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Von Yoga bis Finanzbuchhaltung Was die bayerischen Volkshochschulen lehrten und lehren

Bereits 1896 gründeten Professoren den "Volks-Hoch-Schul-Verein München". Wissen sollte auch dem einfachen Volk zugänglich gemacht werden. Bis heute ist Erwachsenenbildung eine öffentliche Aufgabe. Nur sind die Kursinhalte der Volkshochschulen mittlerweile ganz andere.

Von: Carlo Schindhelm

Stand: 08.03.2022 | Archiv

Von Yoga bis Finanzbuchhaltung: Was die bayerischen Volkshochschulen lehrten und lehren

In Bayern entstanden Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Vorläufer der heutigen Volkshochschulen. 1896 gründeten Professoren und Dozenten nach dem Vorbild Englischer Universitäten den "Volks-Hoch-Schul-Verein München".  Die sogenannte Universitätsausdehnungsbewegung folgte dem Gedanken, Wissenschaft auch dem einfachen Volk zugänglich zu machen. Das seien aber private Vereine von Professoren gewesen, ohne Unterstützung von Seiten des Staates oder der Universität, sagt Soziologe Bernhard Schoßig. Ähnliche Initiativen entstanden auch in Erlangen und Würzburg. Etwas später entstanden außerdem aus den Universitäten heraus Fortbildungskurse für Arbeiter. 

"Es kommt hier die Idee einer Emanzipation der Menschen und der sozialen Schichten auf – also individuell und kollektiv. Das sind auch die beiden Entwicklungslinien, die für die Erwachsenenbildung immer eine große Rolle gespielt haben. Es geht eben um die Befähigung, sein Lebensschicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Und es geht auf der anderen Seite auch darum, einen gesellschaftlichen Fortschritt durch kollektives Handeln zu erzielen und dazu sollte eben auch Bildung beitragen."

Bernhard Schoßig, Soziologe

Corona – eine Herausforderung auch für die Volkshochschulen

"Grüß Gott meine Damen und ein Herr zu unserem zweiten Teil 'Internationale Beziehungen'. Im Augenblick sind acht Präsenzteilnehmer anwesend und im Augenblick nur noch einer Online. Es sollen auch noch welche hinzukommen. Einige haben gesagt, sie kommen später. Ich freue mich also, dass sie wieder dabei sind."

Volkmar Ruetten, Kursleiter

Der Kursleiter Volkmar Ruetten hat über Laptop und Headset alle Kursteilnehmer im Blick – sowohl in Präsenz als auch Online. Eine besondere Herausforderung. Um in der Corona-Pandemie den Mindestabstand einhalten zu können, ist der Unterrichtsraum in der Münchner Volkshochschule nur zur Hälfte besetzt. Peter Dorsch ist an diesem Vormittag im Januar als Referent für Internationale Beziehungen eingeladen. Heute geht es um den Ukraine-Konflikt.

"Wir werden jetzt nicht darüber streiten, ob es 100.000 russische Soldaten sind oder 120.000. Unstrittig ist, dass russische Truppen an den Grenzen der Ukraine zusammengezogen sind. Strittig ist, was russische Truppen dort bewerkstelligen sollen und wie man das Ganze bewertet."

Peter Dorsch, Referent

Peter Dorsch projiziert seinen Vortrag per Beamer auf eine Leinwand. Eine Kamera beobachtet alles für die Online-Teilnehmer. Es geht um Statistiken, etwa wie hoch der Anteil an Russen und Ukrainer in bestimmten Regionen der Ukraine ist und es erscheinen Originalzitate des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die Informationen vermitteln einen ersten Eindruck zur russischen Perspektive auf den Konflikt. Gabriele Görtz macht sich Notizen. Sie ist Gentechnologin und seit sieben Jahren im Ruhestand.

"Ich finde das auch sehr attraktiv, in einer Gemeinschaft, auch in einer festen Gruppe, in einem Raum zu sitzen und sich mit den Leuten auszutauschen und auch selber sich zu Wort melden zu können."

Gabriele Görtz

"Ich mache auch noch andere Kurse. Also ich lerne noch Spanisch nebenbei und mache auch einen Tanzkurs und derlei Dinge. Es ist einfach schön, wenn man pensioniert ist, auch noch andere Dinge zu machen, nicht nur daheim zu sitzen, Sport zu machen und irgendwas zu lesen, sondern einfach auch sich mit anderen Themen zu beschäftigen. Das ist, warum ich hier bin in diesem Studium Generale."

Susanne Rödel-Strobel

Das Studium Generale

Beim Studium Generale können die Teilnehmer bei den Inhalten mitbestimmen und aus unterschiedlichen Wissensbereichen wählen: Etwa Geschichte, Politik, Wirtschaft, Natur- und Kulturwissenschaften. Die pensionierte Restauratorin Susanne Rödel-Strobel kommt extra mit der S-Bahn aus dem Münchner Umland in die Innenstadt.

Die Motive für den Besuch einer Volkshochschule sind sehr unterschiedlich. Manche erhoffen sich etwa von Rhetorik-, Computer oder Sprachkursen bessere Chancen im Beruf. Andere suchen einen Zeitvertreib, wollen andere Menschen treffen. Klaus Möllinger ist der einzige Mann im Kurs. Auch er ist im Ruhestand.

"Ich möchte ein bisschen mein Gehirn anstrengen, auch mal mehr zum Reden kommen. Ich bin allein – und da ist es ganz gut, wenn man mal auch Kontakt hat zu anderen."

Klaus Möllinger

"Die Volkshochschule ist weiblich"

Der Frauenüberschuss in diesem Kurs ist kein Zufall. Bayernweit sind die Frauen an den Volkshochschulen in der Mehrzahl, sagt Christian Hörmann vom Bayerischen Volkshochschulverband.

"Grundlegend kann man schon sagen, dass rund Dreiviertel der Teilnehmer weiblich sind – auf das komplette Kursgeschehen bezogen. Also die Volkshochschule ist weiblich, wenn man so will. Bildung ist weiblich. Auch bei den Kolleginnen, die an Volkshochschulen arbeiten, auch da haben wir mehr Frauen als Männer."

Christian Hörmann, Bayerischer Volkshochschulverband

Viele ältere Teilnehmer, viele Angebote für junge Menschen

Und auch über die Altersstruktur sagt die Statistik etwas aus. Die Mehrheit, nämlich über die Hälfte der Kursteilnehmer, sind zwischen 35 und 65 Jahre alt. Knapp 20 Prozent sind älter als 65. 15 Prozent sind zwischen 25 und 35 Jahren. Und nur 6 Prozent sind zwischen 18 und 25 Jahren. Dabei gibt es auch für junge Menschen viele Angebote.

"Es gibt tatsächlich bei den Volkshochschulen schon auch eine Tradition, dass wir Angebote machen zum Nachholen des Mittelschulabschlusses, zum Nachholen des Realschulabschlusses, sogar zum Nachholen des Abiturs. Auch da gibt’s Klassen an Volkshochschulen, um sich auf das Abitur vorzubereiten. Auch Nachhilfegruppen gibt es schon lange an Volkshochschulen für Schülerinnen und Schüler und jetzt ist es tatsächlich auch nochmal spezifisch, in diese Lernlücken, die entstanden sind über die Corona-Pandemie, reinzugehen und da auch nochmal Angebote für Schülerinnen und Schüler zu machen."

Christian Hörmann, Bayerischer Volkshochschulverband

Viele Volkshochschulen haben ein extra Programm für junge Menschen. An der Münchner Volkshochschule gibt es die "Junge Volkshochschule". Neben schulischen Themen werden etwa Kreativkurse angeboten, sagt Susanne May. Sie ist Programmdirektorin der Volkshochschule München. 

"Weil wir glauben, dass es für junge Leute interessant ist, einen außerschulischen Lernort kennenzulernen, der nicht verschult ist. Also wo es keine Noten gibt, wo ich vielleicht meine Themen, meine Interessen nochmal ganz anders einbringen kann. Wo ich von den Dozierenden vielleicht anders angesprochen werde, als die Lehrer mich ansprechen oder mich ansprechen müssen, weil sie in einem ganz anderen Rahmen handeln."

Susanne May, Programmdirektorin der Volkshochschule München

Günstige oder kostenlose Kurse – dank Steuergelder

Kurse und Vorträge zur politischen Bildung sind oft kostenlos. Und auch sonst sind die Kurse nicht teuer. Der Grund: Volkshochschulen werden von den Kommunen und dem Staat mit Steuergeldern gefördert, ähnlich wie Bibliotheken oder Theaterhäuser. Meistens zahlen die Kommunen den Löwenanteil, nämlich etwa 50 Prozent. Auch der Freistaat Bayern fördert die Volkshochschulen.

"Der Freistaat war tatsächlich eher im hinteren Drittel der Bundesländer, was die Finanzierung mit Landesmitteln der Erwachsenenbildung anbelangt, 2018 gab es ein neues Erwachsenenbildungsförderungsgesetz in Bayern und seit 2018 sind in der Tat die Fördermittel fast verdoppelt worden, die der Freistaat zur Verfügung stellt. Damit sind wir immer noch nicht an der Spitze der Bundesländer, aber wir haben deutlich aufgeholt in Bayern."

Christian Hörmann, Bayerischer Volkshochschulverband

Die Förderung durch den Freistaat macht etwa 8 Prozent des Budgets einer bayerischen Volkshochschule aus. Etwa 40 Prozent werden durch die Kursgebühren finanziert. Das sind Durchschnittswerte – bei manchen Volkshochschulen können die Förderbeträge abweichen. Im Bayerischen Gesetz zur Förderung der Erwachsenenbildung sind Auftrag und Aufgaben der Volkshochschulen heute genau aufgeschrieben.

Die Anfänge: Arbeiterkurse Anfang des 20. Jahrhunderts

"Fortbildungskurse für Arbeiter! Von der Ansicht ausgehend, dass die Bildung des Arbeiters, für die bisher wenig gesorgt war, in mannigfaltiger Hinsicht der Ergänzung bedarf, haben sich nach den erfolgreichen Vorbildern an anderen Hochschulen Studenten und jüngere Akademiker, die ihre Studien beendigt haben, vereinigt, um dem vorhandenen Bildungsmangel nach ihren Kräften abzuhelfen." Veranstaltungshinweis der Münchner Freien Studentenschaft im Winter 1907/1908

Auch die Arbeiterkurse Anfang des 20. Jahrhunderts waren Vorläufer der heutigen Volkshochschulen und zunächst Privatinitiativen. Studenten und junge Akademiker unterrichteten Arbeiter in Deutsch, Rechnen, Technischem Zeichnen und Geografie. Im "Lehrplan für die Münchner Fortbildungskurse für Arbeiter" heißt es:

"Deutsch Unterstufe, Freitag: Allgemeine Regeln über die deutsche Sprache, die Rechtschreibung und den Satzbau. Anwendungen davon, verbunden mit Uebungen im Aufsetzen von Briefen, Lebensläufen, Gesuchen. Abgabe von Berichten über selbsterlebte Ereignisse. Mündliche und schriftliche Wiedergabe von Beschreibungen und Erzählungen."

"Man muss sich klarmachen: Es gab zwar in Deutschland schon lange die Schulpflicht, aber das sah oft so aus, dass die Leute die Volksschule verlassen haben ohne wirklich Lesen und Schreiben zu können."

Bernhard Schoßig, Soziologe

Doch die "Arbeiterkurse" gingen bereits damals über Grundkenntnisse im Schreiben und Rechnen hinaus. Auf dem Lehrplan standen ebenfalls Redeübungen, Besprechungen von klassischen literarischen Werken und sogar Kurse zu Geografie.

Gründungsboom und Blütezeit der Volkshochschulen

1919 wurde die Förderung der Erwachsenenbildung und der Volkshochschulen dann in der Verfassung der Weimarer Republik festgeschrieben. Daher kam es zwischen 1918 und 1920 im Deutschen Reich zu einem Gründungsboom bei den Volkshochschulen. Die Erwachsenbildung war auf die Demokratisierung ausgerichtet. In Bayern gab es bereits von der Kirche viele Angebote in der Erwachsenenbildung. Daher entstanden Volkshochschulen nur in größeren Städten. Das Reichsministerium des Innern zählte 1928 nur acht in Bayern. Neben München und Nürnberg, in Augsburg, Bayreuth, Coburg, Hof, Würzburg und Kaiserslautern – die Stadt war damals bayerisch. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten endete die Blütezeit der Volkshochschulen. An ihre Stelle traten die gleichgeschalteten nationalsozialistischen Volksbildungsstätten unter der Leitung der NS-Organisation "Kraft durch Freude". Systemtreue konnten sich im Sinne der Nazi-Ideologie fortbilden und etwa das Abitur nachholen.

"Natürlich ist der Hintergrund folgender, dass man sieht, durch den Krieg sind viele auch begabte Menschen und Studierte gefallen. Man muss sehen, dass man das Potenzial ausschöpft auch im Hinblick auf Führungspositionen in ganz Europa. Damals hatte man noch gedacht, die Deutschen werden dann das Herrenvolk in Europa sein und sie brauchen entsprechendes Personal dafür. Also das ist durchaus auch ein interessanter Punkt. Bis 1945 finden diese Kurse statt."

Bernhard Schoßig, Soziologe

Wiederbelebung der Volkshochschulen nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es in Bayern die US-Amerikaner, die Volkshochschulen wieder zuließen und sie wiederbelebten.

"Die haben das auch für notwendig gehalten, das war auch Teil ihrer Reeducation-Politik. Und die Amerikaner haben natürlich selber noch mehr gemacht. Sie haben die Amerikahäuser eingerichtet, die auch Bibliotheken waren, dort wurden Vorträge gehalten. Aber die Amerikaner haben bis Anfang der 50er Jahre auch mit hohen Geldbeträgen die Volkshochschulen in Bayern unterstützt."

Bernhard Schoßig, Soziologe

Volkshochschulen reagieren immer auf aktuelle Bedürfnisse

In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren es die Volkshochschulen, die den Menschen die ersten Computer für Zuhause erklärten. Seit 2015 gibt es Sprach- und Integrationskurse für nach Deutschland geflüchtete Menschen. Ein noch relativ junges, aber zunehmend nachgefragtes Angebot sind Kurse zum Thema Nachhaltigkeit. Immer wieder reagieren die Volkshochschulen auf aktuelle Bedürfnisse in der Gesellschaft.

"Das liegt zum einen daran, dass die Volkshochschulen ja keine Curricula wie jetzt an Schulen haben, die man abarbeiten muss, sondern Volkshochschulen ganz schnell und spezifisch auf Bedarfe reagieren können und innerhalb kürzester Zeit Angebote aus dem Boden stampfen können. Das macht die Arbeit auch so spannend."

Christian Hörmann, Bayerischer Volkshochschulverband

Die Vielfalt der Programme wirkt grenzenlos. Tatsächlich gibt es aber klare Grenzen. So hätten etwa antidemokratische oder rassistische Positionen keinen Platz. Ähnlich sieht es aus mit spirituellen Lehren und Heilsversprechen etwa aus der Esoterik.  

"Grundsätzlich gibt es ein Therapieverbot im Kontext von Volkshochschularbeit. Das zweite ist ein Überwältigungsverbot. Das heißt: Die Dozentin oder der Dozent hat eine bestimmte Weltanschauung, was erst einmal was völlig Normales ist. Aber es darf nicht sein, dass diese Weltanschauung den Teilnehmerinnen und Teilnehmern irgendwie übergestülpt wird oder als die einzige Wahrheit verkauft wird."

Christian Hörmann, Bayerischer Volkshochschulverband

Ein Smartphone-Kurs für Anfänger

Sechs Frauen und Männer sitzen im Unterrichtsraum der Volkshochschule in Forchheim. Der Dozent Stephan Schreiber-Hassa richtet auf dem Handy von Roland Utzmann die Sprachbefehlfunktion bei der Google-Suche ein.

"Dann rechts oben auf das e – hier genau. Dann auf Einstellungen hier. Dann auf Spracheingabe – und Voice Match – also Voice ist die Stimme und Match heißt einfangen – also die Stimmeinfangung wäre die Übersetzung."

Stephan Schreiber-Hassa, Dozent

"OK Google – höhe Eifelturm", sagt Stephan Schreiber-Hassa dann.Auf dem Display erscheint ein Eintrag mit der Höhe des Eifelturms.

"So, an einem guten Tag liest sie es auch mal vor, aber wir haben auf jeden Fall die Information: dreihundert Meter. Andere Suche. Ok Google – Einwohner Peking."

Stephan Schreiber-Hassa, Dozent

Ein Aha-Gefühl macht sich bei den vier älteren Frauen und zwei älteren Männern breit. Künftig kann Roland Utzmann eine Suchanfrage einfach ins Handy sprechen:  

"Ganz einfach – das ist ein Smartphone, das ist ein Einsteigerkurs, wirklich für Anfänger und ich bin ein Anfänger. Ich hatte ein Handy – so ein ganz altes und das ist jetzt defekt und jetzt wollte ich doch ein Smartphone haben und da ich mich überhaupt nicht auskenne, dachte ich mir, ich mache mal so einen Kurs mit und da ich jetzt Rentner bin, habe ich Zeit."

Roland Utzmann

"Der Umgang mit Apps oder so besondere Funktionen, wo ich auch unsicher war sie zu verwenden – da werde ich halt sicherer durch den Kurs und man kann auch mal fragen, kann manches ausprobieren – das ist sehr schön. Man wird einfach sicherer durch die Veranstaltung."

Erika Rückert

Dozieren – aber nicht für das Geld

Stephan Schreiber-Hassa ist seit vielen Jahren Dozent an der Volkshochschule in Forchheim. Montagabend und Mittwochvormittag gibt er jeweils zwei Doppelstunden lang einen Smartphone-Kurs für Anfänger. Für eine 45minütige Unterrichtsstunde bekommt er 23 Euro von der VHS. Für seine Lehrtätigkeit an einem Montagabend bekommt er also 92 Euro. Für das Geld macht er es nicht.

"Nein, nein – ich bin Erzieher. Also weder in meinem Hauptberuf noch in meinem Dozentendasein ist die Hauptmotivation das Geld, sondern einfach die Möglichkeit, dass man anderen Menschen was geben kann."

Stephan Schreiber-Hassa, Dozent

Stephan Schreiber-Hassa ist als Erzieher bei der Caritas fest angestellt. Viele Dozentinnen und Dozenten arbeiten für die Volkshochschule nebenberuflich. Vor allem für Frauen sei es attraktiv, sagt Marion Ross-Schuster, die Leiterin der Forchheimer Volkshochschule. Doch die Kursausfälle und damit Honorarausfälle durch die Corona-Pandemie hätten Dozentinnen verunsichert. Einige hätten dann den Volkshochschulen den Rücken gekehrt und seien ganz in eine sicherere Festanstellung gewechselt. Und noch etwas beobachtet Marion Ross-Schuster. Es werde immer schwieriger, gut ausgebildete Frauen etwa für Sprachkurse zu finden. 

"Also da hat sich die Struktur geändert, muss man sagen, von der Lebensplanung von den Frauen. Dass halt viele gesagt haben – ich geh halt zwei, drei Mal die Woche in die VHS – mache vormittags und abends einen Sprachkurs – hab da ein bisschen Nebeneinnahmen, hab einen geistigen, intellektuellen Anspruch und das hat ihnen gereicht. Aber das ist so. Viele junge, gut ausgebildete Frauen fangen sofort nach der Familienpause von ein bis zwei Jahren wieder das Arbeiten an."

Marion Ross-Schuster, Leiterin der Forchheimer Volkshochschule

Weltweit verfügbar, vor Ort verankert

Schon seit ein paar Jahren hat die VHS Forchheim deshalb eine Stellenanzeige auf ihrer Internetseite. Da heißt es: "Wir suchen engagierte und qualifizierte Kursleiter und Kursleiterinnen für alle Programmbereiche". Nicht nur in Forchheim hat die Volkshochschule Unterrichtsräume. Insgesamt gibt es 22 Außenstellen über den Landkreis verteilt. Ein wohnortnahes Angebot fordert auch das Bayerische Gesetz zur Förderung der Erwachsenenbildung. Gleichzeitig hat durch die Corona-Pandemie die Digitalisierung aber auch bei den bayerischen Volkshochschulen an Fahrt aufgenommen. Immer häufiger gibt es zu Kursen auch ein Online-Angebot, das weltweit verfügbar ist.

"Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, das bleibt weiterhin im Zentrum, dass Volkshochschulen kommunal verankert sind. Das heißt auch wirklich vor Ort sind mit Präsenzangeboten, mit ganz spezifischen, auch für die Bedarfe der Kommune zugeschnittenen Angeboten. Das eine tun und das andere nicht lassen. Das ist ganz wichtig."

Christian Hörmann, Bayerischer Volkshochschulverband  

Die Volkshochschule wird es also weiterhin im Heimatort geben. Genauso kann man aber auch, egal wo man wohnt, zum Beispiel über die Münchner Volkshochschule online Norwegisch lernen oder sich bei der Bamberger VHS in Finanzbuchhaltung weiterbilden.


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