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Autoimmunerkrankung Ursachen für Rheuma

Rheuma ist eine Erkrankung jedes Lebensalters. Es können bereits Kleinkinder betroffen sein, aber auch bei hochbetagten Menschen kann es erstmals auftreten. Und die Zahl der Rheuma-Patienten nimmt stetig zu. Was bringt den Körper dazu, sich selbst anzugreifen?

Von: Katharina Hübel

Stand: 11.10.2021

Mann und Frau, eine Zigarre rauchend | Bild: picture-alliance/dpa

Was ist die Ursache dafür, dass das Immunsystem den eigenen Körper angreift und Arthritis bewirkt?

"Das ist die Eine-Million-Dollar-Frage. Das weiß man nicht genau. Es gibt eine ganze Reihe von Ideen, warum das so sein könnte, bewiesen ist jedoch mit wenigen Ausnahmen nichts."

Prof. Hendrik Schulze-Koops, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie

These 1: Umweltfaktoren

Zwei Umweltfaktoren sind tatsächlich bekannt, die eine Rolle bei Rheuma spielen: Ungeschütztes Sonnenlicht und Sonnenbrand, sowieTabak rauchen.

"Die Noxen des Rauchens (Anm.: Noxen sind Stoffe, die eine krankheitserzeugende Wirkung auf einen Organismus haben) aktivieren tatsächlich molekular das Immunsystem in der Lunge. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Immunsystem dann als nächstes gegen körpereigene Strukturen wendet, weil es denkt, die Lunge sei geschädigt. So kann die Autoimmunerkrankung, das Rheuma, starten."

Prof. Hendrik Schulze-Koops, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie

Möglicherweise schaden auch eine zu hohe Salzkonzentration in der Nahrung und ein zu hoher Fleischkonsum.

"Autoimmunreaktionen passieren in jedem Körper, wahrscheinlich sogar ein Mal pro Sekunde: Das Immunsystem startet in guter Absicht eine Reaktion gegen körpereigenes Gewebe, korrigiert sich aber genauso oft und bremst sich wieder ein. Das heißt aber tatsächlich: Autoimmunreaktionen sind in jedem von uns angelegt, aber die meisten werden nicht krank. Wenn jedoch die Regulationsphänomene schwächer werden, beispielsweise durch einen Sonnenbrand, durch Zigarettenrauch, durch Kochsalz, durch einen Virusinfekt, dann kann es zu Autoimmunphänomenen kommen, die man klinisch messen kann. Wenn davon zu viele zusammen kommen, kommt es auch irgendwann zu Autoimmunerkrankungen."

Prof. Hendrik Schulze-Koops, Vizepräsident Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie

These 2: Die Gene

Bislang gibt es keinen Nachweis, dass ein einzelnes Gen an der Entstehung von Rheuma beteiligt ist. Es besteht aber eine genetische Veranlagung zu Rheuma, was sich dadurch äußert, dass Rheuma in manchen Familien gehäuft vorkommt und bei rheumatischen Erkrankungen bestimmte Genvarianten überzufällig häufig nachgewiesen werden können.

These 3: Viren und Infektionen

Bestimmte Viren und Infektionen stehen unter dem Verdacht, Rheuma zu verursachen, bislang fehlen jedoch die eindeutigen Beweise.

These 4: Hormone

Frauen sind von den allermeisten Autoimmunerkrankungen häufiger betroffen. Allerdings fehlt bislang der Beweis, dass Hormone dafür unmittelbar verantwortlich sind. Auch spricht gegen die Idee, dass die weiblichen Hormone ursächlich für Rheuma verantwortlich seien, die Beobachtung, dass junge Mädchen und Frauen nach der Menopause ebenfalls häufiger betroffen sind, als junge Knaben bzw. Männer im höheren Lebensalter. Allerdings gibt es die Vermutung, dass die Sexualhormone eine Auswirkung darauf haben, wie sich der weibliche Organismus - anders als der männliche - mit den Bakterien des Darmes auseinandersetzt. Und das wiederum könnte die Wahrscheinlichkeit einer Autoimmunerkrankung beeinflussen.


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