstandes gegen die Feinde der Demokratie. Wir brauchen das Licht des Grundgesetzes, um das uns viele Länder zu Recht beneiden. Wir brauchen das Licht der Menschlichkeit, damit alle in Würde leben können. Und: Wir brauchen das Licht eines Christentums, dessen Maßstäbe nicht nur für Christinnen und Christen gelten dürfen, sondern für alle. Wir brauchen dieses Licht, um die Dunkelheit zu bannen.

In Psalm 139 heißt es: "Die Finsternis ist nicht finster vor dir, die Nacht leuchtet wie der Tag, wie das Licht wird die Finsternis." Für uns bedeutet das: Wenn wir standhaft bleiben und uns nicht beugen, wenn wir Menschlichkeit leben, statt Zwietracht zu säen, wäre die Finsternis nicht länger finster und die Nacht leuchtete wie der Tag. Dann ist das Licht die Finsternis, weil es die dunklen Mächte vertreibt.

Die Ernte ist ein Leben in Freiheit: würdig und menschlich

Heute ist Herbstanfang. Es ist die Zeit der Ernte und der schönen Farben. Die Ernte ist ein Leben in Freiheit: würdig und menschlich. Die schönen Farben beschreiben unser Land: weltoffen, tolerant und bunt. Das dürfen wir uns nicht nehmen lassen. Egal, wie die Wahlen in Brandenburg ausgehen.


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