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BR Heimat - Heimat lesen Maximilian Schmidt: Die Jachenauer in Griechenland (8)

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Sonntag, 28.01.2024
20:05 bis 21:00 Uhr

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Zum besseren Verständnis zunächst ein kleines Kapitel bayerisch-hellenischer Geschichte:

Der erste König von Griechenland ist ein Bayer: Otto Friedrich Ludwig von Wittelsbach. Geboren am 1. Juni 1815 in Salzburg, wo sein Vater, der bayerische Kronprinz und spätere König Ludwig l. von Bayern als Statthalter residiert. 15 Jahre später wird der neu gegründete Staat Griechenland nach seinem Erfolg im Unabhängkeitskrieg gegen das Osmanische Reich international anerkannt. Nach etlichen politischen Irrungen und Wirrungen braucht es dort einen König; nach längerer Suche entscheiden sich die Großmächte Europas für den 16jährigen Prinzen Otto von Bayern.

Ab Dezember 1832 reist Otto über Italien in sein neues Königreich. Von Brindisi kommend, trifft er am 6. Februar 1833 an Bord der britischen Fregatte Madagascar in der griechischen Hauptstadt Nafplion ein. Da er bei Regierungsantritt noch nicht volljährig ist, erhält Otto zunächst einen Regentschaftsrat zur Seite. Die Regentschaft schafft die administrativen Grundlagen eines modernen Staates. Die Gesetzgebung orientiert sich an deutschen Vorbildern, selbst das bayerische Reinheitsgebot für Bier ist in Griechenland gültig. An seinem 20. Geburtstag, nun volljährig, übernimmt Otto am 1. Juni 1835 die Regierung eigenverantwortlich und besteigt als König von Griechenland den Thron. Während sich eine Zivilverwaltung unter der Leitung bayerischer Beamter langsam, aber stetig etabliert, ist an ein modernes Heer noch nicht zu denken. Die meisten Soldaten werden aus Bayern als Söldner angeworben.

Und hier kommt jetzt der Verfasser unseres „Heimat-Lesen“-Werks ins Spiel: Der Oberpfälzer Maximilian Schmidt, genannt „Waldschmidt“. Am 25. Februar 1832 erblickt Maximilian Schmidt in Eschlkam, das heute zum Landkreis Cham gehört, das berühmte Licht der Welt. Mit 16 Jahren geht der junge Max nach München ans Polytechnikum, meldet sich 1850 freiwillig zum Militärdienst und bleibt dann ein Viertel-Jahrhundert Offizier im königlich-bayerischen Dienst. Während seines langen Lebens schreibt er rund 60 größere Volkserzählungen, 40 Humoresken und Skizzen, an die 40 dramatische Theaterstücke sowie viele sogenannte Gelegenheitsgedichte.
König Ludwig II. ernennt Maximilian Schmidt 1884, 10 Jahre nach seiner Pensionierung vom Militärdienst, zum Königlich Bayerischen Hofrat, sein treuer Leser Prinzregent Luitpold will ihn sogar in den Adelsstand erheben. Schmidt lehnt dankend ab, stattdessen darf er ab 1898 den erblichen Namenszusatz "genannt Waldschmidt" führen. Seine Nachkommen tun das bis zum heutigen Tag.

Und damit begeben wir uns endlich in die Jachenau, dieses schöne Bergtal zu Füßen der Benediktenwand, wo die Helden unseres Werks daheim sind, eigentlich. Jetzt aber sind sie als freiwillige Soldaten, als Söldner, in Richtung Griechenland unterwegs, um König Otto bei seiner schwierigen Aufgabe zu unterstützen. Der winterliche Marsch nach Triest ist voller Entbehrungen. Schwer bepackte Soldaten, Pferde, Geschütze - alles muss übers Gebirg. Als die Soldaten erstmals das Blau der Adria sehen, sind viele den Tränen nahe. Andere dagegen verspüren längst Heimweh. Dutzende von Segelschiffen erwarten die bayerischen Kämpfer, um sie an ihr Ziel zu bringen.

Dass das Meer aber eine andere Hausnummer ist als der Walchensee, das spannen unsere Helden in spe eher, als ihnen lieb ist. Ein Seebeben droht die bayerische Batterie zu vernichten, noch bevor die Männer auf griechischem Boden stehen. Mehr tot als lebendig erreichen sie Griechenland. Und leicht haben die Bayern es auch nicht, als sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen haben. Die Jachenauer Soldaten richten sich notdürftig ein. Ungeziefer, Krankheiten und die ungewohnte Hitze sorgen für überfüllte Lazarette. Und die griechischen Kämpfer, die aus dem unzugänglichen Gebirge heraus operieren, nicht minder. Und wie geht es den Lieben in der Heimat ?

"Die Jachenauer in Griechenland“ von Maximilian Schmidt, genannt Waldschmidt. Es liest Christian Jungwirth.