Die Bayerische Landesausstellung in Regensburg 10 Gesichter, 100 Schätze, 1000 Jahre
Sehr erfolgreich ist das neue Museum der bayerischen Geschichte in Regensburg. Jetzt eröffnet zusätzlich zum ersten Mal eine Landesausstellung im neuen Tempel der bayerischen Geschichte. Der Titel: 100 Schätze aus 1000 Jahren.
Im Juni hat das neue Museum der bayerischen Geschichte in Regensburg seine Pforten geöffnet. Die Resonanz ist sensationell. 200.000 Besucher zählt das Museum am östlichen Rand der Altstadt in den ersten sechs Wochen. Das ist Königsschlösserniveau sagt Museumsdirektor Richard Loibl. Jetzt eröffnet zusätzlich zum ersten Mal eine Landesausstellung in dem neuen Tempel der bayerischen Geschichte. Der Titel: "Hundert Schätze aus tausend Jahren". Denn in der Dauerausstellung ist die Geschichte des modernen Bayern zu sehen, von 1800 bis heute. Jetzt wollen Museumsdirektor Richard Loibl und sein Team erzählen, was sich ereignet hat, bevor Bayern zum Königreich von Napoleons Gnaden geworden ist.
Denn die bayerische Geschichte beginnt schon gut 1200 Jahre früher: Um 600 nach Christus formiert sich das Volk der Bayern. Regensburg, der Ort der Ausstellung, spielt dabei keine unbedeutende Rolle.
"Da wo zu dieser Zeit, also im 6. Jahrhundert die Post abgeht, wo die politischen Entscheidungen fallen, wo die großen Auseinandersetzungen ablaufen, des ist natürlich da im Donauraum. Deswegen spricht eigentlich sehr viel dafür, dass sich dieser Stamm der Bayern im politischen Zentrum geformt hat."
Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte
"Die ältesten Exponate sind wirklich aus dem 6./7. Jahrhundert. Man kann die ja nicht so genau aufs Jahr datieren, das geht net. In aller Regel handelt es sich um Grabfunde. Das ist zum Beispiel aus dem späten 7. Jahrhundert die berühmte Fibel von Wittislingen. Was ist eine Fibel? Das ist eine große Gewandschließe, modern gesagt, das ist eine große Sicherheitsnadel, nur halt sehr prächtig verziert. und dürfte sicher einer Frau gehört haben die der absoluten Oberschicht angehört hat, diese Fibel ist fast 20 Zentimeter groß das ist ein wunderbares Stück."
Rainhard Riepertinger, Ausstellungsmacher
In verschiedenen Blautönen präsentiert sich der zweite Ausstellungsraum. Blau ist die Farbe des Meeres aber auch des Handels. Von den internationalen Beziehungen der Bayern im 17. Jahrhundert erzählt das Firmenlogo eines Kaufmanns, das auf dem Schulterblatt eines Grönlandwals aufgemalt wurde. Es steht für die damalige Welthandelsroute nach Venedig.
"Man hat solche Walschulterblätter immer mal wieder als Malgrund verwendet, ich glaube weltweit gibt es noch vier oder fünf von solchen Walschulterblättern. Aber auch hier verlassen uns unserer Möglichkeiten. Wir können dieses Kaufmannszeichen nicht zuordnen, wir wissen nicht, welcher Kaufmann das ist, ansonsten sieht man hier Schiffe. Es ist eindeutig Venedig, das kann man auch an der Kleidung sehen, das spielgelt einfach die Handelsbeziehungen auch wieder."
Rainhard Riepertinger, Ausstellungsmacher
Eineinhalb Stunden wird eine Führung durch die Ausstellung mit ihren 100 Schätzen etwa dauern, die Rainhard Riepertinger und seine Kollegen hier auf 1000 Quadratmater ausbreiten. Das ist viel, gleicht aber dennoch einem Parforceritt durch die Jahrhunderte.
"Ganz wichtig ist, eine der wichtigsten Tugenden des Ausstellungsmachens ist der Mut zur Lücke, den man auch haben muss, man muss auswählen, man muss schauen, was sind wichtige Objekte, was sind spannende Objekte, was sind Exponate, die die Besucher besonders interessieren. Eines meiner Lieblingsstücke ist der Erdglobuspokal den man Gustav Adolf geschenkt hat in Nürnberg 1632, anrührend finde ich aber auch was ganz, ganz einfaches, was wir in der letzten Abteilung zeigen, ein Findelkindzettel aus der Zeit um 1800 in München wo eine verzweifelte Mutter das Kind abgelegt hat mit einem Zettel: „Bitte kümmert euch um mein Kind, ich kann es leider nicht.“ und das ist eine spannende Geschichte die man dazu erzählen kann, weil die Kinder wurden dann danach benannte, wo sie gefunden wurden, also bei der Stiege, dann hieß der eben Stiegler."
Rainhard Riepertinger, Ausstellungsmacher
Das Museum wendet sich an alle Sinne seiner Besucher. Hier dürfen sie an Pestkräutern riechen. Die Menschen wussten nicht, woher die Krankheit kam. Sie dachten, dass sich Pestkranke mit üblen Dünste anstecken würden. Die versuchten sie mit Gerüchen zu bannen.
Aus der Zeit des 30-jähriges Krieges stammt eines der Prunkstücke: Es ist der fein ziselierte goldene Globuspokal von Christoph Jamnitzer, den die Nürnberger dem schwedischen König geschenkt haben, als Gustav Adolf in die Stadt eingezogen ist.
"Die waren sehr froh, als der Gustav Adolf gekommen ist, das war ja sowas wie ein Befreier, der die protestantische Sache gerettete hat, und das ist insofern toll, weil das Stück aus Stockholm kommt, und bei dem Leihvertrag hat auch der schwedische König persönlich zustimmen müssen, das freut uns natürlich."
Rainhard Riepertinger, Ausstellungsmacher
Kaum begann sich Bayern vom 30-jährigen Krieg zu erholen, stand 50 Jahre später der nächste Krieg ins Haus und darauf wieder einer und noch einer - viermal Krieg gab es im 18. Jahrhundert. Zuletzt gegen das revolutionäre Frankreich. Im letzten Raum hängt ein Gemälde, das aus Versailles gekommen ist. Der deutsche Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg verneigt sich auf dem Bild vor Napoleon. Ein Bild mit hoher Symbolkraft. Bayern stand zu Beginn des 19. Jahrhunderts an der Seite Napoleons, um aber rechtzeitig die Seiten zu wechseln, als sich die Niederlage des französischen Kaisers abzeichnete. Die nächsten Kriege lassen nicht lange auf sich warten. Und sie werden schlimmer denn je. Aber das erzählt das Museum dann in seiner Dauerausstellung, die um das Jahr 1800 beginnt, mit der Entstehung des modernen Bayern.