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Die Geister, die ich rief Whisky und Gin – Frankens neue Schnapskultur

Franken ist ein Land des Bieres und des Weines. Aber ein Land des Gins und des Whiskys? Tatsächlich hat sich die Region klammheimlich zu einer Hochburg des Malzwhiskys entwickelt – und ist auch ganz wild auf Gin.

Von: Petra Nacke

Stand: 16.01.2018 | Archiv

Fränkischer Whisky | Bild: BR

Bei den Briten und den Amerikanern gehören Gin und Whisky zur Kultur. Bei Gin denken viele an englische Clubs und bei Whisky ans schottische Hochland oder die amerikanischen Südstaaten. Deutschland hingegen steht für Korn- und Obstbrände – oder nicht?

Whiskyumsatz in Deutschland wächst und wächst

Laut dem Internet-Portal Statista verzeichnet Deutschland beim Whisky seit 2010 einen jährlichen Umsatzzuwachs von 1,7 Prozent und liegt beim Konsum im weltweiten Vergleich momentan auf Platz fünf nach den USA, Frankreich, Großbritannien und Spanien.

Deutschland – ganz wild auf Gin

Und Gin scheint nach dem Craftbeer-Boom nun der neue Überflieger zu sein. So titelte die deutsche Ausgabe der New York Times im November 2016 schon: Beyond Beer: Germany Goes All In for Gin sinngemäß übersetzt: Nach dem Bier ist Deutschland jetzt ganz wild auf Gin.

Deutschlandweiter Boom – fränkische Eigenheiten

Haben wir es also mit einem Gin- beziehungsweise Whiskyboom zu tun? Gar mit einem fränkischen? Tatsächlich bemerkt der aufmerksame Barbesucher auch hier die stetig wachsende Auswahl an Single Malts und Gins nebst passendem Tonic – darunter auch immer wieder einheimische Sorten. Ist die Region der Privatbrauereien und Obstbrenner jetzt also auch die der Gin- und Whiskyproduzenten?

Erster Nürnberg GINmarket

Unterwegs auf der Consumenta 2017. Es ist der erste Tag dieser größten Bayerischen Verbrauchermesse. Entsprechend hoch ist der Besucherandrang – vor allem in Halle 4, die fränkisch unverblümt nur die Fresshalle genannt wird. Hier, in einem extra abgetrennten Bereich, findet an diesem Wochenende zum ersten Mal der Nürnberger GINmarket statt – streng bewacht: Zutritt erst ab 18 Jahren. Der Messeprospekt verspricht einen Überblick über "rund 200 Gins und verschiedene Tonics. Außerdem an zwei Tagen insgesamt fünf Gin-Seminare über die Entwicklungsgeschichte des Gins anhand von sechs Trinkbeispielen".

Es wird verkostet. Überall stehen Menschen mit Gläsern in der Hand und konzentriert nach innen gekehrtem Blicken. Am Stand von Christian Kretschmar geht es hoch her. Ein bisschen klingt es wie auf dem Hamburger Fischmarkt, was daran liegt, dass Kretschmar ein gebürtiger Hanseat ist, obwohl er hier mit einem Nürnberger Spezial-Gin vertreten ist.

130 Städte hat der selbsternannte Gin-Gesandte auf diese Weise geehrt. Der Gin sei zwar immer derselbe und werde in Speyer gefertigt, dafür seien die Botschaften auf der Flasche aber absolut Individuell. Ob Nürnberg, Fürth oder München, Würzburg, Worms oder Wuppertal – jede Stadt habe schließlich eine eigene Geschichte, auf die man auch mal trinken könne.

"Was die Stadtgeschichte betrifft, hab ich die Geschichte in Kurzform eingepackt und man kann ja auch mal wieder lesen statt Fernsehen zu gucken und dann man ein bisschen genießen."

Christian Kretschmar, selbsternannter Gin-Gesandter

Gin mit pädagogischem Ansatz und einem Schuss Lokalkolorit – zugegeben: ein originelles Marketingkonzept. Dem echten fränkischen Gin sind wir damit aber nicht näher gekommen. Da scheint ein Gin-Seminar erfolgversprechender.

"Wir haben sechs verschiedene Gins in diesem Tasting, das erste ist der Gin des Gelben Hauses, das ist ein regionaler Gin eben aus Nürnberg, dann haben wir einen Gin aus Hamburg, Marlin, dann haben wir einen London Number One, das ist ein New Western Style Gin, dann haben wir einen Old Tom Gin, in dem sind mehr Zuckerzusätze und mehr andere Zusätze erlaubt als im Original London Dry Gin, dann haben wir einen Bavarka- Gin, Bavarka kommt von der Brennerei Landhammer, ist bekannt in Bayern aus den Obstbränden."

Alexander Damm, Leiter eines Gin-Seminars

Mediziner erfindet den Gin

Alexander Damm ist weder professioneller Spirituosenhersteller noch Barbetreiber. Er ist Apotheker, damit den Ursprüngen des Gins aber erstaunlich nahe. Denn als Erfinder des Gins gilt der im hessischen Hanau geborene Mediziner Franz de le Boë, der um 1650 in Holland auf Basis von Alkohol und Wacholder spezielle Tropfen entwickelte, die gegen Magenbeschwerden eingesetzt werden sollten. Das Getränk taufte er auf den Namen "Genever", einer Ableitung des niederländische Jeneverbes oder des französischen  Genièvre, also Wacholder.

Ein einziger der heute zu verkostenden Gins stammt aus Franken, der des Gelben Hauses, einer alteingesessenen Bar im Nürnberger Stadtteil Gostenhof. Über die genauen Bestandteile darf Damm nichts erzählen, es sei ein Privatrezept. In der Nähe findet sich dann noch ein fränkischer Gin. Ganz allein steht eine freundlich und sehr einheimisch aussehende Dame hinter dem kleinen Stand der Brennerei Zeiß aus dem oberfränkischen Igensdorf und bietet hauseigenen Gin an.

Gin aus Oberfranken

Unterwegs im südlichsten Teil des Landkreises Forchheim in Oberlindelbach, einem Ortsteil von Markt Igensdorf, bekannt als klassisches Obstanbaugebiet und für seine Brennereien. Ungefähr 30 aktive Brenner gibt es hier, eine respektable Menge in einer nur knapp 5.000 Einwohner zählenden Gemeinde. Man dürfe sich nun aber nicht vorstellen, dass die Igensdorfer ständig leicht angeheitert durch die Gegend marschieren, lacht Markus Zeiß.

"Wir sind hier ein Vollerwerbsbetrieb und zwar ein Obstbau-Vollerwerbsbetrieb, und da gehört eben die Brennerei mit dazu. Mit den ganzen Bergen hier haben wir halt den Vorteil, dass im Winter die kalte Luft im Winter abziehen kann und wir dann meistens von Blütenfrösten verschont bleiben, weil das meiste Obst eben an den Hängen wächst und oben am Berg und an den Hängen ist keine Frostgefahr."

Markus Zeiß, Brenner

Apfelbrand als Basis für den Gin

Das hatten, erzählt Markus Zeiß, um das Jahr 1300 bereits die Benediktinermönche im Kloster Weißenohe entdeckt und deshalb genau hier mit dem Obstanbau begonnen. Die Familie Zeiß besitzt ein sogenanntes Kontingentbrennrecht, bei dem pro Jahr nur eine begrenzte Menge Alkohol hergestellt werden darf – in diesem Falle 300 Liter, die zu feinsten Obst-Edelbränden oder zu Gin geworden sind. Ausgangsbasis für den ist bei Markus Zeiß ein Apfelbrand, was für den Laien ungewöhnlich klingt, aber nicht ungewöhnlich ist.

"Das ist einfach von Landschaft zu Landschaft unterschiedlich und wir befinden uns hier ja in einem Obstanbaugebiet und so liegt es auf der Hand, dass wir auch unser Obst als Ausgangsbasis-Alkohol für die Ginproduktion verwenden."

Markus Zeiß, Brenner

Damit aus dem Apfelbrand Gin wird, müssen erst einmal dessen Grundbedingungen erfüllt sein.

"Wacholder ist ja die Grundbasis für die Ginherstellung neben der Veilchenwurzel und Angelikawurzel, auch Engelwurz genannt. Diese drei Sachen müssen immer im Gin enthalten sein. Der Wacholder kommt eben rein gemahlen oder geschrotet oder gequetscht und wird dann nur in diesem Alkohol angesetzt."

Markus Zeiß, Brenner

Die restlichen Zutaten, der Gin-Fachmann spricht von Botanicals, geben dem Endprodukt seinen individuellen Charakter und natürlich gibt sich der Brenner hier etwas bedeckt. Mit der Gin-Produktion hat Zeiß schon vor sieben Jahren begonnen und war damit einer der ersten fränkischen Brenner, der sich an den Wacholderschnaps gewagt hat. Zwei Jahre lang wurde experimentiert und ausprobiert, erst dann kam der Zeiß-Gin in den Handel. Denn die Gin-Herstellung hat durchaus Tücken. Beim Einsatz von ölhaltigen Kräutern und Gewürzen ist viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl nötig, vor allem bei der Brenntemperatur. Wenige Grad entscheiden darüber, ob ein Destillat gelingt oder nicht. Werden mehr Öle als Alkohol destilliert, schmeckt der Brand nach Seife. Doch selbst wenn man alles richtig gemacht hat, ist das fertige Produkt immer noch Geschmackssache.

Gin-Schätze vor der eigenen Haustür

Wer auf Gin steht, hat momentan die besten Chancen, echte Schätze zu entdecken – manchmal direkt vor der Haustür. Heute gibt es zwischen zehn und 15 Gin-Produzenten in Franken und in ganz  Deutschland sind es rund 180. Wem Gin nicht so liegt, der sollte jetzt nicht mehr versuchen, sich bekehren zu lassen und sich stattdessen, wenn es denn hochprozentig sein soll, lieber an Malt Whisky halten.

Viele schottische – und ein fränkischer Whisky

In Halle 2 der Consumenta stehen am Stand eines bekannten Nürnberger Whiskyhändlers ein paar Herren herum und nippen an den verschiedenen Malt Whiskys, die hier angeboten werden – fast ausschließlich schottische, aber auch ein fränkischer. Um was genau es sich dabei handelt, erklärt Robert Hartel, ein bekennender Whisky-Freund und -Kenner.

"Das ist ein Whisky vom Elch-Bräu aus der Gemeinde Tuisbrunn bei Gräfenberg. Das ist ein Bierbrauer mit einer Gastwirtschaft dabei, der schon immer Spirituosen gemacht hat, auch Obstbrände, Bierbrände und so weiter. Irgendwann hat er dann gesagt, Mensch ich möchte meinen eigenen Whisky machen. Dieses Jahr hat er drei Whiskys herausgebracht: einen aus dem Sherry Fass, einen aus dem Bourbon Fass und seine Standartabfüllung, der Torf vom Dorf. Die Besonderheit ist: da ist getorftes Gerstenmalz verwendet worden, aber er nimmt deutschen Torf dazu, da ist er der Einzige in ganz Deutschland, der das macht. Er hat gesagt, wenn er einen deutschen Whisky macht, dann soll auch deutscher Torf verwendet werden. Und ich find das Konzept eigentlich ganz gut."

Robert Hartel, Whisky-Kenner

Das sehen auch die Herren so, die den fränkischen Whisky auf der Messe probieren.

"Sie werden erst einmal von der Masse der Schotten erschlagen, die wir da haben, aber die gucken dann alle Flaschen durch und sagen dann: Oh, das ist ja ein Deutscher, lassen Sie mich den mal probieren. Also es ist dann schon das Interesse da, also der Lokalpatriotismus ist dann schon auch gegeben, sag ich mal."

Robert Hartel, Whisky-Kenner

Ältester deutscher Whiskyclub mit Sitz in Nürnberg

Hartel ist Mitglied im Highlands Circle, dem ältesten deutschen Whiskyclub mit Sitz in Nürnberg, und trägt standesgemäß einen Kilt in den Vereinsfarben. Ein Franke im Schottenrock ist ein ungewöhnlicher Anblick, genauso wie deutscher und speziell fränkischer Whisky in den Regalen. Aber man sieht ihn immer häufiger.

"Es ist so, dass Whisky momentan generell auch ein sehr starkes In-Getränk ist, was auch die deutschen Brenner mitbekommen haben, und sie sind eben auch ein bisschen mit auf den Zug aufgesprungen. Ich kann hiermit relativ schnell nicht wenig Geld verdienen, sag ich jetzt mal. Und insofern wären sie auch manchmal blöd, wenn sie es nicht machen würden."

Robert Hartel, Whisky-Kenner

Bier und Whisky - zwei Äste desselben Stammes

Neben den Brennern versuchen sich vor allem auch die Bierbrauer an der hohen Kunst der Whisky-Herstellung, was nahe liegt, denn die Inhaltstoffe von Bier und Malzwhisky sind dieselben mit Ausnahme des Hopfens. Gewünscht wird flüssiger Lokalpatriotismus, den es, ganz nebenbei, nicht zum Schnäppchenpreis gibt.

"Der Markt gibt's momentan her. Dann wird gern auch mal für einen deutschen Whisky mehr Geld ausgegeben. Also der Torf vom Dorf wird mit 0,7 Litern abgefüllt und kostet 59 Euro die Flasche."

Robert Hartel, Whisky-Kenner

Das kleine A bis Z des Whiskys

A

Abfüllung

Brennkessel

Destillerien bieten Malts nach Altersstufen, Jahrgängen, Stärkegraden oder verschiedenen sogenannten Finishes an. So ergeben sich aus einem Jahrgang viele unterschiedliche Geschmacksrichtungen, von denen teils nur wenige Flaschen existieren. Sammlern sind besonders edle und seltene Whiskys mehrere tausend Euro wert.

B

Blend

So werden Mischungen verschiedener Whiskys genannt, also Verschnitte. Früher galt das Brennen als Nebenbeschäftigung schottischer Bauern, die ihre Erzeugnisse in schlechten Zeiten zu Geld machen konnten. Für Konsumenten in den Städten gab es deshalb nur unregelmäßig Nachschub. Findige Händler mischten verschiedene Tropfen (bis zu 40 Malts in einer Flasche) und verkauften sie unter eigenem Namen als "Blended Scotchs". Noch heute landen 90 Prozent der Malts in Blends.

C

Cask

Das englische Wort für Fass. Auf Flaschenetiketten abgedruckt, versorgt es den Kenner mit Informationen über die Qualität des abgefüllten Whiskys. "Single Cask" zum Beispiel bedeutet, dass der Whisky in der Flasche nur aus einem einzigen Fass abgefüllt wurde und nur dessen Aroma wiedergibt. Keine unwichtige Angabe: Kein Fass ist wie das andere, schon ihre Position im Lagerhaus kann den Reifeprozess beinflussen. "Cask strength" (Fassstärke) gibt dagegen an, dass dem Whisky nach dem Abfüllen kein Wasser hinzugefügt wurde.

D

Destillation

Kessel in der Brennerei

Der flüssige, fermentierte Whisky-Ausgangsstoff wird in einem Kessel aufgekocht und kondensiert danach wieder an dessen Oberseite. Dabei werden bestimmte Stoffe wie Salze entfernt, andere wie Alkohol konzentriert. Diese Technik wird für viele verschiedene Arten von Spirituosen verwendet. In Schottland gibt es rund 100 professionelle Whisky-Destillerien, in Bayern sind es etwa 30.

E

Eis

Gehört nicht in den Whisky. Niemals.

F

Finishing

Im Fasslager

Whisky reift in Holzfässern, meist in amerikanischen Fässern, in denen vorher Bourbon-Whiskey hergestellt wurde. Immer beliebter wird das sogenannte "Finishing": Der Whisky wird in andere Fässer umgefüllt bevor er in die Flasche kommt. So entfaltet der Whisky in alten Sherry- oder Portwein-Fässern einen ganz besonderen Geschmack. Beliebt sind auch Fässer, in denen vorher Rum oder Wein gelagert wurden. Der Whisky nimmt bei der Lagerung Aromen aus dem Holz auf. So entstehen nochmals unterschiedliche Geschmacksnoten.

G

Gerste

Gerstenkörner

Neben Wasser und Hefe bildet Gerste den Grundstoff vieler Whiskys. Aber auch andere Getreidearten eignen sich dafür, darunter Roggen, Hafer oder Mais. Die daraus entstehenden Whiskys werden meist für Blends verwendet.

I

Individualität

Bei der Whiskyherstellung und dem Genuss liegt das Hauptaugenmerk natürlich auf dem individuellen Geschmack. Er wird – neben vielen anderen Faktoren – beeinflusst durch die Herkunft der Ausgangsstoffe (Gerste, Wasser), die Mälztechnik, die Größe und Form der Brennblasen sowie nicht zuletzt durch die Dauer der Reifung und das Holz der Fässer, in der sie stattfindet.

Malts wird ein intensiver Charakter zugeschrieben, Blends gelten als milder.

M

Malt

Maische beim Rohbrand

Whiskys, die als "Malt" verkauft werden, werden ausschließlich aus gemälzter Gerste hergestellt. Dazu wird Getreide in Wasser eingeweicht, bis es keimt, und danach wieder getrocknet. Ziel ist es, die Stärke der Gerste in Zucker umzuwandeln (Maischen), der von Hefe in Alkohol umgewandelt wird (Gären).

Als "Single Malt" gelten Malts, die nicht mit den Erzeugnissen anderer Destillerien verschnitten worden sind.

N

Norm

Innerhalb der Europäischen Union muss Whisk(e)y bestimmte Kriterien erfüllen, um als solcher verkauft zu werden. Dazu gehört unter anderem die Herstellung durch die Destillation von Getreidemalzmaische, mindestens drei Jahre Lagerzeit in Holzfässern mit einem Fassungsvermögen von höchstens 700 Litern und ein Mindestalkoholgehalt von 40 Volumenprozent.

S

Scotch

Geschmacksprobe: Immer mit einem Schluck Wasser

Diese Bezeichnung gibt ebenso wie "Irish" oder "American" Auskunft über die Herkunft des Whiskys. Einige Herkunftsbezeichnungen sind gesetzlich geschützt und an gewisse Voraussetzungen wie das Mindestalter geknüpft. So dürfen nur in Schottland gebrannte und gereifte Whiskys "Scotch" genannt werden.

"Bourbon" heißen übrigens Brände, die zu mindestens 51 Prozent aus Mais bestehen.

T

Torf

Torfstecher

Getrockneter Torf wurde und wird zum Trocknen der Gerstenmaische verwendet. Früher als billiges Brennmaterial in Irland und Schottland genutzt, gilt es heute als Quelle besonders charakteristischer Aromen in Whiskys.

W

Whisk(e)y

Die Bezeichnung soll aus dem gälischen Wort für "Lebenswasser" abstammen. Von usquebaugh entwickelte sich das altenglische usky und später Whisky. Whisky (ohne "e") wird er in Schottland und Kanada genannt, Whiskey nennen die Iren und – in der Regel – auch die US-Amerikaner ihre Brände.

Z

Zeit

Davon brauchen Whiskys in der Regel viel, und zwar zum Reifen. In der Vergangenheit galt das Alter als maßgebliche Angabe auf dem Etikett, inzwischen werden von Kennern auch jüngere Jahrgänge akzeptiert.

Dennoch lagern typische Whiskys meist zehn Jahre und länger. Bei Blends wird stets das Alter des jüngsten enthaltenen Whisky(e)s angegeben. Mitunter aber auch gar nicht, wenn die Jahresanzahl auf eine zu kurze Reifezeit schließen lässt.

Buchtipp: "Whiskyland Franken"

Im Oktober 2017 erschien im Cadolzburger Ars Vivendi Verlag ein Buch mit dem Titel "Whiskyland Franken". Der Autor Patrick Grasser erklärt darin, wie Whisky gemacht wird, wie sich die verschiedenen Sorten voneinander unterscheiden und vor allem, weshalb er ausgerechnet Franken zum Whiskyland erklärt. In seinem Vorwort schreibt er über seine erste Begegnung in Irland mit dem Whisky, dem gälischen uisge beatha, dem Wasser des Lebens.

"Diese erste Flasche Whisky weckte meinen Entdeckergeist, dem ich anschließend in Franken wie in keiner anderen Region Deutschlands nachgehen konnte. Denn Franken ist die deutsche Whiskyhochburg, der ich mit diesem Buch ein vielseitiges Porträt und einen Szeneführer widmen möchte."

Patrick Grasser

Bernhard Schäfer an einem Regal voller Whisky-Flaschen

Das Grußwort in Grassers fränkischem Whisky-Führer stammt von Bernhard Schäfer, dessen Kennerschaft in Sachen Spirituosen sich vielfältig niederschlägt: Er ist Gründer und Vorsitzender des Most venerable order of the Highland Circle, Master of the Keepers of The Quaich und Mitglied der englischen Gin-Gilde. Er spricht von einem Whisky-Boom. Und was hält der Experte von fränkischem Malt Whisky?

"Naja, er ist auf jeden Fall besser geworden in den letzten 20 Jahren. Das merkt man schon, dass die Leute Feedback von Kunden kriegen, dass sie es besser draufhaben, es herzustellen, dass sie auch mehr Fässer haben und da ihren Markt finden."

Bernhard Schäfer, Spirituosen-Kenner

Preisgekrönter Malt Whisky aus Nürnberg

Reinhard Engel ist Diplom Braumeister, Brenner und Inhaber der Nürnberger Hausbrauerei Altstadthof. Neben verschiedenen Biersorten stellt er seit Jahren auch Malt Whisky aus ökologisch angebauten Rohstoffen her und zwar so gut, dass er dafür immer wieder Preise erhält – 2015 den des besten deutschen Whiskys, verliehen vom Fachmagazin der Whisky-Botschafter.

"Mit der Möglichkeit, hier eine eigene Brauerei zu machen, haben wir uns auch relativ schnell nach einem Brennrecht umgeschaut und dann 1999 auch ein Brennrecht bekommen für diesen Standort. Und nachdem wir dann fünf, sechs Jahre lang aus unseren verschiedenen Biersorten Edelbierbrände destilliert haben, und auch versucht haben, die im Holzfass zu reifen, kam dann 2005 die Entscheidung: Wir machen jetzt unseren eigenen Whisky. Wir haben dann unser damaliges Abfindungsbrennrecht auf eine Verschlussbrennerei umgestellt, da muss man auch ein bisschen investieren. Nun dürfen wir auch eine größere Menge an Alkohol herstellen und damit war dann auch schon der Grundstein gelegt: Wir haben das Brennrecht gehabt, wir haben eine Destille gehabt und konnten dann auch mengenmäßig mehr machen, was für den Whisky wichtig ist, denn man muss ja erst mal in Vorleistung gehen, muss ja sehr viel Whisky produzieren, damit man in fünf oder sechs oder zehn Jahren auch die Menge zur Verfügung hat, die man danach anbieten kann."

Reinhard Engel, Inhaber der Nürnberger Hausbrauerei Altstadthof

Enormer finanzieller Aufwand

Auf der internationalen Whisky-Bühne, auf der sich die Schotten so erfolgreich tummeln, spielt weder fränkischer noch deutscher Whisky generell eine Rolle. Das hängt zum einen mit der schlichten Tatsache zusammen, dass keine Notwendigkeit besteht, ein regionales Produkt in Hongkong oder New York anzupreisen, solange man es daheim gut verkaufen kann. Zum anderen mit dem enormen finanziellen Aufwand, den man als Global Player betreiben muss – und das nicht nur, was das Marketing betrifft.

"Im Wesentlichen liegt es daran, dass man für die Whiskyherstellung natürlich immer Fässer benötigt, sehr, sehr viele in der Regel. Die Whiskyproduktion schreibt ja vor, dass der Whisky wenigstens drei Jahre und einen Tag im Holzfass gereift werden muss, was zur Folge hat, dass man natürlich schon mal für viele Jahre im Voraus den Bestand vorlegen muss. Die Fässer sind relativ teuer und wenn man Fässer verwendet, die aus einer Sherry-Produktion oder Cognac-Produktion kommen, dann muss man doch erhebliche Summen kalkulieren, um seinen Whisky in diesen Fässern ausreifen zu lassen."

Reinhard Engel, Inhaber der Nürnberger Hausbrauerei Altstadthof

Bis zu acht Prozent pro Jahr verdunsten – der Anteil für die Engel

Rund 150 Fässer besitzt Reinhard Engel, die schon ohne den kostbaren Inhalt ein hübsches Sümmchen wert sind. Und dann kommt da noch die Sache mit dem Angel-Share dazu, dem Anteil für die Engel, wie die Schotten liebevoll den typischen Verdunstungsverlust bei der Fasslagerung nennen. Etwa vier Prozent bei großen und rund acht Prozent bei kleinen Fässern kommen so pro Jahr an Ertragsausfall zustande und müssten sich zwangsläufig im Verkaufspreis niederschlagen, sagt Engel. Aber Whisky sei eben auch eine Leidenschaft.

"Und da müssen wir uns auch nicht verstecken vor den Schotten oder vor den Iren oder vor den anderen Whiskyherstellern, sondern ich denke mal, dass der deutsche oder fränkische Whisky hier schon seinen Part erfüllen kann."

Reinhard Engel, Inhaber der Nürnberger Hausbrauerei Altstadthof


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